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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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weiß es nicht«, erwiderte ich. »Ich wollte ja bloß daraufhinweisen, dass du Schnittblumen nicht gut findest.«
    »Etwas anderes gab es im Laden nicht.«
    »Okay. Jedenfalls ist es ein sehr schönes Grab, und es tut mir leid, dass wir uns nicht abgesprochen haben und zusammen hingegangen sind.« »Nun, ich freue mich, dass du dort warst.«
    Bedeutete: »Ich bin überrascht, dass du dir die Mühe gemacht hast.«
    Manche Menschen verbreiten Sonnenschein und Wärme; Harriet verbreitet ein schlechtes Gewissen. Habe ich behauptet, dass ich meine Mutter allmählich mochte?
    Zum Thema Friedhöfe und Beerdigungen merkte Carolyn an, dass sie sich in der Bar, in der sie gestern Abend mit ihren Freundinnen gewesen war, die Fernsehübertragung von Gottis Beerdigung angesehen hatte. Sie meinte: »Ich kann ja verstehen, dass die Familie, die Freunde und sogenannten Geschäftspartner erscheinen, aber die Leute auf der Straße - das Winken und Jubeln, die Bekreuzigungen - das war ... deprimierend. Und dann hat man ein paar Leute interviewt, die gesagt haben, Gotti sei ein Held gewesen, ein Mann, der sich um sie gekümmert habe, der der Gemeinschaft etwas zurückgab - als wäre er eine Art Robin Hood.« Rein rhetorisch fragte sie: »Was treibt diese Menschen?«
    Harriet hatte eine Antwort parat: »Die Menschen haben keinen Bezug mehr zu den traditionellen Formen der Regierungsgewalt, und sie suchen Helden, die ... « Und so weiter und so fort.
    Carolyn nahm ihrer Großmutter diese Erklärung nicht ab, und weil dieses Thema unangenehm eng mit dem Thema Frank Bellarosa, seinem Leben, seinem Tod und seiner Beerdigung, verwandt war, befürchtete ich, dass Harriet so was Ähnliches sagen könnte wie: »John, du warst doch bei Frank Bellarosas Beerdigung, meinst du nicht auch, dass die einfachen Leute das Gefühl hatten, sie hätten einen Helden verloren?« Ich hätte diese Frage an Susan weiterleiten müssen. Hoppla. Ohrfeige.
    »Hat gestern jemand das Spiel der Yankees gegen die Mets gesehen?«, fragte ich.
    Nun ja, bevor wir das Spiel analysieren konnten, trafen William und Charlotte um Punkt vier ein und brachten Schwung in die Party. Charlotte stürmte regelrecht zu Edward und Carolyn und deckte sie mit Küssen ein. Und der irre William rief Carolyn zu: »Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist du hübscher geworden, junge Dame!« Dann boxte er spielerisch mit Edward, gab mir einen mannhaften Klaps auf den Arsch und rief: »Hey, Großer! Lass uns ein paar Biere köpfen!«
    Naja, nicht ganz. William ließ sich mit einem gezwungenen Lächeln von allen einen schönen Vatertag wünschen. Er murmelte sogar mir »Einen schönen Vatertag« zu.
    Die Herrschaften Stanhope passten beim Sangria und lehnten auch die Martinis ab, die ich ihnen anbot, ließen sich aber zwei Gläser Wein geben, die sie tranken, als wäre es Leitungswasser. Wir saßen um den Tisch und plauderten, oder besser, Charlotte erzählte, was sie und William in den letzten paar Tagen gemacht hatten. Ich war überrascht, dass sie sich daran erinnern konnte, aber es war sowieso allen schnurzegal. William schwieg meistens und dachte, dessen bin ich mir sicher, über unsere früheren und künftigen Verhandlungen nach.
    Und plötzlich freute ich mich über die Anwesenheit meiner Mutter, weil das die Stanhopes dazu zwang, sich wie normale Menschen zu benehmen.
    Ich beobachtete William genau und achtete auf irgendwelche Anzeichen, dass sich sein Niesen zu einem Husten ausgewachsen hatte. In diesem Alter muss man vorsichtig sein. Aber ihm schien nichts zu fehlen - ein bisschen blass war er vielleicht. War das ein Altersfleck auf seiner Stirn oder ein Melanom?
    Ich dachte auch an Williams und Charlottes gestrige Besprechung mit Pater Hunnings. Hoffentlich hatte ihnen der gute Hirte gesagt, sie sollten sich um ihren eigenen Kram kümmern, uns ein großzügiges Hochzeitsgeschenk geben, den Empfang bezahlen, Susans Unterhaltszahlungen erhöhen und mit dem Fallschirmspringen anfangen.
    Aber vielleicht hatte William Pater Hunnings für die Anti-John-Fraktion angeworben und ihn davon überzeugt, dass er Susan von der Ehe mit einem Mann abraten sollte, der ein Heiratsschwindler, mit Sicherheit psychisch labil und ein Klugscheißer war. Hunnings und ich hatten einander natürlich nie gemocht, und ich hatte neulich bei ihm auch nicht gepunktet, daher wäre das für ihn ein Liebesdienst
    - Pater Hunnings' Rache. Tja, was man sät, das erntet man. Vielleicht sollte ich lernen, netter zu Leuten zu

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