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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Beispiel: »Ich werde keinen schönen Vatertag haben, bis du und Charlotte sich Martinis machen lasst.« Und, einmal sprach ich ihn mit »Dad« an, worauf er zusammenzuckte. Und, was noch besser war: Mein ausgelassenes Tischgeplauder führte dazu, dass sich die beiden noch weiter in sich zurückzogen.
    Harriet bemerkte, glaube ich, dass die Stanhopes ihren Sohn nicht mochten. Sie mochte ihn auch nicht, aber ich spürte, dass es ihr nicht gefiel. Ich war ihr idiotischer Sohn, nicht deren. So ist meine Mom.
    Ich überlegte, ob ich »O mein Papa« anstimmen sollte, aber das konnten wir später im Wohnzimmer machen, wo ein Klavier stand - sowohl Susan als auch Charlotte konnten es spielen, und sie könnten doppelhändig klimpern, während wir dastanden, die Arme umeinanderlegten und sangen.
    Nun ja, das Essen war um halb sieben zu Ende, genau wie Susan es geplant hatte, und ich war mir sicher, dass niemand das Gefühl hatte, die Zeit wäre wie im Flug vergangen.
    Aber weil wir noch den Vatertagskuchen vertilgen mussten, zogen wir uns ins Wohnzimmer zurück und setzten uns um den Kaffeetisch. Sophie schob einen Wagen herein und servierte Kaffee, Tee und Verdauungsschnäpschen.
    Sie brachte auch einen großen Kuchen, den sie selbst gebacken und mit der Aufschrift »Für die strahlenden Väter« verziert hatte. Unglücklicherweise stand dort »Für die zahlenden Väter«. Wir lachten darüber, und ich sagte zu William: »Das ist dein Kuchen, Dad.« Er fand das nicht so komisch.
    Susan brachte eine Geschenktüte mit Designerlogo zum Vorschein und gab sie ihrem Vater. »Einen schönen Vatertag, Dad.«
    William lächelte, froh darüber, dass er einen Teil seiner Unterhaltszahlungen zurückbekam. Er zog eine Karte heraus, klappte sie auf und las sie, ohne uns zu verraten, was darauf stand, oder auch nur zu sagen, dass das Geschenk von uns allen stammte. Was für ein Schwein.
    Dann holte William die Krawattenschachtel aus der Tüte und fand sogar heraus, wie sie aufging. Er hielt einen der abscheulichsten Schlipse hoch, die ich je gesehen hatte. Er war schillernd rosa und wechselte die Farben wie ein Chamäleon, als er von Williams Fingern baumelte.
    Er schien ihm sogar zu gefallen, und er sagte: »Danke, Susan.«
    »Er ist von uns allen, Dad.«
    Ich hätte am liebsten gesagt: »Ich habe eine Yacht bekommen«, aber um nett zu sein, sagte ich: »Ich wünschte, ich hätte ihn bekommen.«
    Was wiederum Harriet zu der Frage veranlasste: »Was hast du von den Kindern bekommen, John?«
    Ich hatte meine Antwort bereits parat und erwiderte: »Zwei Flugscheine nach Hilton Head«, worauf ich den Stanhopes zulächelte, die wieder zusammenzuckten. Neurologische Störung?
    Tja, die gestörten Familienfestivitäten näherten sich dem Ende, es sei denn, ich bat Susan und Charlotte, Klavier zu spielen. Carolyn gab bekannt, dass sie gern den Zug um zwanzig Uhr fünfundzwanzig erreichen wollte, damit sie rechtzeitig heimkäme und vor einer morgendlichen Prozessbesprechung noch etwas arbeiten könnte. Harriet bot an, sie zum Bahnhof zu fahren, aber Carolyn, die noch von der letzten Tour mit Oma traumatisiert war, sagte, Edward bringe sie hin. Edward wollte anschließend bei einem Freund vorbeischauen, außerdem musste er morgen in aller Frühe zum Flughafen aufbrechen, deshalb wollte er sich jetzt von seinen Großeltern verabschieden.
    Wir gingen auf den Vorplatz, wo sich alle umarmten, küssten und einander eine gute Reise wünschten. Das beherrschen die Stanhopes und die Sutters am besten - den Abschied.
    Harriet sagte: »Tja, es kommt mir so vor, als ob wir nur bei Hochzeiten und Beerdigungen zusammenkommen.« Dann fügte sie provozierend hinzu: »Und ich hoffe doch, der nächste Anlass ist Johns und Susans Hochzeit.«
    Ich hoffte, dass der nächste Anlass Williams Beerdigung war, sagte aber: »Wir heiraten im Seawanhaka, noch ehe der Sommer vorbei ist.«
    Harriet schien sich aufrichtig zu freuen, lächelte William und Charlotte zu, die aussahen, als wäre ihnen ein Furz in die Nase gestiegen, und fragte sie: »Ist das nicht wunderbar?«
    Man konnte förmlich hören, wie ihnen der Gebisskleber abplatzte. Die gute alte Harriet - brachte zum Schluss noch einen echten Hammer. Und zur Abwechslung ging er mal nicht auf meine Kosten.
    Jedenfalls umarmte und küsste ich Carolyn ein letztes Mal und sagte: »Ich werde dich nicht mehr aus London anrufen.« »Ich liebe dich, Dad.«
    Wieder zuckte William zusammen. Wenn der Mann ein Herz hätte, würde er

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