Nelson DeMille
einem Foto von einem Segelboot. Ich dankte ihnen für das echte Segelboot, und sie strahlten vor Freude und Stolz über ihr Geschenk.
»Willkommen daheim, Dad«, sagte Edward.
»Du bist unser Vatertagsgeschenk«, sagte Carolyn.
Susan wurde weinerlich, Sophie desgleichen, und selbst Carolyn, die normalerweise hart wie Stahl ist, wischte sich die Augen. Edward und ich, wahre Männer eben, räusperten uns bloß.
Ich vertraute den Kindern meinen Gedanken nicht an, dass ihre Treuhandfonds bald austrocknen könnten. Realistisch gesehen, müssten wir Bescheid wissen, bevor irgendjemand einen Scheck ausstellte, deshalb machte ich mir nicht allzu viele Sorgen. Schlimmstenfalls wären sie enttäuscht, dass sie sich ihr Geschenk nicht leisten konnten. Und sie würden wissen, wem sie die Schuld dafür geben mussten. Was dieses Thema anging, ermahnte ich sie nicht: »Seid nett zu Opa und Oma.« Stattdessen sagte ich: »Lasst uns im August nach Hilton Head segeln.«
Susan riet mir: »Erwähne das bloß nicht gegenüber meinen Eltern.«
»Okay. Wir überraschen sie im August.« Susan befürwortete das nicht. Kurzum, es war nach wie vor Stanhope'sches Geld, das alles beeinflusste, was wir machten und sagten. Tja, mit etwas Glück war es damit bald vorbei.
Wir stiegen in den Lexus und fuhren los, um die Boote anzusehen. Die ersten beiden, ein vierzehneinhalb Meter langes Alden und ein dreizehn Meter langes Hinckley, lagen in öffentlichen Yachthäfen, und wir betrachteten sie vom Anleger aus.
Das nächste, ein altes, zwölfeinhalb Meter langes Hinckley, war vor einem Privathaus an der Manhasset Bay vertäut. Wir riefen vorher an, und der Besitzer war zu Hause und zeigte es uns. Das vierte Boot, ein vierzehn Meter langes Morgan 454, lag am Seawanhaka, und wir ließen uns von einer Clubbarkasse hinbringen, durften aber nicht an Bord. Das fünfte, ein 44 C&C, hatte seinen Liegeplatz ebenfalls am Seawanhaka, aber der Steuermann der Barkasse teilte uns mit, dass die Familie den ganzen Tag damit unterwegs sei. Er versicherte uns allerdings, dass es ein schönes Boot sei.
Auf dem Rasen das Clubs wurde das Grillfest anlässlich des Vatertags vorbereitet, und außer Hörweite der Kinder sagte ich zu Susan: »Warum bringen wir deine Eltern nicht hierher, statt daheim zu essen? Dann können dein Vater und ich später das Morgan nehmen und sehen, wie es sich handhaben lässt.«
»Wir wollen das Boot ihm gegenüber doch nicht erwähnen«, erinnerte sie mich.
»Ich glaube, er und ich können mitten im Sund ein sehr ergiebiges Gespräch unter Männern führen.«
Sie musste mich missverstanden haben, denn sie sagte: »John, es ist nicht nett, wenn du am Vatertag damit drohst, meinen Vater zu ertränken.«
»Was redest du da?« Ich fragte mich, ob er noch immer ein guter Schwimmer war.
Wir setzten uns alle auf die hintere Veranda und tranken Bloody Marys. »Und? Hat dir eines davon gefallen?«, fragte mich Susan.
»Das waren lauter großartige Boote«, erwiderte ich. »Wir müssen ein paar Termine machen, mit ihnen raussegeln und sehen, wie sie sich handhaben lassen. Und ich will mir das C&C ansehen, das draußen war.«
Edward sagte: »Mir hat das Morgan gefallen. Es hat mich an das erinnert, das wir hatten.«
Carolyn pflichtete ihm bei. »Das wäre groß genug, damit Dad und Mom nach Europa segeln können.«
Und so saßen die Sutters auf der Veranda, genossen Drinks und betrachteten den Sonnenschein, der auf der Bucht funkelte, und die Boote an ihren Liegeplätzen, deren Bug auf die einlaufende Flut ausgerichtet war, und redeten darüber, welche Yacht ihnen am besten gefiel. Viel schöner konnte es eigentlich nicht werden, aber vermutlich hatten das die Passagiere der Titanic auch gedacht, bis sie den Eisberg rammte.
Bevor wir nach Hause fuhren, um uns für die Stanhopes und meine Mutter vorzubereiten, hielten wir am Friedhof von Locust Valley.
Susan, Edward und Carolyn waren zur Beerdigung meines Vaters hier gewesen, aber seither vermutlich nicht, daher erkundigte ich mich bei der Verwaltung, wo das Grab von Joseph Sutter lag, während Susan bei einem Händler in der Nähe des Tores Blumen kaufte.
Wir liefen auf einem kurvenreichen, von Bäumen gesäumten Weg über den parkartigen Friedhof. Die Grabsteine waren nicht höher als anderthalb Meter und zwischen all den Pflanzen nicht zu sehen, sodass man den Eindruck hatte, man liefe durch ein Naturschutzgebiet oder einen botanischen Garten.
In der Ferne trennten eine Hecke und
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