Nelson DeMille
sein, die mich fertigmachen können. Vielleicht auch nicht.
Susan hatte Sophie angewiesen, spätestens um Viertel vor fünf zum Essen zu rufen - wie viel von dem hier hielten wir aus? -, und Sophie tauchte zum verabredeten Zeitpunkt auf dem Patio auf und sagte: »Das Essen ist aufgetragen.«
Susan platzierte meine Mama zu meiner Linken und Charlotte rechts von William. Wir waren übereingekommen, die Kinder strategisch links von Opa und gegenüber von Oma Charlotte zu setzen. Susan nahm zu meiner Rechten Platz, worauf ich verkündete: »Der erste Gang ist ein polnisches Gericht namens Treuhandfondssalat.« Natürlich sagte ich das nicht. Aber ich verfügte über ein ganzes Repertoire an Geldumschreibungen, die ich während des Essens einstreuen konnte, um die Kids zum Kichern zu bringen, wie zum Beispiel »grünes Zeug«, »Flocken«, »Linsen«, »Knete« und »liquide Mittel«. Nun ja, von Letzterem verstehe ich nichts.
Susan brachte einen Toast auf die großartigsten Väter der Welt aus, und William dachte irgendwie, das beziehe auch ihn mit ein, und sagte »Danke«. Susan sagte: »Und auf Joseph.«
Das trieb meiner Mutter eine Träne ins Auge. Und das ist die Frau, die sämtliche Vatergefühle zunichte gemacht hatte, die Joseph Sutter möglicherweise gehegt haben mochte. Aber wie schon gesagt, sie wurde eine gute Oma, und ich hoffte, dass sich diese großmütterliche Liebe auch in ihrem Testament niederschlug. Die Wale brauchen das Geld nicht.
Ich nutzte die Gelegenheit und sagte: »Ich bedaure es sehr, dass Peter nicht hier sein kann.« Dann fragte ich die Stanhopes: »Wo arbeitet er jetzt?«
William erwiderte: »Er ist in Miami und regelt von dort aus den Großteil der Familiengeschäfte.«
Ich wollte nicht derjenige sein, der darauf hinwies, dass es keine Familiengeschäfte gab - nur altes Geld, das in den Händen von Profis war -, und weil ich außerdem etwas von diesem Geld für meine Frau und die Kinder haben wollte, widerstand ich der Versuchung zu sagen: »Er ist ein Strandstreicher, der nicht mal eine Dollarnote wechseln könnte, ohne sich an einen Finanzberater zu wenden.« Stattdessen sagte ich: »Richtet ihm bitte Grüße von mir aus.« Und bestellt ihm, dass wir uns vor Gericht wiedersehen werden.
Zum Thema Stanhope'sches Vermögen: Wenn William für dieses Geld gearbeitet hätte, wäre ich nicht so versessen darauf gewesen; mit dem Geld, das sie verdient haben, können die Leute machen, was sie wollen. Aber es war geerbtes Geld, das lediglich durch Abstammung, aber nicht durch Plackerei, Köpfchen oder gar Glück erworben worden war. Daher war ich der Überzeugung, dass es der Scheißkerl seinen Nachkommen vermachen musste - selbst Peter dem Nichtsnutz -, genauso, wie es seiner wertlosen Wenigkeit vermacht worden war. Dieses Geld sollte nicht als Waffe oder als Pawlow'sche Hundebelohnung eingesetzt werden.
Das Essen ging einigermaßen gut vonstatten, denn da Harriet zugegen war, konnten sich die Stanhopes nicht wie absolute Arschlöcher aufführen. Zum Beispiel kamen sie nicht auf Susans verstorbenen Gatten zu sprechen, der ja auch der Stiefvater meiner Kinder gewesen war. Wenn sie seinen Namen im Beisein meiner Kinder erwähnt hätten, wäre ich garantiert ausgerastet und hätte gesagt: »Edward und Carolyn haben ihn für einen langweiligen alten Sack gehalten, genau wie euch beide«, und dann wäre das Essen vorüber gewesen.
Die dämliche Charlotte sagte allerdings: »Wir können es kaum erwarten, wieder heimzukommen.«
Uns allen ging es genauso, aber ich erwiderte: »Ich kann es kaum erwarten, euer Haus auf Hilton Head zu sehen.«
Und sie sagten ... nichts. Aber William schaute mich über die ganze Länge des Tisches hinweg an und stieß Rauch aus den Nasenlöchern.
Jedes Mal, wenn das Gespräch ins Stocken geriet, brachte Susan es wieder in Gang, aber ich fand es nicht gut, als sie zu den Kindern sagte: »Erzählt euren Großeltern doch von ... « Was auch immer. Es war ein bisschen bemüht, aber der Objektivität halber sollte auch angemerkt werden, dass Opa und Oma Stanhope ihren Enkeln nicht viel entlockten, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie Edward und Carolyn auf Warteschleife gelegt hatten, bis die Frage mit Mom und Dad geklärt war.
Susan hatte mich gebeten, herzlich und nicht eingeschnappt zu sein. Ich überbot sie sogar noch. Ich kann sehr gut gespielte Fröhlichkeit verbreiten - sodass es fast an Parodie grenzt - und legte richtig los. Zu William sagte ich zum
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