Nelson DeMille
du packst alles?« Sie nickte.
Ich bemerkte, dass er ein Taschenmesser in der Hand hielt. Er klappte es auf und zerschnitt die Nylonschur an Susans linkem Handgelenk, umrundete das Bett und zerschnitt nacheinander die drei anderen Schnüre.
»Okay, du Miststück, raus aus dem Bett.« Er packte ihre Haare und zog sie vom Bett, dann stieß er sie zu Boden. »Knie dich da hin, wo dich dein Mann sehn kann.«
Susan kniete sich neben das Bett, und wir sahen uns in die Augen. Ich nickte und sagte zu ihr: »Ist schon gut.«
Anthony bedachte mich mit einem Grinsen. »So? Ist schon gut? Mir wird's auch gleich guttun.«
Er hielt Susan das Messer unters Kinn und sagte: »Keine Tricks, sonst bring ich euch beide um. Verstanden?« Sie nickte.
»In Ordnung ... « Er trat einen Schritt näher zu ihr. »Nimm ihn in den Mund.«
Susan zögerte, worauf er sie wieder an den Haaren packte und ihr Gesicht zu seinem Unterleib zog. Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Schau lieber zu, verflucht noch mal, sonst vertrimm ich ihr mit dem Gürtel den Arsch.«
Ich nickte.
Zu Susan sagte er: »Mach den Mund auf. Genau so ... steck ihn rein, Miststück ... okay ... ooh, das ist gut... John? Schau zu, wie sie mir den Schwanz leckt -«
Mit einem Mal stieß er einen Schrei aus, ließ das Messer fallen und sprang zurück.
Susan fiel vornüber zu Boden und rollte unters Bett. Anthony hielt sich den Unterleib, krümmte sich zusammen und stöhnte vor Schmerz, dann warf er sich zu Boden, steckte den Kopf unter das Bettgestell und griff nach Susan.
»Anthony, du Drecksack!«, schrie ich. »Du blöder Scheißkerl! « Ich packte den Heizkörper, rüttelte daran, versuchte die Verbindung zwischen Heizkörper und Rohr abzureißen, aber sie hielt. Verdammt. »Anthony! «
Als ich aufblickte, stand er wieder, lief rasch zur anderen Seite des Bettes und schrie: »Du verfluchtes Miststück! Du bist tot, du verfluchtes Miststück!«
Ich sah Susans Kopf und Schultern hinter dem Bett auftauchen, dann stand sie auf, als Anthony auf sie zukam, und legte langsam und bedächtig die Schrotflinte an die Schulter. Er war nur noch knapp einen Meter von ihr entfernt, als er jäh stehen blieb und sagte: »Was zum -?«
Ich hörte einen lauten Knall und sah, wie Susans rechte Schulter zurückzuckte. Anthonys Körper schleuderte rückwärts, er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Ich sah, wie Susan auf den anderen Lauf umschaltete, während sie einen Schritt auf ihn zuging. Wieder legte sie die Schrotflinte an die Schulter und richtete die Läufe auf sein Gesicht.
»Susan!«
Sie schaute zu mir. »Nein. Nicht.«
Sie schaute wieder zu Anthony, der sich noch regte und abwehrend den rechten Arm hob.
»Susan! Such die Schlüssel für die Handschellen. Schnell!«
Sie warf einen weiteren Blick auf Anthony, schmiss dann die Schrotflinte aufs Bett und fand die Schlüssel in seiner Hosentasche.
Sie kniete sich neben mich, aber wir sagten kein Wort, als sie die Handschellen aufschloss. Ich stand rasch auf und starrte auf Anthony herab, der immer noch quicklebendig war, die Hände auf die Brust presste und von einer Seite zur anderen schaukelte.
Ich nahm Susan in die Arme. Sie zitterte, und ich sagte: »Setz dich hierher ... « Ich führte sie zu einem Stuhl und setzte sie darauf. »Ist alles in Ordnung?« Sie nickte und starrte Anthony an.
Ich lief zu ihm und blieb neben ihm stehen. Wir sahen uns in die Augen. Dann begutachtete ich die Stelle auf der rechten Seite seines Brustkorbs, wo er beide Hände über die Wunde hielt, und sah Blut zwischen seinen Fingern hervorquellen. Ich hatte erwartet, dass seine Brust mit Schrotkugeln gespickt war, aber Susan hatte den Lauf mit dem Flintenlaufgeschoss abgefeuert. Ich entdeckte das Einschussloch in der hellblauen Tapete.
Ich schaute zu Anthony und blickte ihm erneut in die Augen. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, sagte ich zu ihm.
Er bewegte die Lippen, und ein Keuchen kam aus seinem Mund. Ich hörte ihn flüstern: »Leck mich.«
»Nein, du kannst mich mal.«
Ich sah jetzt, dass das Blut, das zwischen seinen Fingern hindurchsickerte, mit rotem Schaum vermischt war, was auf eine Lungenverletzung hindeutete. Nicht gut, aber er könnte überleben ... wenn er in ein Krankenhaus kam. Ich bemerkte auch, dass sein Penis blutete, aber das war das geringste seiner Probleme.
Ich trat wieder zu Susan, die reglos auf dem Stuhl saß und Anthony noch immer anstarrte. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
Sie nickte,
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