Nelson DeMille
mir zu. »Fang!« Ich ließ sie an der Brust abprallen und zu Boden fallen.
»Leg dir die Handschellen an, du Arschloch, sonst baller ich dir die Füße weg.« Er richtete das Gewehr wieder auf meine Beine. »Komm schon, John. Ich will nicht die ganze Scheißnacht hier rumhängen. Willst du Susan sehn? Leg die Handschellen an, dann gehn wir Susan besuchen. Ich will sie dir zeigen.«
Ich ging in die Hocke und griff nach den Handschellen. Aus dieser Stellung konnte ich möglicherweise losspringen und an ihn rankommen, aber er wusste das und trat einen Schritt zurück, drückte das Gewehr an die Schulter und zielte auf mich. »Sofort!«
Ich ergriff die Handschellen und ließ sie lose um meine Handgelenke einrasten. »Okay, jetzt gehst du auf allen vieren die Treppe hoch. Runter!«
Ich kniete mich auf den Boden und kroch zur Treppe. Anthony bewegte sich hinter mir, und ich hörte, wie der Riegel an der Haustür vorgelegt wurde.
Ich schleppte mich auf allen vieren die Treppe hoch, und Anthony hielt hinter mir Abstand. »Ich habe das Gewehr genau auf deinen nackten Arsch gerichtet, und mir juckt schon der Finger am Abzug«, ließ er mich wissen.
Ich wog meine Möglichkeiten ab, aber da gab es nichts abzuwägen. Ich wollte nur sehen, ob Susan am Leben war - dann würde ich mir irgendwas einfallen lassen.
»Tony hat den Lexus deiner Frau genommen«, erklärte Anthony. »Du hast doch hoffentlich nichts dagegen. So, und jetzt denkst du dir wahrscheinlich: >Wie hat mich dieser dämliche Itaker drangekriegt?< Oder? Denkst du das grade, Schlaukopf?«
Der Gedanke war mir kurz durch den Kopf gegangen, und ich war wütend auf mich, weil ich so verdammt blöde gewesen war. Aber der Angreifer ist immer im Vorteil. Sein toter Onkel würde mir beipflichten.
»Du und dein Scheißweib, ihr seid so scheißschlau. Aber vielleicht hast du und dein blödes Weib auch gedacht, ich wäre nicht hinter euch her, und ihr seid schludrig geworden.«
Ich erreichte den obersten Treppenabsatz, und er sagte: »Bleib auf allen vieren und kriech zum Schlafzimmer.«
Anthony schob sich rasch an mir vorbei, hatte das Gewehr weiter auf mich gerichtet und ging zur Schlafzimmertür. Er blieb stehen und betrachtete mich, während ich den Flur entlang auf ihn zukroch.
»Yeah, dein dämliches Weib kriegt 'nen Anruf vom Pförtnerhaus, aber es ist kein Wachmann, sondern Tony, der anruft und sagt: >Ich hab ein Paket für Sie, Mrs Sutter. Ich bring's vorbei, wenn ich das Grundstück kontrolliere, worum mich Ihr Mann gebeten hat.< Du musst also ein bisschen aufpassen, mit wem du sprichst, John. Vielleicht hat der Wachmann, mit dem du geredet hast, für mich gearbeitet. Richtig? Hey, sag was. Sag irgendwas Schlaues.«
»Leck mich.«
»Das ist nicht schlau. Ich kann kaum glauben, dass ich dich anheuern wollte. Schau dich doch an - splitternackt, auf allen vieren, mit Handschellen, und du kriechst dahin, wo ich's dir sage. Eigentlich bist du also gar nicht so schlau. Und ich bin nicht so dämlich, wie du gedacht hast - okay, stopp.«
Ich hielt etwa drei Meter von der Schlafzimmertür entfernt inne.
Er fuhr fort: »Yeah, Tony klingelt also, sie schaut durch den Spion, sieht 'nen Typ in der All-Safe-Uniform und macht die Tür auf. Wie scheißblöde ist das denn? Und du hättest dabei sein sollen, John, als Tony sie ins Haus schubst und ich hinter ihm reinkomme. Ich meine, die glotzt mich bloß an und weiß gleich, wer ich bin. Und dann erinnert sie sich an Tony, von früher, als sie mit meinem Vater getickt hat. Und ich sage zu ihr: >Du hast meinen Vater umgebracht, du Miststück<, und ich hab gedacht, die pisst sich ins Höschen. Und dann will sie sich das Gewehr aus dem Schirmständer schnappen, und ich knall ihr eine, dass sie auf den Arsch fliegt.«
»Sie sind ein richtiger Mann.«
»Halt das verfluchte Maul!«, sagte er. »Ihr habt ein Gewehr bei der Tür. Rechnet ihr mit Ärger?« Er lachte. »Weiß das reiche Miststück überhaupt, wie man mit 'ner Knarre umgeht?« Er erkannte, dass es eine dumme Frage war. »Das Miststück hat meinen Vater ohne jeden Grund erschossen -«
»Ich habe Ihnen den Grund genannt -«
»Du bist ein verlogenes Arschloch, aber ich krieg heut Abend schon die Wahrheit aus dir und ihr raus.« Er riss die Tür auf und trat beiseite. »Schau dir dein Weib an.« Ich wollte aufstehen, aber er rief: »Auf alle viere, Arschloch!« Ich kroch durch die Schlafzimmertür.
»Auf die Knie!« Ich ging auf die Knie.
Susan lag im Bett,
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