Nelson sucht das Glück
gehorsam, frech, aber zutraulich. Einer der Händler machte sich sogar einen Spaß daraus, für die Mischlinge einen eigenen Rassenamen zu kreieren und Lolas und Kings Junge entweder » Beadle« oder » Pugel« zu nennen. Natürlich würde sie für die Welpen nur einen Bruchteil des Preises erzielen, den sie sonst für ihre reinrassigen Hunde bekam, doch es kam ihr geradezu lächerlich vor, Nelson für hundertfünfzig Dollar zu verkaufen; insgesamt betrachtet war es viel zu wenig für den Hund. Doch da gab es ein Gatter, das dringend repariert werden musste, und sie musste noch ein paar Legehennen kaufen. Allein mit ihrer Rente kam sie kaum über die Runden.
Mrs Anderson rieb die Welpen regelmäßig mit einem feuchten Handtuch sauber, was mittlerweile zwei Mal am Tag nötig wurde, da ihr Kot mit jeder festen Mahlzeit, die sie zu sich nahmen, dicker wurde. Eines Morgens jedoch spürte Nelson, dass ihnen eine neue Erfahrung bevorstand, denn sie trug die Kleinen bis in die Waschküche, die im hinteren Teil des Hauses lag. Der Geruch dort war trocken und tröstlich und erinnerte Nelson an die einzige Nacht, die er in Mrs Andersons Bett hatte schlafen dürfen.
Sie ließ die Welpen in der Kiste zusammenliegen und bereitete eine kleine Wanne mit lauwarmem Seifenwasser vor. Dann badete sie sie, einen nach dem anderen. Nelson mochte das Baden auf Anhieb, denn als Mrs Anderson ihn mit einem Lappen sanft am ganzen Körper abseifte, war das genauso, wie wenn er von seiner Mutter abgeschleckt wurde. Schon bald fühlte er sich sauber und erfrischt, und der leichte Lavendelduft der Seife lullte ihn wohlig ein. Wenn sie einen Welpen gründlich eingeseift hatte, spülte sie ihn in einer anderen Wanne ab und rubbelte ihn mit einem dicken Handtuch trocken. Anschließend nahm sie seinen Kopf behutsam in beide Hände und trimmte ihm mit einer kleinen, aber scharfen Schere das flauschige Fell. Dabei wand sich Nelson ein wenig, weshalb Mrs Anderson ihn einmal fast mit der Schere ins Auge gestochen hätte, als sie versuchte, die Härchen rund um seine Augen zu kürzen. Schließlich hob sie ihn hoch und gab ihm ein paar Küsschen auf den Kopf. Nelson leckte ihr das Gesicht ab und schmeckte wieder das salzige Wasser rund um ihre Augen.
An diesem Abend servierte Mrs Anderson den Welpen all ihre Leibspeisen. Es gab Milch und Brot, aber auch kleine Käsestückchen, Eier, Äpfel und Wurst. Einen nach dem anderen fütterte sie Lolas Wurf. Erschöpft nahm auch Lola ein paar Bissen zu sich.
Als sich Nelson zum Schlafen neben seine Mutter kuschelte, roch er all seine Brüder und Schwestern um sich herum, die an diesem Abend sauber waren. Er hörte, wie sich ihre kleinen Bäuche beim Atmen hoben und senkten, aber auch ein gelegentliches Grummeln aus ihren vollen Mägen. Die Lichter waren ausgeschaltet, doch er roch dennoch Mrs Anderson, die auf einem Stuhl neben ihnen saß. Das war bisher der schönste Tag in Nelsons Leben gewesen. Das Glück, das er verspürte, als er in jener Nacht langsam in den Schlaf hinüberglitt, war wie eine weiche, kuschelige Decke. Er träumte von saftigen Wiesen voller Würste, in denen er endlos mit seinen Geschwistern herumtollen und fressen konnte.
Doch als Nelson am nächsten Morgen aufwachte, stand ihm ein Tag bevor, der sein Leben von Grund auf verändern würde.
2
Als der kleine Hund aufwachte, erlebte er etwas Seltsames und Neues. Er und seine vier Geschwister hockten in einer Obstkiste auf dem Rücksitz von Mrs Andersons Pick-up. Während der Wagen über die holprigen Landstraßen der Gegend rumpelte, rutschten die Welpen hin und her, purzelten manchmal sogar übereinander. Obwohl Mrs Anderson versuchte, vorsichtig zu fahren, kam es Nelson so vor, als würden seine Eingeweide durchgeschüttelt, und ihm war flau im Magen. Er und seine Geschwister winselten leise vor sich hin, doch niemand kam, um sie zu trösten. Am Fell der anderen konnten sie immer noch den Geruch ihrer Mutter riechen, aber Lola war nirgendwo zu sehen.
Irgendwann hielt der Wagen, und Mrs Andersons Gesicht tauchte über ihnen auf. Sie streichelte den Welpen über ihre kleinen Köpfe, und sie leckten begierig an ihren Händen und fühlten sich sogleich getröstet. Einen nach dem anderen hob sie heraus und gab ihnen aus einer kleinen Flasche Milch zu trinken. Der Behälter hatte einen unangenehmen Beigeschmack nach Plastik, doch die Milch roch und schmeckte gut. Nachdem sie die Hunde zurück in ihre Kiste gesetzt hatte, schlief Nelson wieder
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