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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kopf. »Aber ich habe mich da in etwas hineingesteigert«, behauptete sie. »Es wäre so leicht gewesen, dich einfach darauf anzusprechen. Ich hätte mir denken können, dass es eine ganz simple Erklärung für dein langes Fortbleiben gibt. Und für diese schattenhafte Gestalt. Ich meine, ich bin mir ja noch nicht einmal sicher gewesen, wirklich jemanden gesehen zu haben. Es war so einfach, jemanden zu bestimmen, auf den ich meine Angst konzentrieren konnte. Es machte alles so … « Erneut suchte sie nach einer zutreffenden Formulierung.
    »Überschaubar?«, half ich ihr aus. Judith nickte dankbar. »Nichts anderes macht Maria mit Ed«, behauptete ich und bemühte mich um ein breites Grinsen, um die Anspannung, die noch immer in der Luft lag, ein wenig zu lockern. »So seid ihr Frauen eben: Wenn ihr eure Tage habt, sind wir Männer schuld am schlechten Wetter und an der Hungersnot in der Dritten Welt.«
    »Mistkerl!« Judith tat so, als wolle sie mir in den Bauch boxen, konnte sich aber auch ein Lächeln nicht verkneifen.
    Ich zog sie noch dichter an mich und fuhr ihr durchs Haar und sie lehnte sich mit der Wange an meine Brust und atmete erleichtert durch. Trotz der dramatischen Situation, in der wir uns nach wie vor befanden, standen wir ein paar wohltuende, entspannende Atemzüge einfach nur eng umschlungen da. Ich atmete den wunderbaren Duft ihrer Haare und ihrer warmen, weichen Haut.
    Selbst der Schweiß, der auch ihre Kleider durchnässt hatte, wirkte auf mich wie Parfüm und ich wunderte mich ein wenig, wie intensiv meine Sinneswahrnehmungen plötzlich waren. Hatte ich mir nicht eben noch selbst weismachen wollen, dass ich nicht in sie verliebt war?
    Wahrscheinlich war ich es wirklich nicht, redete ich mir auch jetzt wieder erfolgreich ein, was mich aber nicht daran hinderte, die Intimität des Augenblicks aus vollen Zügen zu genießen. Sicherlich war es die absolute Dunkelheit um uns herum, die meinen Geruchs- und Tastsinn zum Ausgleich für den vorläufigen Verlust der Sehfähigkeit schärfte. Judith blickte zu mir auf und in der nächsten Sekunde berührten ihre samtweichen, warmen Lippen sanft die meinen. Ich erwiderte ihren Kuss und nach einigen sachten Berührungen tastete ihre Zungen-spitze vorsichtig nach meinen Lippen.
    In Wirklichkeit vergingen wahrscheinlich nur wenige Minuten, aber sie kamen mir wie Stunden vor. Ich hatte noch nie im Leben so intensiv, so leidenschaftlich geküsst; vielleicht weil mir noch nie eine Frau begegnet war, die so unglaublich gut küssen konnte wie sie. Ich erinnerte mich daran, dass wir uns am Abend scherzhaft auf eine Revanche geeinigt hatten, und beschloss, unverzüglich davon Gebrauch zu machen, sobald wir diesen Horrortrip hinter uns hatten. Ich würde sie mit mir in die Staaten nehmen, ganz unverbindlich und ohne Verpflichtungen und Zwänge. Ich war davon überzeugt, überhaupt noch nie eine Frau geliebt zu haben. Es hatte Beziehungen und Affären gegeben, aber ich hatte nie das Gefühl, mir sei das Herz gebrochen worden, nachdem eine Frau mich verlassen hatte. Auch Judith liebte ich nicht, aber was nicht war, konnte ja vielleicht noch werden. Ich fühlte, wie es in meinem Bauch zu kribbeln begann.
    Dann, im ungünstigsten aller Momente, meldeten meine Kopfschmerzen sich zurück – leise nur, aber in ausreichender Stärke, um die absurde Romantik des Augenblicks brutal zu zerstören. Wieder fühlte ich, wie der Boden unter meinen Füßen leicht vibrierte, und das leichte Wummern, das zeitgleich in meinen Bauch zurückkehrte, hatte etwas vom Effekt eines Grizzlybären, der sich ungestüm auf ein Honigglas stürzt und die schillernd bunten Schmetterlinge, die bislang daraus genascht haben, mit einem Schlag vertreibt; dabei hatte ich es vorher mehrfach als etwas Angenehmes, fast schon Erotisierendes wahrgenommen. Nun aber empfand ich es als etwas Störendes.
    »Fühlst du das auch?«, fragte ich leise.
    »Es macht mir Angst«, antwortete Judith und klammerte sich noch ein bisschen fester an mich. »Du meinst dieses Zittern.«
    Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich war zwar schon davon überzeugt gewesen, dass die seltsame Vibration unter meinen Füßen real sein musste, aber ich erinnerte mich nur zu deutlich daran, dass ich in dieser Nacht auch schon ganz andere Dinge für zweifellos echt gehalten hatte. Miriam zum Beispiel.
    »Lass uns weitergehen«, bat Judith und hob ihren verletzten Arm ein bisschen an. Sie hätte die Ausrede nicht benötigt, schließlich hatte

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