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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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bewegen. An seinem oberen Ende klemmte es zwischen einer Betonplatte von gut einem halben Quadratmeter und, wie es mir vorkam, mehreren Kubikmetern Geröll fest. Systematisch begann ich, es Stein für Stein, von oben angefangen, beiseite zu räumen.
    »Du … du bringst mich um, nicht wahr?« Obwohl ich geahnt hatte, wie groß ihr Misstrauen war, erschreckten mich ihre Worte. Wie konnte sie so etwas von mir denken? Sie konnte mich doch nicht ernsthaft für eine blutrünstige Bestie halten, die durch ein finsteres Gemäuer schleicht und ein ahnungsloses Opfer aus dem Hinterhalt ersticht? Ich sprach es aus.
    Eine ganze Weile lang schwieg Judith und ich räumte mit größter Vorsicht, um ein Herabrutschen der Steine oder eine plötzliche Bewegung des eingeklemmten Gestells zu verhindern und sie damit womöglich zusätzlich zu verletzen, weitere Gesteinsbrocken und kleinere Teile der Betondecke beiseite. Ich hörte, wie sich ihr Atem ein wenig beruhigte und wie sie ihr Schluchzen unterdrückte.
    Sie erlangte die Kontrolle über sich zurück, langsam zwar, aber unüberhörbar.
    »Wo sind die anderen?«, fragte ich, während ich in Gedanken ein Stoßgebet zum Himmel schickte, kein weiteres Desaster auszulösen, als ich die Betonplatte mit einem kräftigen Ruck aufrecht stellte und nach links wegkippte. Sie polterte ein kleines Stück weit davon und riss ein paar kleinere Trümmerstücke mit sich. Etwas Staub wirbelte auf, aber wenigstens dieses eine Mal war das Glück auf meiner Seite. »Geschafft«, stieß ich seufzend hervor und hob das Bettgestell vorsichtig an.
    Judith rappelte sich in eine sitzende Position auf, presste sich schwer atmend mit dem Rücken an die Wand und blickte zu mir auf. Trotz der nahezu vollkommenen Dunkelheit konnte ich erkennen, dass ihre Augen angstweit geöffnet waren. Ich beugte mich zu ihr hinab, packte sie unter den Schultern und hob sie vorsichtig auf die Füße.
    Judith wehrte sich nicht, aber ich konnte den rasenden Pulsschlag unter ihrem T-Shirt fühlen, als ich sie berührte, und strich ihr beruhigend mit der Hand durchs Haar.
    »Hab keine Angst«, wiederholte ich leise. »Es ist wegen Stefan, oder? Judith, du musst mir glauben. Ich habe es nicht getan. Ich weiß nicht, was er gemeint hat, als er sagte, er sei hier.« Judith antwortete nicht, sondern versuchte mit dem Rücken an der Wand entlang vor mir auszuweichen, aber ich hielt sie mit sanfter Gewalt fest und schüttelte den Kopf. Wir konnten so nicht weitermachen. Nicht nur, weil ich ihre Furcht als ungemein verletzend empfand (Ich konnte keiner Fliege etwas zuleide tun, zum Teufel noch mal, geschweige denn ihr!
    Ich hatte sie doch gerne. Und außerdem hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht ein einziges Mal mit irgendjemandem geprügelt, noch nicht einmal im Sandkasten, geschweige denn auf dem Schulhof! Ja, verdammt: In gewisser Hinsicht war ich ein Weichei!), sondern vor allen Dingen, weil wir spätestens in dieser Situation begreifen mussten, dass wir aufeinander angewiesen waren. Außerdem … nein, ich wischte den Gedanken entschieden beiseite. Ich liebte Judith nicht. Aber ich brauchte sie trotzdem – einfach nur, weil ich irgendjemanden brauchte, an den ich mich, den Beschützer vorgebend, klammern konnte. »Denk doch mal vernünftig darüber nach«, sagte ich in fast flehendem Tonfall.
    »Keiner von euch hat seine letzten Worte gehört, niemand außer mir. Wenn ich ihn umgebracht hätte, hätte ich euch alles Mögliche erzählt, Judith. Dass wir seiner Familie einen letzten Gruß bestellen sollten oder irgendeinen anderen Mist, aber doch nichts, womit ich mich letztendlich selbst in Verdacht bringe.«
    »Das ist es nicht allein«, fiel Judith mir leise ins Wort, atmete aber zwei-, dreimal tief und bewusst ein und aus, ehe sie weitersprechen konnte. »Es ist das und der Blick, mit dem er dich angesehen hat, und … ich war draußen im Hof … «, stieß sie schließlich hervor. Ihre Angst, etwas Falsches zu sagen, klang überdeutlich aus jeder einzelnen Silbe heraus. Dennoch sprach sie weiter. »Ich … ich glaubte, einen Schatten gesehen zu haben. Eine Gestalt. Sie kam vom Lehrerhaus.«
    »Davon hast du nichts gesagt«, antwortete ich und konnte hören, wie sie angespannt die Luft anhielt.
    Wieder sagte sie einige Sekunden lang nichts. Ihre Vermutung laut auszusprechen hatte sie deutliche Überwindung gekostet. »Was hast du die ganze Zeit über getan?«, fragte sie schließlich. »Du warst eine Viertelstunde

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