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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Maria?«, fragte sie in den nun zumindest zu einem kleinen Teil von flackerndem gelbem Licht erfüllten Tunnelabschnitt, aber niemand antwortete.
    Mein Unfall mit dem Bettgestell hatte dem Kellerraum buchstäblich den Rest gegeben. Die Decke war auf mehreren Metern Richtung Eingang weiter eingestürzt, so dass es an ein Wunder grenzte, dass Judith und ich nicht unter den Trümmern begraben worden waren. Von den meisten der Bettgestelle, die wir sichernd zwischen den Schuttberg und die Decke geklemmt hatten, lugte nicht mehr als ein Bein oder eine verformte Feder aus dem Geröllhaufen hervor. Aber wenigstens war nicht alle Arbeit umsonst gewesen, denn zwei ineinander verkeilte, aus der Decke gebrochene Betonplatten hatten einen vollständigen Einsturz der Decke verhindert, so dass die von uns geschaffene Nische an ihrer engsten Stelle zwar nur auf dem Bauch robbend, aber immerhin überhaupt passierbar geblieben war.
    Judith kletterte auf den Schuttberg, zwängte sich auf den Knien ein Stück weit durch die Lücke zwischen Decke und Geröll und leuchtete mit der Flamme des Feuerzeugs hinein. »Carl? Maria?«, wiederholte sie.
    »Hört mich jemand? Seid ihr verletzt?«
    Niemand antwortete und nach einigen Augenblicken kehrte Judith traurig den Kopf schüttelnd zu mir zurück.
    »Nichts«, sagte sie hoffnungslos. »Wenn jemand unter diesen Brocken begraben liegt, können wir nichts für ihn tun. Lass uns nach Ellen suchen.«
    Ich nickte, strich ihr übers Haar und legte ihr den Arm um die Schultern, während wir langsam auf den Ausgang zugingen. Dieses Mal wehrte sie sich nicht. Erleichterung machte sich in mir breit. Es waren nur wenige einfache Sätze gewesen, die wir endlich unter vier Augen miteinander gewechselt hatten, aber sie hatten ein kleines Wunder bewirkt: Wenn Judith mir noch immer misstraute, dann tat sie es in einem Maß, das gering genug war, es vor mir verbergen zu können. Wir erreichten den langen Gang mit den Betten. Auch hier war der Strom ausgefallen, was meinen Gedanken, dass noch vor kurzem jemand hier gewesen sein musste, der gewartet hatte, was von dem Keller übrig geblieben war, bekräftigte. Dieses Stromnetz hatte die vergangenen sechzig Jahre einschließlich mindestens zweier Sprengungen niemals unbeschadet überstanden und musste zwischenzeitlich mehrfach repariert worden sein, wenn die Sicherungen selbst durch einen vergleichsweise geringen Einsturz, wie wir ihn gerade erlebt hatten (wie ich ihn ausgelöst hatte!), flöten gingen.
    »Da!«, entfuhr es Judith plötzlich, als wir den Gang fast vollständig hinter uns gelassen hatten, leuchtete mit dem Feuerzeug nach etwas, was sie zwischen den zerrissenen, zerknüllten und vergilbten Laborbefunden auf dem staubigen Boden erspäht hatte, und hob es auf. »Marias Schuh«, seufzte sie erleichtert. »Damit bleibt nur noch einer übrig, der unter dem Schutt begraben sein könnte.«
    »Carl war keinen ganzen Schritt hinter mir, als die Decke eingestürzt ist«, sagte ich in beruhigendem Tonfall. »Er wird sich schon schnell genug in Sicherheit gebracht haben.«
    Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander durch den stockfinsteren Keller, den Judith nur sporadisch mit der Flamme des Feuerzeuges erhellte, um zu verhindern, dass es sich überhitzte und ihr um die Ohren flog, was die fatale Folge gehabt hätte, dass wir den Weg aus diesem Labyrinth heraus, von dem ich insgeheim bezweifelte, dass wir ihn überhaupt finden würden, im Dunkeln hätten ertasten müssen. Doch obwohl ich meinen Orientierungssinn ganz allgemein für nicht viel zuverlässiger hielt als den eines bekifften Albatros mit Fischvergiftung, der sich in einem Spiegellabyrinth auf dem Rummelplatz zurechtzufinden versucht, trugen meine Beine mich mit fast unheimlicher Zielsicherheit durch die finsteren Kellergänge und auf den zweiten Durchbruch zu. Dort angelangt blieb Judith plötzlich stehen und griff nach meiner Hand.
    »Ich … «, begann sie zögerlich und suchte einen Augenblick lang nach den richtigen Worten. »Es tut mir Leid, dass ich dich so ungerecht behandelt habe«, sagte sie schließlich.
    »Macht nichts«, winkte ich ab und zwang mich zu einem Lächeln, das mir aber zur kläglichen Grimasse geriet. »Wir sind alle mit der Situation überfordert«, seufzte ich und drückte sie kurz an mich. »Jeder misstraut irgendjemandem: du mir, Maria Ed, ich Carl und Ellen … « Ich hob die Schultern. »Wahrscheinlich uns allen«, vermutete ich.
    Judith schüttelte heftig den

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