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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Finstern
    – nicht eindeutig hatte identifizieren können, von dem ich mir aber während des Rückweges anhand seines Gewichts und der Beschaffenheit des Stoffes ausrechnete, dass es ausgerollt bestimmt drei oder vier Leichen verdecken konnte. Zufällig stellte ich bei dieser Gelegenheit auch fest, dass Kopfrechnen eine sehr ablenkende und deshalb beruhigende Wirkung hat – besonders dann, wenn man so schlecht darin ist wie ich. Während ich, zurück im Haupthaus, die Plane, ein schmuddeliges, hier und da bereits Schimmel ansetzendes und im geschlossenen Raum entsprechend übel riechendes Zelttuch, über dem Leichnam des Bodybuilders ausbreitete, befasste ich mich in Gedanken intensiv mit der Wurzel aus siebenunddreißigeinhalb. Und gerade als ich eine gute Idee für einen möglichen Rechenweg hatte, zog etwas meine Aufmerksamkeit auf sich: ein aufgedrucktes schwarzes Naziemblem, das erst sichtbar wurde, als ich die dunkelgrüne Plane fast vollständig über Stefan gebreitet hatte, und das bis dahin von einem ebenfalls aufgedruckten Wappenschild verdeckt gewesen war. Ich vergaß das Kopfrechnen und rieb mir fröstelnd die Oberarme. Wo zum Teufel war ich hier gelandet? Wer hatte sich an dieser Schule herumgetrieben? (Hatte? Obwohl ich mich nach wie vor weigerte, an Ellens wahnwitzige Theorie zu glauben, betete ich, dass ich die Zeitform instinktiv und nicht bloß zu meiner Beruhigung richtig gewählt hatte.) Und was hatte derjenige hier getrieben? Ob hier wirklich Menschen gezüchtet worden waren?
    Ich bedeckte Stefans nackte Füße mit der Plane und erlegte mir, während ich mich aufrichtete, eine neue, etwas einfachere, aber umso langwierigere Rechenaufgabe auf. Ich wollte nicht wirklich wissen, was sich in der Vergangenheit hier zugetragen hatte; die gegenwärtigen Probleme in diesem Gemäuer reichten mir vollkommen aus.
    Ich wandte mich von dem Toten ab und setzte dazu an, zur Küche zurückzugehen, als mich plötzlich ein seltsames Gefühl beschlich. Im ersten Augenblick war es nur eines von vielen, die ich nicht zuordnen konnte und wollte und vor denen ich mich hinter den Zahlenkolonnen vor meinem inneren Auge zu verstecken versuchte: ein leichtes Kribbeln unter den Fußsohlen, das ich für die Dauer eines Lidschlags erschrocken für die Vorankündigung eines neuerlichen Ohnmachtsanfalles hielt, obwohl es keinen Grund gab, das Bewusstsein zu verlieren. Ich hatte nicht einmal mehr leichte Kopfschmerzen, was ich jetzt, da es mir gerade bewusst wurde, dankend begrüßte.
    Aber es war kein betäubtes Kribbeln, sondern überhaupt nichts, was seine Ursache in meiner körperlichen Verfassung fand.
    Der Boden unter meinen Füßen vibrierte! Die Vibration, die das Jahrhunderte alte Gemäuer durchlief, als sei irgendwo tief im Fels unter mir verborgen eine mächtige Maschine angeworfen worden, dauerte weder lange an, noch war sie besonders stark. Zwei, drei Sekunden vergingen, in denen ich unschlüssig auf meine Füße hinabstarrte und nicht wusste, welchen Reim ich mir darauf machen und wie ich reagieren sollte, als sich plötzlich mehrere kleine, aber zweifellos echte Putzstücke von der Decke über mir lösten und dicht gefolgt von einer kleinen Menge feinporigem Staub auf den Boden hinabfielen. Sie kullerten ein Stück weiter, ehe sie, durch die Vibration sachte zitternd, vor meinen Fußspitzen liegen blieben.
    Ein ungewöhnliches, aber nicht unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem Körper, ganz besonders in der Magengegend, aus. Es war, als stünde ich vor der Bassbox einer gewaltigen Lautsprecheranlage, aus der die Klänge gleich mehrerer Bässe mein Innerstes vibrieren ließen – ein vertrautes, warmes Gefühl, das mich in meiner Jugend und als junger Erwachsener zum Open-Air- und Konzerthallen-Junkie hatte werden lassen, immer lange vor Einlass schon vor den Toren wartend, um garantiert einen Platz dicht an den Boxen in den ersten Reihen zu bekommen. Ich hatte die Vibration der Bässe immer geliebt und ließ auch heute noch keine Gelegenheit aus, meine Trommelfelle und die Nerven meiner Nachbarn mit meiner bescheidenen (aber ausgesprochen lauten) Stereoanlage auf die Zerreißprobe zu stellen.
    Daher genoss ich trotz aller durch mein Unwissen um die Ursache des Bebens ausgelösten Angst diesen seltsamen Augenblick, diese Erschütterung, die durch Mark und Bein ging. Das hier war ähnlich dem dezibelintensiven Gedröhn, vor dem mein Ohrenarzt mich regelmäßig eindringlich warnte – nur noch wesentlich

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