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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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jedoch innerhalb weniger Sekunden zu einem frenetischen Jubel steigert.
    Da ich nun nicht mehr der ›einsame Pianist‹ von eben bin, sondern einfach Ben Todd, der es hasst, so im Mittelpunkt zu stehen, trete ich voller Unbehagen von einem Fuß auf den anderen und winke, einen Arm noch immer um Jack geschlungen, mit der freien Hand in die Menge. Steif und hölzern, so fühlt sich die Bewegung an, die bei Claire, meiner Schauspielpartnerin, und bei allen anderen so natürlich wirkt. Mein Blick gleitet über die Menschen in der großen Halle, über die Treppe mit dem edel geschwungenen Geländer, bis hin zu der Empo …
    Halt, wieder zurück!
    Dort, auf der Treppe, war da nicht … es sah aus, als ob …! …
    Da, tatsächlich! Sarah!
    Sie steht auf dem mittleren Treppenabsatz, direkt neben Randy und Alberta, und sieht auf mich herab. Unsere Blicke verschmelzen für Sekunden, bis sich meine Beine wie ferngesteuert in Bewegung setzen. Ich merke nicht einmal, dass ich ihr entgegenlaufe, bis ich mit dem Fuß gegen die unterste Stufe der Treppe stoße. Mein Blick ist unverwandt auf sie gerichtet, eine unbeschreibliche Freude erfasst mich.
    Sie ist hier!
    Unaufgefordert treten die Zuschauer zur Seite, als ich, der Hauptdarsteller des eben gesehenen Stückes, so strahlend an ihnen vorbeilaufe. Die meisten sehen mir verwundert nach – ich spüre ihre Blicke in meinem Nacken, aber sie machen mir nichts aus.
    Sie ist hier!
    Ein Stück weit ist mein Bewusstsein zu mir aufgeschlossen. Nicht genug, um die alten Ängste und Zweifel zu entfesseln, die Sarah mit ihrer Ablehnung hinterlassen und vertieft hat.
    Ich bleibe nur für einen Moment am Fuß der Treppe stehen, bevor ich Jack dort absetze und die ersten Stufen hinauflaufe, zu ihr. Erst als ich sehe, dass Sarahs Lächeln bröckelt, dass sie plötzlich erschrickt, als ich so auf sie zustürme, halte ich inne und bleibe stehen. Auf der dritten Stufe vor dem Absatz, auf dem sie – starr wie eine Statue – steht und mich ansieht.
    Sag etwas, sag etwas, sag etwas!!!,
ruft es in mir, als peinlich stille Sekunden verstreichen.
    »Hallo Sarah«, presse ich endlich hervor.
    »Hallo Ben«, erwidert sie so leise, dass ich es kaum höre. Schnell schüttelt sie ihren Kopf, dann geht sie bis an die Kante des Absatzes vor und streckt ihre Hand zur Begrüßung aus. »Du warst großartig heute Abend, ich gratuliere dir.«
    Gott, das klingt nicht nur furchtbar förmlich, auch die Geste wirkt … fehlplatziert.
    Sarah selbst sieht aus, als wünsche sie sich eine Schnur an ihre Worte, um sie zurückziehen zu können. Da ihre Hand weiterhin ausgestreckt einen halben Meter vor meiner Nasenspitze schwebt, steige ich zwei Stufen höher und schüttele sie kurz. »Danke.«
    Gott, wir sind hoffnungslos!
    Wir stehen uns noch eine Weile gegenüber und starren einander schweigend an. Und dann, als die wertvollen Sekunden ungenutzt verstreichen, geschieht es plötzlich.
    Alberta platzt der Kragen! »Madonna mia!«
    Sie drängelt sich an Sarah vorbei und baut sich mit in die Hüfte gestützten Händen zwischen uns auf. Das Gesicht der rundlichen Frau ist so rot, dass ich mir für einen Moment ernsthafte Sorgen um ihre Gesundheit mache. Randy scheint es ähnlich zu gehen. Zumindest folgt er ihr und stellt sich neben sie. Ich spüre Schritte hinter mir, wende mich um und erblicke Caro, Marc und Maggie.
    Was zum Teufel …?
    Alberta holt tief Luft, während alle Umstehenden im selben Moment auf das Atmen verzichten.
    »Was iste uberaupte los mit euch – eh?« Ihre Worte donnern durch die offene Empfangshalle.
    Um uns herum herrscht schlagartig Stille. Nur die dezente Hintergrundmusik, die mir bislang nicht einmal aufgefallen war, dudelt weiterhin aus den Lautsprechern in der Saaldecke und macht unser Schweigen nur noch deutlicher.
    Sarah und mir bleibt keine Zeit für Scham.
    »Seide ihr bisschene pleme-pleme in die Birne, oder wase? Ihr liebte euche, uber alles, kanne sehe jedes kleine Kind. Jede Eeinzelne von uns weiße das. Wo isse die Probleme – eh? Ihr quälte euch selber, ohne Grunde. Iste veruckte. Che miseria!«
    Aufgebracht fuchteln Albertas knubbelige Arme zwischen Sarahs und meinem Gesicht herum.
    Die übrigen Zuschauer haben inzwischen einen respektvollen Abstand zu dem lauten Geschehen gebildet. Super, eine Bühne mitten im Treppenaufgang ist wirklich das Letzte, was mir noch fehlte. Albertas aufgebrachte Stimme schallt durch das Foyer; alle Umstehenden lauschen gespannt und wissen offenbar

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