Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Kopf baut sich das Bild eines hungrigen, angebundenen Esels auf, der den heiß ersehnten Haufen Möhren nur um Haaresbreite
nicht
erreicht.
So wird sich auch Ben fühlen – und dieser Gedanke widerstrebt mir zutiefst. Ich liebe Ben. Wie den Bruder, den ich nie hatte. Niemals würde ich mich an ihm vergreifen; Ben ist heilig.
Außerdem, Sarahs schmachtenden Blick von vorhin nach zu urteilen, würde ich ihr in ihrer jetzigen Situation tatsächlich auch zutrauen, Ben als Trostpflaster zu missbrauchen. Nicht bösartig, sondern einfach, weil sie in ihrer Kränkung vermutlich nach einer Bestätigung sucht, die der liebeskranke Mann hier ihr nur allzu bereitwillig liefern würde.
Und ich? Ich könnte es ihr nicht einmal verübeln, das wäre blanke Heuchelei. Schließlich fahre ich selbst schon seit Jahren auf derselben gut geölten Schiene.
»Wo ist er überhaupt?«, fragt Sarah in diesem Moment.
Ich zucke mit den Schultern. Wir erheben uns und beginnen, nach ihm zu suchen. In seinem Schlafzimmer werden wir schließlich fündig. Mit dem zusammengerollten Jack auf dem Bauch liegt er auf seinem Bett. Beide schlafen tief und fest.
Ein Lächeln huscht über Sarahs Gesicht, als sie ihn so sieht.
»Weißt du«, flüstert sie. »Ben ist
Ron
so ähnlich. Nicht für eine Minute hat er mich heute aus den Augen gelassen.«
Er ist nicht erst seit heute so nah an dir dran
,
Süße!
Ich verkneife mir den Kommentar, natürlich tue ich das. Auch wenn es stimmt: Seit Monaten ist Ben wie Sarahs zweiter Schatten. Ständig unmittelbar hinter ihr, um sie aufzufangen, sollte sie fallen. Genau so, wie man sich einen Schutzengel vorstellt.
Sarah schleicht auf Ben zu und zieht behutsam die Bettdecke über ihn. Er atmet ruhig und regelmäßig. Sie beugt sich zu ihm herab und gibt ihm einen Kuss auf die Wange, doch da schreckt er zusammen, reißt die Augen auf und wendet sich ihr ruckartig zu. »Schhh«, macht Sarah. »Ich wollte dich nicht wecken, entschuldige bitte.« Ben reibt sich die Augen, will sich aufrichten, aber sie hindert ihn mit der flachen Hand auf seinem Brustkorb daran. »Ben? Ähm, … kann ich mit Josie und Berta vielleicht ein paar Tage bei dir bleiben?«
Er blickt ungläubig zu ihr auf. Dann, nach etlichen Sekunden, zieht sich ein Lächeln über sein Gesicht und lässt seine Augen strahlen. »So lange du willst!«, erwidert er leise.
Mich sieht er nicht einmal, obwohl ich nur wenige Meter entfernt im Türrahmen lehne und den Drang, meine Augen zu verdrehen, nicht länger unterdrücken kann.
Sarah ergreift seine Hand. »Schlaf dich aus, Schatz«, flüstert sie und haucht noch einen Kuss auf seine Stirn. Bens Lider flattern. Schon schließt er sie wieder, noch ehe sie zurückweicht.
Gott, die beiden sind so unglaublich süß, dass ich Gefahr laufe, wegen Überzuckerung zu kollabieren, wenn ich noch länger hier stehen bleibe und ihnen zusehe. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, ihre Geschichte möge ein gutes Ende nehmen. In welcher Art auch immer.
[home]
Ben erzählt.
S eitdem Sarah und Maggie am Nachmittag meine Wohnung verlassen haben, bin ich in Bewegung. Habe gründlich aufgeräumt, die Betten frisch bezogen und den Staubsauger bemüht. Dann bin ich endlich einkaufen gegangen und habe Randy angerufen, um ihm Bericht zu erstatten. Die letzte Stunde verbringe ich hibbelig und ungehalten, wie auf heißen Kohlen. Der große, runde Mond hat die Sonne schon abgelöst, als ich in Erwägung ziehe, etwas zu kochen. Da ich nicht weiß, ob die anderen schon zu Abend gegessen haben, beschließe ich, anzurufen und zu fragen, aber Maggie kommt mir zuvor. Das Handy klingelt in meiner Hand und lässt mich zusammenfahren.
Gott, bin ich ein Nervenbündel …
»Wir fahren jetzt los, Ben! Drück uns die Daumen, dass alle Aasgeier verschwunden sind. In zwanzig Minuten sind wir bei dir.«
Als Maggie nach dieser kurzen Ansage auflegt, weiß ich immer noch nicht, ob sie gegessen haben. Es vergeht nicht mal eine Viertelstunde, bis das Läuten der Türklingel durch die Wohnung schallt. Sarah tritt als Erste über die Schwelle und berichtet noch im Hereinkommen, dass Maggies Plan tatsächlich aufgegangen ist.
Nachmittags, bei ihrer Ankunft am Haus, schossen die Paparazzi ihre Fotos und stellten lästige, teilweise unverschämte Fragen, die Sarah nur teilweise beantwortete. Gegen Abend lichtete sich die Schar der Reporter vor ihrem Anwesen und Maggie konnte sie, die Kleine und die italienische Nanny unbemerkt entführen.
Alberta
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