Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Zeit zu entsprechen. Und dann die Szenen auf diesem Dampfer. Kein Tag verging ohne Übelkeit und Erbrechen. Aber das Schlimmste war …« Sie zögert kurz, bevor sie mit einer Stimme fortfährt, die kaum mehr als ein Flüstern ist. »Ich habe ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, das Baby abtreiben zu lassen. Ich danke Gott dafür, es nicht getan zu haben.«
Weder Maggie noch ich trauen uns, etwas zu entgegnen. Und so wirken Sarahs Worte für eine Weile in der Stille nach, bis sie selbst erneut das Schweigen durchbricht.
»Daniel versicherte mir, er würde hinter mir stehen. Egal, wie meine Entscheidung ausfiele. Ich wäre nicht allein, hat er gesagt.«
Neue Tränen schimmern in ihren Augen, doch Sarah duldet sie nicht und wischt sie weg.
»Gab es denn schon einmal so eine Situation? Ich meine, ist Daniel schon mal …« Maggie bricht ihre Frage mit hochgezogenen Augenbrauen ab.
»… fremdgegangen?«, ergänzt Sarah. »Nein. Zumindest nicht, dass ich es wüsste«, sagt sie mit einem gequälten Lächeln. »Ich vermute, es gab Verführungen, denn die gibt es schließlich überall …« Bei diesen Worten streift mich ihr Blick … und bleibt sekundenlang auf mir haften, bis sie sich losreißt und kaum wahrnehmbar den Kopf schüttelt. »Aber ich denke nicht, dass er sich zuvor schon einmal hat hinreißen lassen, nein.«
Eine Weile sitzen wir noch stumm beieinander. Dann steht Maggie auf und holt ihren Koffer mit den Schminkutensilien. Sie setzt sich wieder neben Sarah, deren Augen ins Leere starren und sich dabei immer wieder mit neuen Tränen füllen.
»Nicht mehr weinen, Süße«, fordert Maggie mit sanfter Bestimmtheit. »Du musst damit aufhören, wenn du diesen Pressetypen nachher wirklich begegnen willst. Geschwollene Augen wären für die ein gefundenes Fressen. Wenn du zu ihnen gehst, dann mit Stolz. Und ohne Sonnenbrille! Komm, das kriegen wir hin.«
Die folgenden Minuten verstreichen in zwangloser und doch schwerer Stille. Jack hat sich auf meinen Schoß gelegt und genießt es, wie so oft, von mir gekrault zu werden.
Gedankenverloren lasse ich meine Finger durch sein Fell gleiten.
Sarah hat von Versuchung gesprochen. Unter niedergeschlagenen Wimpern hat sie zu mir herübergesehen und mit diesem Blick tausende von Schmetterlingen aufgescheucht, die sich bis dahin relativ ruhig verhalten hatten. Nun jedoch flattern sie wie wild durch meinen Bauch. Ich reibe meine Schläfen. Das ist alles so …
falsch
.
Ich bin ein miserabler Freund, und mein Kopf wird mich noch umbringen. Eine Schmerztablette muss her. Dringend!
Armer Ben …
… denkst du vielleicht. Da sitzt er nun und grübelt. Mal wieder, jawohl. Seine beste Freundin beobachtet ihn genau und sehr, sehr skeptisch.
Ich würde sie gerne mit einbeziehen. Also, lassen wir Maggie ein Stückchen weitererzählen, in Ordnung?
SIE und das, was du von ihr wissen solltest: Sie ist ziemlich winzig und schlank, hat hellblond gefärbte, schulterlange Haare und wasserblaue Augen. Sie ist fünfundzwanzig Jahre und zehn Monate alt, Schütze vom Sternzeichen und in der Liebe. Denn sie begibt sich ständig auf die Jagd nach Männern, die sie im Erfolgsfall häutet und genüsslich verspeist.
Außerdem liebt sie Salat mit Eiern und Thunfisch, Abtanzen in der Disco, kussfeste Lippenstifte und natürlich Schuhe.
Sie heißt Margaret, droht jedoch jeden zu töten, der es wagt, sie auch nur einmal so zu nennen. Dem kühlen Tag zum Trotz trägt sie ein kurzes türkisfarbenes Kleid und farblich abgestimmte Schuhe mit enormen Absätzen.
Und, was wohl am wichtigsten ist: Im Grunde ihres Herzens, wenn auch tief verborgen, glaubt sie noch immer an die wahre Liebe.
Ich gebe das Wort an Schützling No. 989.768.463.332
alias Margaret Banks.
[home]
Maggie erzählt.
W ährend ich Sarah schminke, beobachtet sie Ben, der still hinter mir sitzt. Mit einem kurzen Seitenblick sehe ich, was sie so gefangen nimmt. Ben hängt seinen Gedanken nach, während er einen zufrieden brummenden Jack krault. Immer wieder versinken die Kuppen seiner langen Finger dabei im Fell seines Hundes.
Vermutlich wünscht sich Sarah, mit Jack zu tauschen. Die Idee lässt mich innerlich schmunzeln. Ja, Jack könnte die dämlichen Paparazzi beißen, und Sarah würde derweil ihre schmerzenden Augen unter Bens streichelnden Händen schließen. Der Gedanke ist nicht nur amüsant, sondern auch ziemlich erschreckend, sobald mir klar wird, dass dieser Schimmer in Sarahs abwesendem Blick tatsächlich
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