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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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entschlossen. »Einen Moment«, entgegne ich und verdecke das Mikro mit meiner Hand.
    »Es ist das Kindred Hospital. Sie wollen mit dir sprechen.«
    Sarah neigt den Kopf zur Seite, schürzt die Lippen leicht und streckt dann ihre Hand aus.
    »Ja, bitte?«, meldet sie sich zögerlich.
    Ihre in Skepsis verengten Augen weiten sich, werden größer und größer und lassen bald schon einen tiefen Schock erkennen, noch bevor sie ein schwaches »Oh, Gott!« in das kleine Gerät haucht und danach die Hand vor den Mund schlägt. »Nein, nein, … ich … ich komme sofort. Ja, sicher, ich … bin in etwa zwanzig Minuten da.« Damit beendet sie das Gespräch.
    »Was ist passiert?«
    »Daniel!«, antwortet sie, als wäre der Name Erklärung genug.
    »Was ist mit ihm?«, frage ich alarmiert.
    »Er … er ist hier in L.A.« Sarah sieht aus, als würde sie jetzt erst realisieren, dass das eigentlich nicht sein kann. Ihr Gesicht hat über die kurze Dauer des Telefonats jegliche Farbe eingebüßt, sie wirkt aschfahl.
    »Er hatte einen Autounfall und liegt im Krankenhaus.«
    »Oh!«, sage ich nur. Meine Kehle ist schlagartig so trocken, dass selbst dieser kleine Ton rauh klingt.
    Sarah erhebt sich langsam und etwas wackelig. Sie ist wie benommen. »Warum ist er hier?«, sagt sie. Ich beschließe, dass diese Frage nicht an mich gerichtet ist. »Er muss … sofort abgereist sein, trotz der laufenden Dreharbeiten«, stellt Sarah fest.
    »Und, was jetzt? Willst du da hin?«
    Ihr Blick schweift zu mir hoch. Sie schaut mir so hart in die Augen, dass ich innerlich zusammenfahre. »Sicher werde ich jetzt ins Krankenhaus fahren. Ich muss doch wissen, was geschehen ist.«
    Einen Moment lang schockiert mich ihr Ton, dann nicke ich hastig. »Ist gut, ich fahre dich!«
    »Nein!«, ruft sie, kaum dass ich meinen Vorschlag ausgesprochen habe. »Nein, ich fahre selbst. Aber … du könntest mir deinen Wagen leihen, wenn das möglich ist.«
    Ich will sie fragen, warum ich sie nicht fahren darf, beschließe aber nur einen Wimpernschlag später, dass jetzt nicht der rechte Zeitpunkt ist, mit ihr darüber zu diskutieren, und nicke. »Sicher. Komm, ich gebe dir die Schlüssel.«
    Gemeinsam durchkreuzen wir den Garten. Auf der Terrasse beugt sich Sarah zu Josie herab und gibt ihr einen Kuss auf den Kopf. »Ich muss kurz weg, Liebling. Einkaufen.«
    In diesem Moment hebt Alberta den Kopf. Sarah erwidert ihren Blick mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln, das die Fragen der Italienerin im Keim erstickt. »Ich bin bald wieder da, Josie. Sei lieb, hörst du?«
    »Ich bin immer lieb!«, erwidert die Kleine im Brustton der Überzeugung und widmet sich dann wieder ihrem Memory-Spiel mit Alberta. Die muss sich sichtlich zusammenreißen, nicht weiter nachzuhaken, denn dass hier etwas nicht stimmt, hat sie sofort gemerkt. 
    Ich begleite Sarah durch mein Wohnzimmer in den schmalen Flur und durchforste dort vergeblich die Taschen meiner Jacke nach meinem Autoschlüssel. Im Wohnzimmer, in der Obstschüssel, werde ich endlich fündig. Sarah ist in der Zwischenzeit in ihrem Zimmer verschwunden und kommt in Jacke und mit einer riesigen Sonnenbrille in den Händen zurück.
    »Und du willst da jetzt wirklich hinfahren?«, frage ich leise.
    Sie sieht mich noch empörter an als kurz zuvor im Garten. »Natürlich, Ben! Es geht um Daniel. Er … er ist Josies Vater!« Sie sagt das so vehement und heftig, als wolle sie mich an diese Tatsache erinnern.
    »Das meinte ich nicht … ich wollte nur …«, stammele ich, ohne es fertigzubringen, auch nur einen meiner tausend Gedanken in einen klar formulierten Satz zu packen.
    Sarah hält ihre Hand auf, ich lege den Autoschlüssel hinein.
    »Bis später«, flüstert sie nur, nun wieder sanft, und wirft mir dabei einen letzten tiefen Blick zu. Dann versteckt sie ihre schönen hellgrünen Augen hinter den dunklen Gläsern ihrer Sonnenbrille.
    Die Tür schließt sich hinter ihr mit einem metallenen
›Klack‹,
das ungewöhnlich lang in meinen Ohren nachhallt. 

[home]
    Sarah erzählt.
    D ie Landschaft rauscht an mir vorbei, als befände ich mich in Trance.
    Meine Gedanken sind bei Daniel. Hätte mir jemand vor einem Tag gesagt, er würde in einen Autounfall geraten und dabei verletzt werden, hätte ich vermutlich trotzig behauptet, dass mich das kalt ließe.
    Aber dem ist nicht so. Minutenlang kann ich an nichts anderes denken, als daran, wie schwer er wohl verletzt ist, und ob er bald wieder auf die Beine kommt.
    Und ich habe

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