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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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bereits über die Missstände unserer Beziehung Bescheid weiß.
Verdammt!
    Ich verlasse den kleinen Zwischenflur, auf dem unsere Unterhaltung stattgefunden hat, und betrete Daniels Zimmer erneut so leise wie möglich. Trage einen Stuhl an sein Bett und nehme beinahe lautlos neben ihm Platz.
    Das Piepen der Überwachungsmonitore und Daniels sanftes Brummen, das er im Schlaf so oft von sich gibt und das weder ein Seufzen noch ein richtiges Schnarchen ist, sind die einzigen Geräusche, die den hellen Raum beherrschen.
    Warum?,
frage ich mich immer wieder, als ich ihn so sehe.
    Warum hast du uns das angetan, Daniel?
    Und dann, nur einen Augenblick später, pocht es auf der anderen Seite meines Kopfes, als würde mein schlechtes Gewissen anklopfen.
    Was hat er getan? Warst nicht du diejenige, die Ben schon vor Monaten küssen wollte? Ist es nicht einfach nur sehr leicht, Daniel die Schuld in die Schuhe zu schieben?
    Diese Gedanken lasse ich nicht lange zu. Ich schiebe sie zur Seite und betrachte stattdessen Daniels schlafendes Gesicht. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und schiebe meine Hand behutsam unter seine eingegipste Linke. Sanft schließen sich meine Finger um seine freiliegenden Fingerspitzen, während sich neue Tränen ihren Weg bahnen und ungehindert über meine Wangen herabfließen.
    Kann ich das wirklich? Kann ich Daniel für Ben verlassen und mich – mit Josie, wohlbemerkt – auf völlig neues Terrain begeben? Oder wäre es richtig, zu Daniel zu stehen und die Krise, in die wir uns wohl beide manövriert haben, tapfer durchzustehen. Er hat sich immerhin sofort nach unserem Telefonat auf den Weg zu mir gemacht und …
    »Sarah«, brummt Daniel in diesem Moment – nur eine Sekunde, bevor er sich mir zuwendet. Sofort entziehe ich ihm meine Hand und frage mich im selben Moment, warum ich das tue.
    Gott, ich bin so schrecklich verwirrt.
    »Schhh«, mache ich nur und schüttele meinen Kopf. »Die Ärzte sagen, du brauchst Ruhe. Also schlaf, Daniel! Wir … können später reden.«
    »Du bist hier«, stellt er fest. Und dieser schlichte Satz versetzt mir einen tiefen Stich. Oder ist es der ungläubige Blick, der seine Worte begleitet?
    »Natürlich. Wo … sollte ich denn sonst sein?« Nein, nun weiß ich, was es ist: Mein schlechtes Gewissen. Da werde ich mir meiner Tränen erneut bewusst, denn nun brennen sie auf meinen Wangen. Ich schaffe es nicht schnell genug, sie wegzuwischen.
    »Nicht weinen, Sarah. Es … ist nicht so schlimm, wirklich«, versichert mir Daniel. Nicht sehr überzeugend, denn sein Gesicht verzieht sich qualvoll, als er versucht, sich ein wenig aufzurichten. Sofort ergreife ich die kleine Fernbedienung zu seinem Bett und lasse das Kopfteil ein Stück weiter hochfahren.
    Die folgende Minute verbringen wir schweigend. Ein schweres, sehr drückendes Gefühl legt sich über uns und umhüllt uns mit Unbehagen.
    »Was ist passiert?«, presse ich schließlich hervor.
    »Ein Taxi hat mich erwischt«, erwidert er, als würde dieser eine kurze Satz alles erklären.
    »Ja, das hat mir die Ärztin auch schon erzählt. Vor dem
›Four Seasons‹.
Aber … was hast du überhaupt vor diesem Hotel gemacht? Ich habe unser Haus verlassen, du hättest dort schlafen können.«
    »Ich weiß«, sagt er und senkt seinen Blick. Gott, er sieht so verletzt aus und so … beschämt. Es bricht mir das Herz, Daniel so zu sehen, ist er doch sonst immer derjenige, der alles unter Kontrolle hat und niemals die Fassung verliert. Und diese verdammten Verletzungen in seinem Gesicht sind nicht gerade hilfreich, was mein miserables Gewissen angeht. Dann wiederum spüre ich die Wut in mir aufkochen, denn sollte ich wirklich ein schlechtes Gewissen haben, nach dem, was Daniel und Madelaine getan haben? Versuchung hin oder her, ich habe ihr schließlich nicht nachgegeben, sondern er.
    Aber was wäre gewesen, wenn Ben dich in dieser Nacht in seinem Auto nicht gestoppt hätte. Du hättest ihn geküsst, Sarah, und das weißt du genau! … Und was ist mit der letzten Nacht. Du hast nicht gerade lange gefackelt, bis du Ben förmlich angebettelt hast, mit dir zu schlafen.
    Wieder wische ich die unliebsamen Gedanken weg und warte schweigend auf Daniels Antwort.
    »Dan?«, hake ich nach, als sie zu lange ausbleibt.
    Er windet sich noch eine Weile unter meinem Blick, dann atmet er tief durch und sieht mir fest in die Augen. Entschlossenheit blitzt mir nun entgegen. Der feste Wille, den ich stets so an ihm bewundert habe.
    Und dann

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