Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
pünktlich zu füttern.
Meine Eltern schafften es auch, die Presse – die selbst damals und sogar in England schon penetrant genug war – immer wieder zurück in ihre Schranken zu weisen, sodass wir Kinder nahezu unbehelligt aufwachsen konnten. Später schnupperten meine Brüder und ich alle in das Showgeschäft hinein, einer nach dem anderen, doch nur Robert und ich entschieden uns schließlich auch dafür, unser Geld im Rampenlicht zu verdienen. Georgie arbeitet als Rechtsanwalt, Ian befindet sich auf dem besten Weg, ein großartiger Tierarzt zu werden. Rob ist einer der bekanntesten Sportreporter Englands.
Unsere Eltern haben jeden von uns unterstützt und gefördert, manchmal auch ein wenig angetrieben, jedoch niemals zu etwas gezwungen. Bis jetzt habe ich – trotz der schwer überbrückbaren Distanz tausender Kilometer – ein wunderbar enges Verhältnis zu meiner Familie.
Ich schlucke, weil meine Sehnsucht unter diesen Gedanken beinahe unerträglich stark wird und mein Herz schmerzhaft anschwellen lässt. Mit einem Mal fehlen mir meine Brüder und Eltern sehr. Alle sind mittlerweile informiert. In ihrer Empörung sind die Jungs zu unseren Eltern gefahren. Georgie und Ian leben ohnehin in unmittelbarer Nähe zu unserem Elternhaus, und Rob ist aus Manchester angereist, als er erfuhr, dass die anderen dort sind.
Als ich anrief, wussten sie bereits Bescheid. Der Reihe nach fluchten die Jungs in den Hörer und wünschten Daniel die Pest an den Leib. So, wie ich es erwartet hatte. Brüder können ein Fluch, dann und wann aber auch ein wahrer Segen sein. »Ich habe Zugang zu Mitteln, mit denen man Elefanten betäubt«, drohte Ian, während Georgie empfahl, ich solle mir schnellstmöglich einen guten Anwalt nehmen – am besten ihn –, um die Höhe von Josies Unterhaltszahlung zu steigern. Und Rob, unser ältester Bruder, schlug Georgie für den dämlichen Kommentar auf den Hinterkopf und erkundigte sich besorgt nach meinem Befinden.
Tränen flossen erst, als meine Mum das Telefon übernahm.
»Komm doch für eine Weile nach Hause«, schlug sie immer wieder vor, doch ich erklärte, dass das unmöglich sei. Schließlich stecke ich in den zeitgebundenen Dreharbeiten zu
›Das Leben in meinem Sinn‹
fest und habe nur einige Tage Auszeit vom Set bekommen.
›Nach Hause‹,
hatte sie gesagt. Ja, meine Eltern waren wirklich ein tolles Team gewesen. Sie sind es bis heute. Gemeinsam bieten sie uns auch jetzt noch ein Zuhause, wie Kinder es sich nur wünschen können.
Warum haben Daniel und ich es nicht geschafft, Josie solch ein Zuhause zu schaffen?
Josie hat mittlerweile Schluckauf.
»So, stopp! Ich glaube, das reicht erst mal!«, ruft Ben. Als er sich aufsetzt, bemerkt er mich. Ich lehne nur wenige Meter vom Bett entfernt im Türrahmen.
»Hey! Sieh mal, wer uns da ausspioniert«, ruft er und nimmt Josie in seinen Arm.
»Morgen –
hick
– Mommy«, gluckst meine Tochter.
»Guten Morgen, meine Süße!«, erwidere ich, gehe auf das Bett zu und gebe Josie einen Kuss auf die Stirn. Meine Hand stütze ich dabei auf Bens Oberschenkel ab und drücke ihn ein wenig verstohlen.
Der Tag verläuft ruhig. Nach dem Frühstück gehen wir in den großen Garten. Josie und Jack spielen ausgelassen in der Sonne. Das Wetter zeigt sich an diesem Tag noch einmal von seiner besten Seite, die Sonne scheint so warm wie lange nicht mehr. Als Ben Wasser in Jacks großen Trog füllt, dauert es nicht lange, bis Josie damit herumspritzt. Mein Handy klingelt unentwegt. Wie schon am Tag zuvor, versuchen mich meine Agenten Holly und Rick zu erreichen. Und natürlich ruft Daniel immer wieder an. Da ich mich in keiner Weise bereit fühle, mit ihm zu sprechen, und das ewige Klingeln meine Nerven überstrapaziert, beschließe ich, mein Handy abzustellen. Schließlich wissen alle wirklich wichtigen Menschen ja, wo sie mich finden können. Und meiner Mum habe ich Bens Handynummer durchgegeben.
Gegen Mittag geht Alberta einkaufen und besorgt alles, was sie für die Zubereitung ihres Essens braucht. Während sie kocht, decken Ben und ich den Tisch. Sogar Josie beteiligt sich, indem sie die Servietten faltet und in die Gläser steckt. Wir essen gemeinsam und räumen anschließend auch zusammen ab. Dieses Zusammensein hat etwas Natürliches und Ungezwungenes an sich. Etwas, das ich mir so lange schon gewünscht und nie wirklich gefunden hatte. Und genau diese Tatsache beginnt langsam, mir Angst zu machen.
Wann immer sich Bens und meine Blicke
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