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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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wahr?«
    Er zögert sekundenlang, dann nickt er wieder. Ich atme tief durch und schließe die Augen. »Was ist?«, fragt er, augenscheinlich verwirrt durch meine Reaktion.
    »Du glaubst nicht, was mir das für Hoffnung gibt, Ben!«, erkläre ich.
    Mit zusammengezogenen Augenbrauen sieht er mich an.
    Verständnislos.
    »Ich habe dich in deiner Anfangszeit mit Shirley erlebt. Habe gesehen, wie sehr du sie geliebt hast und wie viel sie dir bedeutet hat. Und ich habe gespürt, dass das mit euch etwas Besonderes war.«
    »Ja, ich weiß. Du warst die Erste, die es bemerkt hat. Und die Einzige, die mir damals Mut zugesprochen hat. Alle anderen haben mir geraten, ich solle die Finger von ihr lassen, weil sie in einer festen Beziehung mit diesem Loser steckte.«
    Ich verziehe das Gesicht bei der Erinnerung an den großen muskelbepackten Typen, der von Zeit zu Zeit mit seinem tiefergelegten Wagen vorfuhr und Shirley zum Babysitten absetzte. Ich erinnere mich nicht an seinen Namen, aber er sah aus wie Proll-Ken in Lebensgröße und verfügte vermutlich über ebenso viel Hirnmasse. Schnell schüttele ich sein Bild aus meinem Kopf.
    »Jedenfalls weiß ich, dass Shirley deine große Liebe war. Und hättest du mich vor ein paar Jahren gefragt, ich hätte geschworen, dass es so etwas nur einmal im Leben geben kann. Aber jetzt sitzt du hier, direkt neben mir, und ich spüre, dass du Sarah genauso liebst wie damals Shirley.«
    »Nein!«, erwidert Ben entschieden. »Nicht genauso. Es fühlt sich völlig anders an. Es ist … ich weiß es nicht, aber vielleicht ist es mit der Liebe zu zwei Kindern vergleichbar. Caro sagt, sie hätte immer gedacht, sie müsse ihre Liebe auf zwei Kinder verteilen, als Eva unterwegs war. Aber jetzt sagt sie, es sei vollkommen anders. Die Liebe sei einfach mitgewachsen. Wenn sie sich nur auf Matty oder nur auf Eva konzentriert, spürt sie das in unterschiedlichen Bereichen ihres Herzens, meint sie. Und genauso fühlt es sich auch bei mir an, wenn ich an Shirley oder an Sarah denke. Meine größte Angst war es immer, Shirley durch eine neue Beziehung zu entthronen, wenn du verstehst, was ich meine. Aber die Liebe zu ihr ist … ja,
unangetastet
geblieben, trotz Sarah.«
    »Trotzdem du sie
genauso
sehr
liebst?«, frage ich. Er nickt. »Siehst du, und genau das meine ich!«, stelle ich klar. »Ich habe immer gehofft, dass so etwas möglich ist, aber glauben tue ich es erst jetzt … danke!«
    Ben sieht mich lange an. »Zumindest bleibt mir das«, sagt er dann leise. »Das Wissen, dass es möglich ist.«
    Ich weiß, was er meint. Sarah ist schließlich nicht hier, bei ihm. Und der Ausdruck seiner traurigen Augen spricht Bände. Dennoch bin ich mir sicher, dass er sich irrt. Es gibt die Hoffnung auf ein Happy End ihrer Geschichte. Es muss sie geben, wo wäre sonst der Sinn?
    Ohne ein weiteres Wort beuge ich mich herab, ziehe das flache Geschenk aus meiner Tasche und reiche es Ben.
    »Was …?«, fragt er.
    Ich winke ab. »Nur eine Kleinigkeit. Pack es aus!«
    »Ich habe nichts für dich!«, protestiert er verlegen und schiebt das Paket zurück, anstatt es zu nehmen.
    Ich lache und lege es auf seine Oberschenkel. »Gut. Mach schon auf.«
    Behutsam – anders als Julie – zieht er den Klebestreifen ab und öffnet das Papier. »Ein Bild?«, fragt er, als der Rahmen zum Vorschein kommt.
    Dann zieht er es heraus, dreht es um … und erstarrt. Es ist ein selbstgemaltes Bild von Sarah und ihm. Darauf steht sie vor ihm, den Rücken gegen seine Brust gelehnt, und sieht ihn von der Seite aus an. Ihr Lächeln wirkt verschmitzt – und Ben erwidert es so strahlend, wie ich ihn nie zuvor gesehen habe.
    Noch immer sitzt er stumm neben mir. Reglos, mit offenem Mund, starrt er auf das Bild in seinen Händen. Dann entdeckt er das Datum und fährt mit seinem Daumen darüber, als würde er seinen Augen allein nicht trauen. Als könne es sich durch seine Berührung noch ändern.
    »04. September«, haucht er. »Aber … das war noch vor der Ausstrahlung der ersten Folge. … Warum … wie … woher wusstest du …?« Er beendet sein Gestammel mit einem tiefen Blick aus diesen wasserblauen Augen, die nun wirklich in Tränen schwimmen.
    »Ich habe das Bild, das mir zur Vorlage diente, in meiner Fernsehzeitung entdeckt«, erkläre ich. »Es war das Titelbild zu einer Art Vorausblick auf die Serie. Frag mich nicht warum, aber ich hatte sofort so ein Gefühl, als ich euch beide sah. Als ich eure Gesichter malte, den Ausdruck eurer

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