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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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antwortet Sarahs Dad. »Aber sie traut sich nicht. Sie ist zu erschüttert und will sich nicht auf eine neue Beziehung einlassen. Josie zuliebe, vermute ich.«
    Alberta schüttelt den Kopf. »Iste eine Fehler!«
    »Hm«, brummt Jonathan undefinierbar. »Wahrscheinlich. Ich habe sie noch nie so traurig erlebt … aber was können wir tun?«
    Alberta bleibt lange still neben ihm stehen. Dann stellt sie ihr Wasserglas zu Seite und sagt entschlossen: »Ische kann probiere eine Sacke! … Sarah zu sage die volle Wahrheit uber mich.«
     
    Wollen wir lauschen, was sie zu sagen hat?
    Dachte ich mir. Also los, gehen wir mit der kleinen, stämmigen Italienerin, zu der ich dir auch noch ein paar Informationen geben möchte.
    SIE und das, was du von ihr wissen solltest: Sie ist ziemlich klein und rundlich, hat grau-gelockte Haare und warme, haselnussbraune Augen. Sie ist fünfundfünfzig Jahre und acht Monate alt, im Sternzeichen des Widders geboren. Temperamentvoll und hitzköpfig, aber sehr gerecht.
    Sie liebt Lasagne und selbst gemachte Tortellini, schnulzige Liebesromane, das kleine italienische Dorf, in dem sie das Licht der Welt erblickte, klassische Musik und ab und zu einen deftigen Streit, »der die Luft wieder reinigt«.
    Am meisten jedoch liebt sie den Mann, dem bis heute ihr Herz gehört, obwohl sie ihn vor über dreißig Jahren zum letzten Mal sah.
    Über ihrem grünen Wollkleid trägt sie einen braunen Mantel, der ihr – angesichts der hier herrschenden Kälte – nicht dick genug erscheint, ein schwarzes Haarband und gefütterte Lederstiefel.
    Und, was wohl am wichtigsten ist: Sie trägt seit Jahren ein Geheimnis mit sich herum, das sie nun lüften will.
    Ich gebe das Wort an Schützling Nr. 213.493.594.990
    alias Alberta Maria Rosalia Tipaldi

[home]
    Alberta erzählt.
    E ' assolutamente necessario, me lo ripeto in continuazione, mentre le vado incontro. Merita di sapere la verita. No, in realtà le serve proprio. 
     
    Ich noch mal…
    Oh, verdammt! Die Sprachbarriere. Das habe ich nicht bedacht, sorry! Klar, in Albertas Kopf geht es italienisch zu …
    Hm, wie wäre es, wenn wir Sarah erzählen lassen? Einverstanden?
    Gut, also weiter.

[home]
    Sarah erzählt.
    A lbertas Schluffen ertönt hinter mir. Sogar in ihren Stiefeln kriegt sie dieses Geräusch zustande. Schweigend tritt sie an mich heran und legt mir von hinten ihre Hände auf die Schultern. Liebevoll drückt sie mir einen Kuss auf die Haare.
    »Hallo, Berta!«, sage ich, greife nach ihren Händen und drücke sie.
    »Sarah, isch musse rede mit dir!« Sie geht um die Bank herum und setzt sich neben mich. »Du mackste eine große Fehler!«
    »Berta, nicht!«, erwidere ich und winke ab. »Es gibt nichts mehr zu besprechen. Meine Entscheidung steht.«
    Alberta schüttelt den Kopf. »No, ascolta! ’Öre mir zu, Sarah! … Isch ’abe nie erzählt von Pino und mir, oder?«
    Damit hat sie meine Aufmerksamkeit. »Von deinem Verlobten? Nein! … Was ist mit ihm?«
    »Er iste nicht gestorbe damals«, sagt Alberta ohne weitere Umschweife, und ich traue meinen Ohren kaum. »Aber … Was? … Pino ist nicht tot?«, rufe ich geschockt.
    Sie hebt die Hände und bringt mich mit der Geste wieder zum Schweigen. »Dock! Aber iste nicht gestorbe damals. Damals … isch ’abe ihn verlasse.
    »Warum?«, entgegne ich postwendend und bin entsetzt. Albertas komplette Geschichte fällt gerade vor meinem inneren Auge wie ein Kartenhaus zusammen. Ich kann nur hoffen, dass wenigstens mein Bild von Alberta am Ende noch unversehrt stehen bleibt.
    »Pino ware verruckte nack Kinder, Sarah! Er wollte immer große Familie und viele eigene Kinder. Ware seine große Traum. Und wir ware nischt mehr sehr jung, wir beide. Isch ware schon uber dreißig Jahre alt.«
    »Ja und?«, frage ich verständnislos.
    »Wir ware zwei Monate vor ’Eirat, als mir meine Frauenarzt sagte, isch kanne keine Kinder kriege. Keine Moglichkeite!«
    »Oh!«, erwidere ich platt. Das erklärt so einiges. »Und … du wolltest nicht, dass er seinen Traum aufgibt?«, mutmaße ich.
    Sie nickt und blickt auf das Taschentuch herab, das sie zwischen ihren knubbeligen Fingern zwirbelt. »Si! … Ware … falsche. Oder rischtig, keine Ahnung! Aber so oder so, Sarah, isch ’ätte rede musse Klartext mit Pino. Isch ’ätte nicht einfach entscheide durfe, ohne ihn.«
    »Was, du hast ihm nicht gesagt, dass du keine Kinder kriegen kannst?«, frage ich entsetzt.
    Alberta sackt neben mir zusammen, wie ein Häufchen Elend.

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