Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
auf und trug ihn zum Fellschlitten. Caitlin schlief dort und sah nicht viel besser aus als der Weise. Bald lag der Verianer neben ihr unter sämtlichen Decken, die sie hatten.
    Rhonan sah bergaufwärts. Steil, wie ihr Weg geworden war, würde er beide nicht weit ziehen können, und etwas anderes als Schnee konnte er nicht ausmachen. Kein hübsches Gasthaus mit rauchendem Kamin, nicht einmal eine Hütte mit einladender Feuerstelle, über der man ein Schaf braten konnte. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    Entschlossen wühlte er in seiner Tasche und stopfte sich zwei Kalla-Beeren in den Mund, aber die Dinger waren so klein, dass er sie nicht einmal kauen konnte. Er hätte sich schon den ganzen Inhalt des Säckchens in den Mund schütten müssen, um zumindest das Gefühl zu haben, etwas zu essen, aber selbst diese blöden Beeren musste er sich einteilen. Wie sollte es nur weitergehen?
    Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit ließen seine Glieder schwer und seinen Kopf leer werden. Doch nach einem Blick auf seine Begleiter straffte er die Schultern wieder. Nur, wer aufgab, war verloren! Man durfte nie an morgen denken, sondern musste sich stets auf das Jetzt und auf das Wesentliche konzentrieren. Ein weiteres Gesetz der Wildnis!  
    Wesentlich war, dass ein Zelt auf dem Hang einem Sturm nicht standhalten würde. Also begann er damit, eine Schneehöhle zu graben.
    Aufgewirbelter Neuschnee umwehte ihn zunächst, aber schnell wurde der Untergrund eisig, und die Hacke kam zum Einsatz. Eissplitter spritzten in sein Gesicht. Es wurde eine kräftezehrende Angelegenheit. Seine Muskeln verhärteten sich, und ungewollt glitten seine Gedanken wieder in die Zukunft. Sie hatten vielleicht die Hälfte des Weges hinter sich, und er fragte sich, wie sie die restliche Wegstrecke bewältigen sollten, vor allem fragte er sich, wie er seine Begleiter am Leben erhalten sollte. Er hatte sie getragen, gezogen, versorgt und gewärmt, aber langsam wusste er nicht mehr weiter. Überall, wo er bisher gewesen war, hatte es irgendwelche Nahrung gegeben: Pilze, Früchte, Beeren, Schlangen, Vögel oder Ratten, aber hier gab es nichts. Zumindest fand er nichts. Von Schneehasen sah er nur hin und wieder Spuren. Die Wölfe, die er gelegentlich hörte, waren viel zu weit weg – keine Gefahr, aber auch keine Möglichkeit, Frischfleisch zu beschaffen.
    Er spürte allzu deutlich, wie auch seine Kräfte schwanden. Da weder Gideon noch Caitlin dazu in der Lage gewesen waren, hatte er notgedrungen alle Wachen zum Schutz vor Wölfen übernommen und die Nächte, wenn ihn die Müdigkeit nicht übermannt hatte, nur im Halbschlaf gedöst. Die letzte Nacht hatte er sogar darauf verzichtet, allein aus Angst, nicht wieder zu erwachen, wenn er die Augen schloss. Aber schon sehr bald würde er weder seine Erschöpfung noch seine überforderten Glieder weiter verdrängen können. Verzweiflung nagte an ihm. Gegen Wölfe hätte er zumindest kämpfen können, sogar gegen Horkas, aber gegen Schneestürme, Kälte, Hunger und Entkräftung war er machtlos, genauso machtlos, wie er zeitlebens gewesen war, wenn es darauf angekommen war.
    Er konnte vielleicht überleben, aber retten konnte er nichts und niemanden, gleichgültig, wie sehr er sich auch anstrengte.
    Verbissen, fast wie ein Besessener, hackte und grub er weiter. Dabei war er ziemlich sicher, dass dies die letzte Schneehöhle war, die er graben musste. Wenn sie morgen keine Nahrung und keinen geeigneteren Unterschlupf fanden, würden Gideon und Caitlin nur noch ein Grab benötigen.
    Er hörte ein Geräusch, fuhr kampfbereit herum und erstarrte in der Bewegung.

[home]
    16. Kapitel
    Marga erwachte und blinzelte, weil helles Licht in ihren Augen schmerzte. Ihre rechte Seite schien in Flammen zu stehen, und ihr linker Arm wurde feucht. Irritiert sah sie um sich herum. Ein schwarzer Wolf leckte ihren Arm und starrte sie aus gelben Augen an. Augenblicklich versteifte sie sich, unfähig, noch etwas anderes tun zu können. Eine Tür knarrte, noch mehr Helligkeit umgab sie, und eine dunkle Männerstimme erklärte: »Lori, du kannst jetzt gehen!«
    Der Wolf verschwand aus ihrem Blickfeld, und stattdessen sah Marga nun ein zerfurchtes Gesicht über sich. Eine wulstige Narbe verlief vom linken milchigen, offensichtlich blinden Auge bis zum Kinn, schlohweiße Haare fielen bis auf die Schultern. Das eisblaue rechte Auge blickte aber freundlich, und die Lippen im weißen Bart waren zu einem Lächeln verzogen. »Na, Mädel, endlich

Weitere Kostenlose Bücher