Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
riesige Pranken oder längere Fangzähne auf.
Kaum waren Caitlin und Rhonan in der Höhle angekommen, wurden sie unsanft getrennt. Zwei Horkas packten Rhonan an den Oberarmen, zerrten ihn in die Mitte der Höhle und hielten ihn fest. Ein anderer stieß Caitlin so heftig in die entgegengesetzte Richtung, dass sie stolperte und schließlich auf die Knie fiel. Sie schrie auf, verstummte aber starr vor Schreck, als sie riesige Füße mit dicken, gelbbraunen Nägeln an den Zehen vor sich sah. Ihr furchtsamer Blick wanderte höher.
Ein gewaltiger Horka, gewandet in Lederhose und Weste, mit weißem Fell, in das kleine Knochen oder Zähne geflochten waren, stand vor ihr und sah auf sie herab. Sie keuchte auf und versuchte, von ihm wegzukrabbeln, aber er griff in ihr Haar, riss sie daran hoch und schnupperte geräuschvoll daran. Als er in Schenkel, Hintern und Brust kniff, als wolle er die Festigkeit des Fleisches prüfen, schrie sie voller Angst und Abscheu auf und warf Rhonan einen flehenden Blick zu. »Das tut weh und ist so widerlich.«
Ihrem Peiniger schien das zu gefallen. Er hob ihr Gesicht an und drehte es hin und her. Eine Bemerkung von ihm ließ seine Stammesbrüder lachen.
»Was hat er gesagt?«, wollte der Prinz wissen.
»Dass sie jault wie ein junger Wolf«, gab Gideon matt zurück, während der riesige Horka sich am Ausschnitt der Priesterin zu schaffen machte.
»Rhonan, bitte!«, kreischte die und wand sich.
»Wir kommen in friedlicher Absicht«, rief Gideon hektisch.
Der Riese sagte etwas, und wieder lachten alle.
Auf Rhonans: »Was ist jetzt?«, erwiderte der Gelehrte heiser: »Er hat gesagt, dass wir nicht gekommen wären, wir wären eingefangen worden. Daher wären wir keine Gäste, sondern Beute. Da sie hungrig sind und sich wegen des Schneesturms langweilen, kämen wir gerade recht.« Sichtbar sackte er in sich zusammen und knetete die Hände.
»Oh Götter, helft«, bat Caitlin, während die Hand des Riesen in ihrem Kragen verschwand. Erneut warf sie Rhonan einen flehenden Blick zu.
Der kaute auf seiner Unterlippe, während er vor Wut fast platzte: Wut über den weißen Riesen und Wut über seine eigene Unterlegenheit! Zahlreich waren seine Möglichkeiten zur Hilfe nicht. Ihm fiel auf die Schnelle eigentlich nur eine ein, die ihm allerdings auch nicht sonderlich behagte. »Gideon, sag ihm, er soll sie loslassen, sonst ist er gleich ein toter Häuptling«, knurrte er.
Der Gelehrte starrte ihn entgeistert an. »Bist du verrückt?«
»Übersetze!«
»Rhonan, das ist keine gute ...«
»Mach!« Jetzt klang die Stimme des Prinzen derart unwirsch, dass alle Anwesenden ihn anstarrten. Der Griff um seine Oberarme wurde vorsorglich verstärkt.
Der Verianer bezweifelte, dass Drohungen etwas Gutes bewirken könnten, übersetzte aber auf einen wilden Blick des Prinzen hin stockend. Die Horkas, die den Prinzen hielten, schüttelten ihn daraufhin, boxten ihm in die Seiten und wollten ihn offensichtlich in die Knie zwingen.
Rhonan stemmte sich mit aller Kraft dagegen und keuchte: »Sag ihm, sie ist meine Frau. Beeil dich!«
Gideons Stimme überschlug sich jetzt fast.
Der weiße Horka sagte etwas, und Rhonan konnte wieder ungehindert stehen. Seine Wärter hielten ihn zwar noch, ließen ihn aber ansonsten in Ruhe.
Die Übersetzung des Gelehrten war allerdings weniger erfreulich. »Jetzt nicht mehr. Er mag ihre Feuerhaare und will sie zur ... zur Zucht.«
»Waaas? Nein!« Caitlin, immer noch im Griff des Häuptlings, erschauerte, schluchzte und erflehte die Hilfe der Götter und die des Prinzen.
Zumindest der erhörte sie erneut. »Sag ihm, er ist ein erbärmlicher, großmäuliger Feigling ... und, Gideon, sag es ihm genau so!«
»Das kann nicht dein Ernst sein. Du gehst zu weit! Wir ...« Ein Blick seines jungen Freundes ließ ihn innehalten und übersetzen. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, denn er rechnete damit, dass nun zumindest Rhonan getötet werden würde.
Die Horkas grunzten, verstärkten auch wieder drohend ihren Griff, hielten sich sonst aber zurück, während Gideon tonlos erklärte: »Für diese Unverschämtheit wird er dich vor ihren Augen töten, hat er gesagt. Langsam und qualvoll!«
»Sag ihm, Menschenfrauen bekommen nur Kinder, wenn sie es wollen. Meine Frau ist es nicht gewöhnt, einen Schlappschwanz zum Mann zu haben, der nur stark ist, wenn sein Stamm hinter ihm steht. Sie ist die Frau eines Kriegers und wird ihm keine Kinder gebären, weil sie sich damit beschämen würde.
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