Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
Verluste leisten, kann notfalls sogar nach Verstärkung schicken. Ich nicht!«
»Nun, ich werde vorsorglich einen Plan ausarbeiten, für den Fall, dass Ihr Eure zögerliche Haltung zugunsten einer vernünftigen Kriegsführung ändern solltet.«
»Tut das!«, erwiderte der Kommandant müde. »Ich werde jetzt meinen Rundgang machen. Ihr habt sicher noch zu tun.«
»Unter Eurem Kommando könnte ich jetzt schlafen gehen«, schnaubte Darkoba wütend.
»Dann wünsche ich eine gute Nacht!« Der Hauptmann nickte dem Kraker zu, wandte sich ab und ging.
Hinter sich hörte er Hauptmann Falack lachen und »Schöne Träume!« wünschen, und es hätte ihn nicht gewundert, gleich einen Dolch vom langjährigen General Darkoba zwischen den Schulterblättern zu spüren.
In Kambala war man mit dem Wiederaufbau der verbrannten Stadt beschäftigt. Männer und Frauen räumten mit versteinerten Gesichtern verkohlte Überreste ihrer Häuser fort. Selbst Knochen, die sie in der Asche fanden, ließen nur Tränen fließen. Niemand wagte, laut zu trauern, zu jammern oder zu klagen. Kambala, immer ärmlich, aber stets geschäftig und laut, war zur Gruft geworden.
Camora hatte sich nicht ein einziges Mal in seiner neuen Stadt umgesehen. Sein Ziel war es, von allen anerkannter Großkönig zu werden. Wenn es nur noch wenige gab, die ihn anerkennen konnten, war ihm das gleichgültig. In seinen Augen waren Fischer so überflüssig wie Schmeißfliegen.
Mit sich und der Welt zufrieden saß er am wuchtigen Schreibtisch des ehemaligen Fürsten. Zwar war er des Lesens und Schreibens unkundig, aber der Sessel war gemütlich und knarrte nicht dauernd unter seinem Gewicht. Daher hatte er beschlossen, hier seine Mahlzeiten einzunehmen. Gerade waren die Reste seines üppigen Mahls abgeräumt worden, und der Fürst schmauchte seine Pfeife.
Dass er immer noch keine Erfolgsmeldung von General Mattalan erhalten hatte, wunderte ihn zwar, aber vielleicht hatten sie das Westgebirge auch unterschätzt und das Heer kam langsamer voran als gedacht. Doch wie auch immer, die Zeit der Königstreuen würde bald ablaufen, mit ein wenig Glück zusammen mit der Zeit der Siegelerben. Der Gelehrte war bereits auf dem Weg zu ihm, eine Nebelprinzessin verschollen, höchstwahrscheinlich tot. Ayala hatte verlautbaren lassen, dass ihre Trauer unermesslich, ihr Vertrauen in die Schutztruppen des Fürsten Darius verloren und sie nicht gewillt sei, ohne triftigen Grund noch einmal das Leben einer ihrer geliebten Töchter aufs Spiel zu setzen. Eins musste man der Nebelkönigin lassen: Ihre Verlogenheit war immer gut ummantelt!
Sein Blick glitt zu dem Gemälde, das die da’Kandar-Familie zeigte. Ein Diener hatte es entfernen wollen, genau wie das Bild der Fürstenfamilie, aber Camora hatte ihn daran gehindert. Er sah es sich gern an, und jedes Mal mit stillem Triumph, denn diese lächelnden Herrschaften hatten einst auf ihn und seine Familie herabgesehen. Zu keinem Fest waren Vertreter des winzigen Fürstentums Camora eingeladen worden. Längst waren diese überheblichen Gesellen tot oder zumindest besiegt, wie viele andere auch, die ihn zunächst nicht ernst genommen hatten. Doch das Leben hatte es gut mit ihm gemeint. Reichtum, Länderein und Heere wuchsen, und die Zahl seiner Feinde schrumpfte immer schneller. Aus dem Rat der Zwölf war längst der Rat der Sieben geworden, und bald würde es auch den nicht mehr geben, sondern nur noch ihn: den Großkönig von da’Kandar!
Dafür musste nur noch dieser blonde Bengel weg. Mit diesem Prinzen, der urplötzlich aus der Versenkung aufgetaucht war, lief es nicht so gut, aber er hatte bereits eine Hundertschaft auf den Weg nach Kairan geschickt. Ewig konnte der Mann ja schließlich nicht im Angus-Wald oder im Wintergebirge bleiben. Bei der Rückkehr würde man ihn gebührend empfangen. Er konnte sich erst als König fühlen, wenn dieser letzte Nachfahre des alten Geschlechts endlich tot war. Deutlich sah er es bereits vor sich: Von der da’Kandar-Festung bis zur Zitadelle der Träume würde er mit königlichem Tross reiten. Den Mann, auf dem die Hoffnungen der Freien Reiche ruhten, würde er in Ketten mit sich führen und durch den Staub schleifen. Genau dort, wo die Prophezeiung ihren Ursprung hatte, würde sie am Ende seiner Reise zusammen mit dem gescheiterten Retter auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
Er lächelte unwillkürlich bei dieser Vorstellung. »Du weißt es noch nicht, mein grünäugiger Jüngling, aber du bist
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