Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
Mannes und setzte sich ans Bett. »Hör zu, Taifa! Ich muss zu den Adlern. Sie scheinen mir übelzunehmen, dass ich ihrem General die Flügel gestutzt habe. Ich komm danach wieder! Du bleibst schön wach, ja!«
Taifa bewegte die Lippen, und sein Hauptmann beugte sich zu ihm herunter und lachte auf. »Nein, ich habe ihn nicht verprügelt und auch nirgendwo runtergeschmissen. Ich war ein würdevoller Kommandant, und ihr seid eine lästerliche Bande, alle miteinander. Streng dich hier ja an! Verstanden?« Er beugte sich erneut zu ihm. »Versprochen! Ich beeile mich.«
Seine Miene war ausgesprochen düster, als er wieder zu Waruss kam. »Ich gebe Euch einen guten Rat, Hauptmann: Kommt mir heute bloß nicht blöd!«
Gemeinsam betraten sie kurze Zeit später das Quartier der Adler. Die fünf Hauptleute des Generals saßen um einen Tisch herum. Keiner erhob sich.
Derea sah sich kurz um. »Hier muss ich falsch sein«, erklärte er freundlich, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Die Adler sahen sich verblüfft an.
»Was sollte das denn jetzt?«, fragte einer verwirrt.
»Er ist nun einmal Kommandant, auch wenn es uns nicht passt«, erklärte Waruss ärgerlich.
Der Heerführer der Flammenreiter betrat erneut den Raum. Alle Hauptleute erhoben sich umgehend und salutierten.
Der Kommandant machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Behaltet Platz, meine Herren! Es war eine schwere Nacht, und wir sind alle müde. Da wollen wir auf Förmlichkeiten verzichten.«
Die Adler starrten ihn an, schwankend zwischen Unmut und Unglauben, blieben aber stehen, da auch Derea sich nicht setzte. Der fuhr bereits fort: »Bevor sich jemand verrennt: Es mag Euch nicht gefallen, aber ich bin Befehlshaber dieser Stadt. Ich kann und werde es nicht dulden, dass irgendjemand eigenmächtig handelt. Das gilt für jeden General und für jeden Reiter. Die Adler unterstehen ab sofort meinem Kommando. Noch Fragen?«
Hauptmann Berge, ein rothaariger Hüne, räusperte sich. »Wir haben heute eine ruhmreiche Schlacht geschlagen!«
Derea nickte zustimmend, und der Hauptmann fuhr fort: »Der Feind hat große Verluste hinnehmen müssen!«
Erneutes Nicken.
»Es ist uns eine Schmach, unseren General in Arrest zu wissen!«
Verstehendes Nicken.
Berge schöpfte aufgrund der Zustimmung etwas Hoffnung. »Könntet Ihr Eure Entscheidung nochmals überdenken?«
»Nein! Noch Fragen?«
Dem Adler-Hauptmann blieb der Mund offen stehen, und Waruss schaltete sich wieder ein. »Wir sind Adler und nehmen Befehle nur von unserem General entgegen.«
»Ist das so?« Derea maß ihn mit kühlem Blick, nickte und ging zur Tür. »Remo! Die Hauptleute des Generals wünschen, ihm Gesellschaft zu leisten. Schick mir eine Eskorte und sag Lucio, er soll sich von jetzt an um die Adler kümmern.«
Vom Flur erklang ein »Jawohl, Kommandant!«.
Waruss räusperte sich ausgesprochen unbehaglich. »Dürften wir die Angelegenheit zumindest mit General Darkoba besprechen, bevor wir uns entscheiden?«
Derea ging durch den Raum und blieb unmittelbar vor ihm stehen. »Sicher nicht! Ich kann mich wohl kaum auf Hauptleute verlassen, die jeden meiner Befehle erst mit ihrem inhaftierten General besprechen wollen. Klar?« Er wandte sich wieder um und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen, doch Hauptmann Waruss hielt ihn nach einem kurzen Blick in die Runde zurück. »Dürfen wir uns unter Euer Kommando stellen?«
Derea blickte vom einen zum anderen. Alle standen stramm und salutierten erneut. Er nickte. »Wir wollen das vergessen! Kümmern Sie sich jetzt um Ihre Männer!«
Nur wenig später saß er wieder an Taifas Lager und hielt dessen Hand, bis dieser starb. Taifa hatte gekämpft und hatte verloren, und er war keine zwanzig geworden.
Der Hauptmann drückte ihm die Augen zu und hörte, wie der Ausrufer den Beginn des neuen Tages ankündigte und allen Bewohnern Ten’Shurs einen friedvollen Tag wünschte.
»Gute Reise, mein Freund«, murmelte er und berührte Taifas Stirn und Augen. »Auch dir einen friedvollen Tag! Wir sehen uns in der Sternenhalle wieder.«
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18. Kapitel
Obwohl der Braten verführerisch duftete, verspürte Gideon keinen Hunger. Caitlin aß entgegen ihrer Gewohnheit ebenfalls nur wenig, warf ihr Fleisch letztlich angewidert in die Schale und schlang die Arme fest um ihren Oberkörper, als wolle sie sich wärmen. Ihre Blicke aus großen Augen wanderten von Rhonan zu Gideon, aber ihre Stimme schien sie verloren zu haben. Lediglich
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