Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
wolltet mir ein Geschenk machen und mir gleichzeitig zeigen, dass Ihr der fähigere Kommandant seid. Ich erwarte aber keine Geschenke von meinen Untergebenen, ich erwarte, dass sie meinen Anweisungen Folge leisten. Wenn Lucio oder Remo das getan hätte, was Ihr getan habt, hätte ich ohne zu Zögern ihr Todesurteil unterschrieben. Ihr untersteht Fürst Darius, daher werde ich Euch lediglich in Haft nehmen lassen.«
»In Haft? Ich bin General!« Darkobas Stimme überschlug sich jetzt fast.
Die Stimme des Hauptmanns klang dagegen kalt und bar jeden Gefühls: »Lucio hatte den gleichen Rang, bevor er sein Regiment abgab, um den Flammenreitern beizutreten. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir noch drei weitere Generäle in unserer Truppe. Ach nein, nur noch zwei! General Labda ist ja unter den Gefallenen. Versucht also nicht, mich mit Eurem Rang zu beeindrucken! Geht in Eure Räume, und verlasst sie nur auf meinen Befehl hin. Weil Fürst Darius Euch zu unserer Unterstützung geschickt hat, werde ich Euch und vor allem Euren Männern die Schmach ersparen, Euch in den Kerker werfen zu lassen! Zum letzten Mal, bevor es zu noch größeren Peinlichkeiten kommt: Gebt mir Euer Schwert!«
War der General zuvor blass gewesen, war er jetzt weiß wie die Wand. Allerdings zog er sein Schwert aus der Scheide und reichte es Derea. »Bedenkt noch eins: Meine Adler nehmen Befehle nur von mir entgegen! Ihr schwächt damit die eigene Truppe.«
Derea war schon zur Tür gegangen und rief seinen Adjutanten. Er wandte sich nur kurz an den General. »Das glaube ich kaum.«
Lucio kam, begleitet von zwei Männern, in den Raum und ließ unwillkürlich erst einmal seinen Blick über den General schweifen.
»Lass den General in seine Räume bringen. Er steht unter Arrest.«
Der Adjutant salutierte, gab seinen Männern ein Zeichen, und der General ließ sich ohne jedes weitere Wort aus dem Zimmer geleiten.
»Du hast ihn nicht verprügelt«, bemerkte Lucio, kaum dass sich die Tür geschlossen hatte. »Ich bin stolz auf dich.«
»Ich hätte schon gern«, gestand Derea entwaffnend ehrlich. »Aber Canon hat mir streng verboten, etwas Derartiges zu tun!«
»Weißt du, wenn Canon, Remo und ich nicht auf dich aufpassen würden, würdest du dein Leben irgendwann als gemeiner Reiter beenden. Deine Beförderungen werden leider immer wieder von deinen Degradierungen überholt. Die meisten Flammenreiter kommen schon ganz durcheinander, wenn sie nach deinem Rang gefragt werden. Aber diese Zurückhaltung eben gibt mir Hoffnung!«
Der Hauptmann schüttelte verlegen den Kopf. »Übertreib nicht immer so!«
Lucio kratzte sich gedankenverloren am Kopf. »Wer war es das letzte Mal noch? ... Jetzt fällt’s mir ein: General Morabe von den Schützen!«
»Er hatte ...«
»Ich weiß, was er getan hatte, und du warst ja im Recht. Aber du hättest trotzdem Meldung machen müssen! Generäle schmeißt man nicht einfach von Mauern in Burggräben.« Lucio sah seinen Hauptmann an.
Voller Unschuld lächelte der zurück und sah aus, wie die Sanftheit in Person. Der Adjutant hatte sich genau einmal davon täuschen lassen und eine lästerliche Bemerkung gemacht. Nur kurze Zeit später hatte er, der erfahrene Kämpfer vieler Schlachten, mit zwei Schwertern an der Kehle um sein Leben gefleht. Nunmehr, vier Jahre später, wäre er seinem Hauptmann überallhin gefolgt. Der war allerdings wirklich nicht leicht einzuordnen: schön wie der junge Morgen; im Alltag oft ungeschickt, fast trottelig; ungestüm und kaum zu bremsen in seinem Zorn; im Planen einer Schlacht stets kühl und besonnen und im Kampf selbst immer an vorderster Front. Das waren wohl die Gründe dafür, dass Derea von Fremden immer unterschätzt und von seinen Männern geliebt und verehrt wurde. Die Flammenreiter lachten mit und häufig über ihn, sie duzten und achteten ihn, und sie würden ihm sämtlich jederzeit in jede Hölle folgen.
»Wie groß sind unsere Verluste?« Dereas Frage brachte Lucio in die Gegenwart zurück.
»Erstaunlich klein! Einundzwanzig Adler sind gefallen, vierzig verwundet, die meisten nur leicht. Neun Flammenreiter sind tot, neunzehn verletzt, zwei davon schwer. Jonas wird vermutlich seinen Arm verlieren, Taifa wird die Nacht kaum überstehen!«
Der Hauptmann ballte die Fäuste. »Ich hätte ihn doch erschlagen sollen. Wo ist mein Umhang? Wieso sind meine Sachen eigentlich immer unauffindbar?«
»Weil du immer alles irgendwo liegen lässt!«
»Es ist ja nicht kalt. Ich
Weitere Kostenlose Bücher