Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
schmächtig. Seine Taille hatte nicht einmal den Umfang eines Oberschenkels des Horka. Die alten Narben und die Spuren der letzten Kämpfe ließen ihn zudem unglaublich verletzlich erscheinen. Das sah wohl auch der Häuptling so und verzog nach einer Musterung jetzt seinerseits hämisch grinsend das Gesicht. Vielleicht bleckte er auch nur die Zähne? Sie blinzelte eine Träne weg. »Möge Haidar mit dir sein!«, hauchte sie und umklammerte mit eiskalten Händen den Pfahl, um nicht zusammenzubrechen.
    Ein Hornstoß durchschnitt die Stille. Der Häuptling hatte wohl vorgehabt, seinen Gegner sofort in den Nahkampf zu zwingen, und stürmte Kopf voran los. Rhonan brachte sich mit einer Hechtrolle aus der Gefahrenzone und zu den Dolchen. In jeder Hand einen sprang er wieder auf die Füße. Sein Gegner näherte sich bereits mit einem Dolch in der rechten Pranke. Schritt für Schritt wich er zurück.
    »Pass auf, hinter dir ist ein Feuer!«, warnte Caitlin aufgeregt.
    Rhonan bewegte sich nach rechts, weiterhin auf Abstand bedacht. Sein Gegner stürzte plötzlich vor und stieß mit dem Dolch zu. Der Angriff erfolgte genauso ungestüm wie unüberlegt, und der Prinz bog seinen Oberkörper nach hinten, parierte mit rechts und stieß mit links zu, aber der Horka drehte sich weg und donnerte mit der Faust unter das Gelenk der linken Hand. Rhonans Dolch flog weg. Schon zuckte die Klinge des Häuptlings wieder auf ihn zu. Rhonan tauchte ab und trat seinem Gegner dabei mit Wucht gegen das rechte Knie. Der stöhnte, und der Prinz rollte sich weg, packte den verlorenen Dolch und schleuderte ihn noch in der Hocke seinem Feind entgegen. Der wich erneut aus, aber der Dolch hinterließ diesmal eine rote Spur im Fell des Oberarms. Der Häuptling grunzte und sah verblüfft auf die Wunde. Rhonan griff sich eine Handvoll Knochenstaub und warf.
    Der Horka schnaubte und rieb sich die Augen. Leider machte er nicht den Fehler, dabei stehen zu bleiben. Der Dolch des Prinzen traf nur die Schulter und wurde unter Gebrüll wieder aus der Wunde gerissen.
    Rhonan nutzte die Zeit für einen weiteren Angriff, trat dem Feind kräftig in den Unterleib, stieß mit der Klinge zu und traf ihn in die Seite, allerdings nicht tief. Erneut floss Blut. Der Getroffene schlug schnaubend um sich, und der Prinz brachte sich mit einer Rolle wieder außer Reichweite.
    Der Häuptling begriff, dass er seinen Gegner unterschätzt hatte, und ging jetzt überlegter vor. Die Kämpfer umkreisten sich. Keiner ließ den anderen dabei aus den Augen. Aber die Zuschauer wurden langsam ungeduldig, hatte ihnen der Häuptling doch Warmländer vom Spieß versprochen. Laut brüllten sie Anfeuerungsrufe.
    Gideon kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, als er Aufforderungen wie »Ich will sein Schenkelfleisch!« oder »Mach doch, Jerva! Die langen Finger sind bestimmt knusprig!« vernahm.
    Der Häuptling griff gerade wieder an. Er warf einen Dolch, verfehlte aber den sich wegdrehenden Gegner. Doch bei der Drehung strauchelte Rhonan. Der Horka nutzte das umgehend aus, stürmte auf seinen Feind zu und rammte ihm den Kopf in die Rippen. Der Prinz keuchte auf, taumelte rückwärts und hörte Caitlin einen Warnschrei ausstoßen. Er kam zu dicht an die Palisade, doch zu beiden Seiten waren Feuerstellen. Der Häuptling sah das ebenfalls und stürmte erneut los. Der Prinz wählte das kleinere Übel, warf sich zur Seite und rollte über ein Feuer hinweg, den Feind jetzt dicht auf den Fersen. Rhonan wirbelte noch auf dem Boden herum und grätschte dem Gegner die Beine weg. Der Häuptling stürzte, rappelte sich aber erstaunlich schnell wieder hoch. Doch die Zeit hatte auch Rhonan gereicht, um aufzuspringen und sich eine Waffe zu greifen. Er blinzelte, weil ihm Schweiß in die Augen lief. Schwer atmend sah er seinem Feind entgegen.
    Der keuchte ebenfalls, leckte sich dann aber unangenehm die Lippen. Langsam und mit Bedacht hob er den Dolch und zielte nicht auf Rhonan, sondern auf die Prinzessin. Die stöhnte auf und murmelte unwillkürlich ein Gebet, denn der Pfahl bot nur sehr unzureichende Deckung. Der Prinz schätzte kurz ab. Er konnte den Horka nicht schnell genug erreichen, bevor der werfen konnte, aber das wollte er offensichtlich auch gar nicht. Schmatzend und sich erneut die Lippen leckend, wartete er ab.
    Ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen, ging Rhonan in die Knie und griff einen zweiten Dolch. Der Häuptling stieß ein kehliges Lachen aus und holte betont langsam aus. Caitlin

Weitere Kostenlose Bücher