Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
die Horkas stellten ihre Schalen in sicherer Entfernung auf den Boden und entfernten sich eilig.
»Ich hatte Angst«, erklärte die Prinzessin mit dünner Stimme.
»Wovor?«, fragte Rhonan nach wie vor verständnislos. »Dass sie mit dem Braten werfen?«
Sie zog einen Schmollmund und schwieg.
Gideon griff daraufhin barmherzig ein. »Sie hat immer Angst, wenn du schläfst.«
»So hin und wieder werde ich das trotzdem tun müssen«, murmelte sein Freund und lehnte sich vorsichtig an die Höhlenwand.
Gideon holte die Schalen, nachdem eine neue gebracht worden war, denn jetzt verspürte er geradezu einen Wahnsinnshunger.
Nachdem Caitlin auf einen scheuen Blick hin ein belustigtes Zwinkern von Rhonan erhalten hatte, konnte auch sie wieder herzhaft zulangen. Dabei erzählte sie, wie gut sie sich an die Anweisung gehalten hatte und immer, oder zumindest fast immer, die Augen offen gehalten hatte. Sie krönte ihren Bericht mit der stolzen Feststellung, dass sie sogar beim Waschen geholfen hätte, ohne sich zu übergeben.
Rhonan war freundlicherweise angemessen beeindruckt und lobte sie auf ihre Nachfragen immer mehr.
Caitlin strahlte vor Stolz und war dann offensichtlich der Ansicht, Rhonan wäre zu abgelenkt gewesen, um das Kampfgeschehen richtig mitbekommen zu haben. Daher schilderte sie ihm, unterstützt von weit ausholenden Gesten, was sie gesehen hatte. Da sie jedes Mal ein neues Schimpfwort für den Häuptling fand und oft vom Hauen, Schubsen oder Pieksen sprach, amüsierten sich die Männer köstlich. Viel zu früh wurde die fröhliche Runde unterbrochen.
Fünf Horkas kamen auf sie zu. Caitlin verstummte und schob sich sofort an Rhonan heran, der beruhigend ihre Hand in seine nahm.
»Sie lassen fragen, ob du bereit wärst, ihr Stammesbruder zu werden«, übersetzte Gideon und fügte hinzu: »Ich geh mal davon aus, dass die Schmach der Niederlage für den Häuptling geringer bewertet wird, wenn er gegen einen ›Bruder‹ verloren hat. Ich will dich nicht drängen, aber eine Ablehnung könnte zu Verstimmungen führen, die wir uns nicht leisten sollten.«
»Sehe ich auch so! Werde ich eben Stammesbruder«, erwiderte der Prinz ohne jede Begeisterung. Die Dolchwunde schmerzte, und er fühlte sich zerschlagen, müde und ausgelaugt, hätte auch viel lieber der mit den Armen rudernden Priesterin weiter zugehört und zugesehen, aber unabänderliche Dinge brachte man am besten hinter sich.
»Der Häuptling erwartet dich bereits.« Gideon reichte ihm ein Hemd.
Während Rhonan es mit Gideons Hilfe überzog, schimpfte Caitlin: »Musst du denn wirklich in diesen Stamm aufgenommen werden? Nur, damit dieses haarige Biest sich nicht so minderwertig fühlt, wie es ist? Lehn ab! Wir wollen doch nur weg von hier. Demnächst sollen wir noch Stammesmitglieder von Wölfen werden! Das ist lachhaft!«
Bevor Rhonan etwas sagen konnte, widersprach der Verianer ungeduldig: »Du liebe Güte, es geht doch nicht um Freundschaftsbeweise oder so etwas. Sieh dich mal um! Willst du diese Übermacht ernsthaft beleidigen? Und es leben noch mehr von ihnen im Wintergebirge. Dies ist nur ein Lager von vielen. Einen Stammesbruder lassen jedoch alle in Frieden ziehen.«
Caitlins Augen wurden groß. »Wirklich? Oh, dann mach das lieber, Rhonan! So eine Bruderschaft scheint doch nicht verkehrt zu sein!«, erklärte sie sofort mit wildem Nicken.
»Wie du meinst.« Der Prinz fragte sich nicht zum ersten Mal, wie Ayala auf den Gedanken gekommen sein konnte, dieses einfältige Mädchen auf eine so gefährliche Reise zu schicken.
Sie folgten ihren Führern erneut in die Höhle des Häuptlings. Sämtliche Jäger saßen dort auf Bänken um ein prasselndes Feuer herum. Der Häuptling selbst thronte auf einem der Stühle. Rhonan stellte mit Genugtuung fest, dass auch der nicht besonders frisch aussah und einen Verband um die Schulter trug.
Gideon übersetzte wie üblich. »Der Häuptling sagt, du hättest tapfer und wahrlich gut gekämpft. Er sei zuvor noch nie besiegt worden, und es sei ihm daher eine Ehre, sich bald dein Bruder nennen zu dürfen.«
»Sag ihm zumindest etwas Unfreundliches, diesem ekligen Wurm! Er wollte dir den Arm abschneiden«, fauchte Caitlin.
»Sag ihm, es sei für mich eine Ehre gewesen, gegen ihn antreten zu dürfen. Allein die Sorge um meine Gefährtin hätte mir die Kraft gegeben, gegen ihn zu bestehen. Er sei ein großer Kämpfer, und ich wäre froh, dass das Kampfglück diesmal auf meiner Seite gewesen wäre. Sag ihm,
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