Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
unterdrückte nur mühsam einen Schrei und presste die Lippen zusammen. Sie verspürte nicht einmal Erleichterung, als ihr Beschützer sich zwischen sie und den Häuptling schob, die Klingen vor der Brust gekreuzt.
Der Horka warf. Rhonan widerstand dem Reflex, auszuweichen, und versuchte stattdessen, die Klinge mit einem Dolch abzulenken. Es gelang ihm fast, aber nicht ganz. Der Dolch hinterließ eine blutige Spur am rechten Unterarm. Caitlin schrie auf, als sei sie selbst verletzt worden. Der Prinz sah, dass der Häuptling sich bereits neue Dolche griff, und stürmte Kopf voran los. Als lebender Schild würde er kaum längere Zeit überstehen können. Sein Angriff traf den Horka überraschend. Nie hätte der damit gerechnet, dass der körperlich so unterlegene Gegner den Nahkampf suchen würde. Er taumelte unter der Wucht nach hinten und stürzte ins Feuer, riss aber seinen Angreifer mit. Es knisterte, und Funken stoben aus der Glut. Der Häuptling wälzte sich brüllend herum, die Arme wie Schraubstöcke um sein Opfer gelegt. Rhonan lag noch halb in der Glut und versuchte, sein Knie anzuziehen, traf aber nur den Oberschenkel seines Gegners. Er konnte seine Arme kaum bewegen, so eng war die Umklammerung. Aber er besaß noch einen Dolch, griff geschickt um und drückte die Klinge tief in die Hüfte des Horka. Ein heiserer Aufschrei, und die Umklammerung wurde gelockert.
Rhonan riss die Arme auseinander und wollte sich aus der nur noch glimmenden Asche retten, als ein mörderischer Schlag ihn an der Schulter traf und ihm fast den Arm aus dem Gelenk drückte. Er stöhnte auf, drehte sich halb herum und rammte dem Feind den Ellbogen in den Magen. Das entlockte dem Horka jetzt wiederum ein Grunzen. Unterdessen versuchte der Prinz verzweifelt, auf die Füße zu kommen. Doch ausgerechnet jetzt knickte sein verfluchtes Bein ein, und ein Dolchstoß traf ihn von hinten in die linke Seite. Der Häuptling drehte den Dolch in der Wunde, bevor er ihn wieder herausriss. Rhonan schrie laut auf und schwankte. Sein Gegner nutzte das, sprang halb auf die Füße und warf ihn wieder zu Boden. Das presste sämtliche Luft aus seinen Lungen und raubte ihm fast die Sinne.
Der Horka saß jetzt auf seinem Rücken, schwerer als ein Pferd. Ein kräftiger Schlag traf ihn zwischen die Schulterblätter, ein weiterer die frische Wunde. Der Schmerz war mörderisch. Er keuchte noch einmal laut auf und erschlaffte.
Einen Höllenlärm brach los. Caitlin schrie immer wieder beschwörend seinen Namen, und die Zuschauer tobten und jubelten.
Der Häuptling grinste bösartig die Prinzessin an und hob einen Arm des Prinzen hoch, ließ dessen Hand locker hin und her pendeln. Als er den Arm losließ, fiel der einfach in den Knochensand. Rhonan regte sich nicht mehr. Der Horka riss seine Arme hoch und ließ sich von seinem begeisterten Stamm als Sieger feiern. Stolz beugte er sein Haupt nach allen Seiten. Dann rief er der Prinzessin etwas zu, was die nicht verstand, nahm den Dolch und setzte ihn an der linken Schulter des Besiegten an, als wolle er den Arm abtrennen.
Caitlin stöhnte gequält auf: »Oh Haidar, nein! Lass es nicht zu! Bitte steh ihm doch bei!« Haltlos zitternd und weinend presste sie sich an den Pfahl.
Gideon brüllte, und zwei Horkas hielten ihn fest, als er in die Arena stürmen wollte.
Die Menge johlte und trampelte mit den Füßen.
Der Häuptling hatte erst einen winzigen Schnitt gemacht, als ihm ein besserer Gedanke kam. Noch netter wäre es, wenn der wilde Feuerkopf das Gesicht des Gatten sehen konnte, wenn er ihn langsam auseinanderschnitt. Jetzt verdeckten die langen Haare es völlig. Er erhob sich leicht und drehte sein erschlafftes Opfer auf den Rücken.
Rhonans Augen waren geschlossen. Sand traf die Augen des Häuptlings zum zweiten Mal völlig unerwartet. Erschrocken heulte er auf. Der Prinz ballte die rechte Faust und rammte sie dem Horka mit all seiner verbliebenen Kraft an die Kehle. Mit einem Röcheln sackte der über ihm zusammen.
Das Geschrei der Zuschauer erstarb.
Rhonan konnte kaum atmen, wälzte den Häuptling mühsam von sich herunter, schaffte es gerade noch, auf die Knie zu kommen, griff seine Dolche und kroch unter Ächzen auf die Brust seines Gegners. Mit den Armen drückte er sich hoch und hielt die Dolche dann wie eine Schere an die Kehle des Häuptlings. »Gideon!« Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Krächzen, aber in der Stille, die den Jubel abgelöst hatte, war sie gut zu hören. Dann
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