Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
herab. Er schützte seinen Kopf mit den Armen und hörte Dala schreien.
»Palema, bist du von Sinnen? Halte ein!«
Unvermittelt hörten die Schläge auf. Rhonan atmete durch, fuhr sich mit der Zunge über den Mund und schmeckte Blut, weil er sich auf die Lippe gebissen hatte. Jetzt reichte sein Zorn nicht mehr, um die Schmerzen zu verdrängen. Sein Oberkörper schien in Flammen zu stehen, und Blut tränkte sein zerfetztes Hemd. Er schwankte, fing sich aber schnell wieder und ging in Schrittstellung, um sicheren Stand zu haben. Nicht einmal unfreiwillig wollte er vor Palema in die Knie gehen.
Die hatte wieder ihre ursprüngliche Gestalt angenommen, sich brüsk umgedreht und sich gesetzt. Immer noch wütend starrte sie ihn an und riet: »Du solltest mich nicht reizen, denn ich werde Unverschämtheiten genauso wenig dulden wie eigenmächtiges Handeln.«
»Nicht? Vielleicht solltest du dann schon einmal Kräfte sammeln für deinen nächsten Auftritt«, empfahl ihr Sohn und war froh, dass seine Stimme halbwegs normal klang. Es kam ihm so unwirklich vor, dass weder seine Mutter noch seine Tanten sich im Geringsten daran störten, dass sein Blut auf den Boden tropfte, sondern so taten, als wäre nichts geschehen. Schwäche und Übelkeit gesellten sich zum Brennen, und er hatte plötzlich den Faden verloren. Geist und Körper waren damit beschäftigt, ihn auf den Füßen zu halten, zu mehr reichte es nicht. Drei Augenpaare sahen ihn fragend an, und er wusste nicht mehr, was er gerade gesagt hatte oder sagen wollte.
»Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, dass Caitlin jetzt meine Frau ist«, erklärte er und spannte unwillkürlich die Muskeln an. Das Brennen wurde dadurch nahezu unerträglich, aber genau wie Dala starrte Palema ihn zunächst nur fassungslos an.
Myria schüttelte wild den Kopf. »Wie will sie denn noch Magierin werden? Das geht doch nicht!«
»Sag mir, dass das nicht wahr ist!«, keuchte seine Mutter.
»Es wurde niedergeschrieben für alle Zeit. Wir sind nach unseren Regeln und damit mit dem Segen der Götter verbunden. Selbst Unsterbliche können uns nicht mehr trennen.«
Sein Blick wanderte zu Myria. »Ich glaube kaum, dass eine so unglaublich begabte Magierin, wie Ihr es nach Euren Worten seid, sich nicht in der Lage sieht, eine verheiratete Frau zu unterrichten. Einiges hat sie schon gelernt, und da sie nun nicht mehr in ständiger Sorge lebt, fortgeschickt zu werden, wird sie sich umso intensiver den Zaubern widmen können.«
Er sah von einer zur anderen und fügte an: »So sind die Umstände! Ihr werdet sehen müssen, was Ihr daraus macht!«
Die Schwestern sahen sich an und begannen, in einer ihm unverständlichen Sprache durcheinanderzureden. Ihm schenkte keine mehr Beachtung.
»Dann kann ich mich wohl entfernen«, erklärte er mehr zu sich selbst und wandte sich dankbar um.
»Bleib!«, forderte Palema, kaum dass er zwei Schritte gegangen war, und ihre Stimme klang halbwegs gefasst. »Wir sind erschüttert darüber, dass ihr Entscheidungen trefft, die ihr nicht hättet treffen dürfen. Diese Priesterin ist eine einzige Zumutung. ... Und setz dich schon hin, bevor du umfällst!« Sie schlug zornig mit der Hand auf den Tisch. »Wie konntest du das tun?«
Rhonan ließ sich steif auf einem Stuhl nieder, der nahe der Tür stand, und erwiderte: »Ich hab sie gefragt, sie hat ja gesagt, und Gideon hat uns verbunden. War ganz einfach.«
Die Augen seiner Mutter schleuderten Blitze, und Dala legte ihr die Hand auf den Arm. »Bleib ruhig, Schwester! Es lohnt sich nicht, über vergossene Milch zu jammern. Solltest du eine vernünftige Unterhaltung mit deinem Sohn führen wollen, wirst du sie verschieben müssen. Er scheint mir nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein.«
Bei diesen Worten erhob sie sich und ging mit raumgreifenden Schritten auf ihn zu.
Er versteifte sich sofort, aber sie legte ihm die Hände auf die Schultern und forderte: »Entspanne dich! Du willst deiner ... Frau wohl kaum in diesem Zustand wieder gegenübertreten!«
Rhonan konnte nicht einmal etwas erwidern, hatte das Gefühl, in eiskaltes Wasser getaucht zu werden, und bekam kaum noch Luft. Sie ließ ihn los, die Kälte verschwand und mit ihr die Schmerzen. Sie waren einfach weg.
Während er sich vorsichtig bewegte und sich darüber wunderte, dass tatsächlich jede Beeinträchtigung verschwunden war, fuhr Dala fort: »Was ihr getan habt, ist bedauerlich, aber nicht mehr zu ändern. Du solltest dir nur darüber im Klaren sein,
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