Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
damit geprahlt, dass ihr mich nie gehen lassen würdet. Erst hinterher fiel mir ein, dass ihr vielleicht lieber eine fähigere Magierin an eurer Seite hättet. Myria hat nur gelacht und gesagt, sie würde mit Palema und Dala reden, und den Wünschen der Unsterblichen könnten wir uns nicht widersetzen. Und ich sag dir, Gideon, in unserer Welt können die drei alten Damen vielleicht nicht mehr viel ausrichten, aber hier ist ihre Macht gewaltig. Wo Myria ist, bewegen sich alle Gegenstände wie von selbst. Krüge schenken Wein ein, Messer schälen Äpfel, während sie einen Feuerzauber entfacht, der ohne den Schutzzauber, den sie gleichzeitig hält, den Berg schmelzen würde. Nicht einmal Rhonan wird sich gegen Kräfte wehren können, die nicht von unserer Welt sind. Hier sind wir den Unsterblichen ausgeliefert.«
Gideons Hochgefühl erlitt zwar einen gewaltigen Dämpfer, aber anmerken ließ er sich das nicht. Munter erklärte er: »Wie sagt Rhonan immer: Bisher haben wir für alles eine Lösung gefunden. Warte hier auf uns!«
Er eilte aus dem Raum und ließ sie und ihre Zweifel zurück.
Letztere wurden größer, je mehr Zeit verging. Rhonan war viel zu nüchtern, um sich von Gideons Gefühlen leiten zu lassen. Bestimmt würde er einem Austausch zustimmen und selbst wenn nicht, hätte er keine Möglichkeit, ihn zu verhindern. Myria hatte deutlich gemacht, dass die Wünsche der Erben wegen der Bedeutung der Aufgabe völlig unerheblich waren. Die Unsterblichen würden ganz nach ihrem Ermessen entscheiden.
Fröstelnd sackte sie zusammen und knetete die Hände. Was hätte sie noch vor kurzem dafür gegeben, zur Nebelinsel zurückzudürfen, und jetzt graute ihr bei dem Gedanken.
Die Zeit verging, und nichts geschah. Caitlin starrte die Tür an, schmiss ein Kissen dagegen, als die sich einfach nicht öffnete, sprang schließlich auf und wanderte durchs Zimmer. Sie spielte mit Federn und Pergament auf dem Schreibtisch, setzte sich auf den Stuhl, stand wieder auf, wanderte zur Kleidertruhe und wieder zum Bett. Vielleicht fand Gideon Rhonan nicht, vielleicht waren sie schon bei Palema, vielleicht weigerte der Prinz sich auch hartnäckig, vielleicht ...
Die Tür ging endlich auf. Caitlin ließ sich aufs Bett plumpsen, faltete die Hände, so dass es schmerzte, und sah ihren Begleitern gespannt entgegen.
Gideon, der prompt über das Kissen stolperte und es verwundert zum Bett zurücktrug, wirkte erhitzt, Rhonan ruhig wie immer oder doch ein wenig angespannt. Sie konnte es nicht erkennen.
Der Prinz lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand, und der Gelehrte setzte sich auf den Schreibtischstuhl und nahm das Gespräch auf.
»Caitlin, wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass eine Rückkehr zur Nebelinsel für dich nicht in Betracht kommt. Es gibt uns zu denken, dass deine Mutter viel Interesse an Rhonans Aufenthaltsort zeigt, trotz deines Verschwindens aber nicht ein einziges Mal versucht hat, eine Verbindung zu dir herzustellen. Des Weiteren sollte vorläufig niemand wissen, dass die Siegelgemeinschaft komplett ist. Dass man höchstwahrscheinlich noch Meister Cato für den Weisen hält, verschafft uns zumindest etwas Luft. Auf dem Weg zum Wolkengebirge wird man uns so kaum vermuten. Wir unterstellen dir nicht, dass du unser Geheimnis preisgeben würdest, aber wir gehen davon aus, dass Ayala über Mittel verfügt, die Wahrheit notfalls auch gegen deinen Willen herauszufinden. Rhonan kennt üble Geschichten über eine Priesterin namens Martha, die dem Ketzerjäger Ligurius hin und wieder zur Hand geht.«
Er machte eine Pause, sah vom Prinzen, der zu Boden starrte, zur Priesterin, die mit aufgerissenen Augen nicht aufhörte, ihre Hände zu kneten, und fuhr fort: »Kurzum sind wir zu dem Schluss gekommen: Das Beste für dich wäre, fürs Erste hierzubleiben!«
Ihre Augen huschten zu Rhonan, der regungslos verharrte, und wieder zurück. Sie schluckte und erklärte heiser: »Wenn ihr mich nicht weiter mitnehmen wollt und ich nicht nach Hause kann, könnt ihr mich auf dem Rückweg bei den Horkas absetzen. Hier bleibe ich keinen Tag länger als nötig und schon gar nicht allein. Die Schwestern sind mir unheimlich. Myria hat schon mit Strafen gedroht, und Palema sieht mich an, als wäre ich ein Wurm. Nein, hierbleiben werde ich auf keinen Fall. Aber die Horkas waren ja ...«
Sie schniefte und putzte sich geräuschvoll die Nase. »Zumindest haben sie ...«
»Hör auf, Unsinn zu reden!«, unterbrach der Prinz barsch und
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