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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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durchkreuzt, ändern sie ihn nicht, sie verlieren dann eben. Der Blaue Fluss gehört wieder Fürst Bajos. Wenn der allerdings keinen fähigen Heerführer an die Seite gestellt bekommt, wird er ihn und sein Fürstentum nicht lange behalten. Aber er konnte ja nicht ahnen, dass Vater und zwei ältere Brüder in einer einzigen Schlacht fallen würden und er die Verantwortung übernehmen muss. Zumindest ist er einsichtig und hat um Unterstützung gebeten.« Seine Augen blitzten. »Wusstest du, dass er Verse schreibt und sich Gedanken darüber macht, warum wir versuchen, fremdsprachige Völker zu verstehen, aber nicht unseren eigenen Hund? War ich froh, keinen zu haben.« Er grinste und rubbelte dabei mit seinen Fingern in ihrem Gesicht herum. »Du bist da schwarz ... jetzt immer noch. Oh, ich glaube, ich mach es schlimmer statt besser.« Sein Gesicht zeigte eine komische Zerknirschung. »Mutter, es tut mir leid, dass ich deine Feier schon wieder verpasst habe. Ich hab sie wirklich nicht vergessen und mich ehrlich bemüht, aber es kam so viel dazwischen. Kannst du mir verzeihen?«
    Noch einmal zog sie ihn zu sich heran und küsste seine Wange. »Dummkopf! Was sollte ich dir verzeihen müssen? Dass Krieg herrscht? Außerdem warst du doch pünktlich. Ich hätte mir keinen schöneren Tagesabschluss wünschen können. Ich habe die drei Menschen um mich, die meinem Herzen am nächsten stehen. Jetzt begrüße Darius und deinen Bruder, und dann werden wir Wein trinken.«
    Derea begrüßte den kühl blickenden Fürsten mit einer höflichen Verbeugung und Canon mit einer herzlichen Umarmung, während eine Dienerin Getränke brachte und dem jüngeren Prinzen dabei einen ärgerlichen Blick zuwarf, der jedoch schnell wieder in Verzückung überging. Was auch immer der zerbrach, er sah einfach zu gut dabei aus, um ihm böse zu sein.
    Darius litt nicht unter dieser weiblichen Verirrung und stellte nur wieder einmal fest, dass es kaum unterschiedlichere Brüder geben konnte. Der schmale, dunkle Jüngling verschwand fast in der Umarmung seines großen, breitschultrigen Bruders. Canon trug das blonde Haar auch nur kinnlang, und sein Bart war sorgfältig gestutzt.
    »Du siehst erschöpft aus, kleiner Bruder«, bemerkte er gerade, während er Derea aus dem Umhang half. »Und nicht nur das! Ein Schwertarm, der zu langsam war?«
    »Ein Schwertarm, der anderweitig beschäftigt war«, erwiderte Derea, wankte zum nächsten Stuhl und ließ sich mit einem dankbaren Seufzen darauf sinken. Dabei war er froh, dass der Armlehnen hatte. So konnte er zumindest nicht zur Seite wegkippen. Seine Müdigkeit war nach dem langen Ritt so bleiern, dass er selbst die Wunde, die Lucio mit sechs Stichen genäht hatte, kaum noch spürte.
    Morwena hielt ihm zwei, drei, vier Becher hin und ließ jetzt ebenfalls ihren Blick über ihn wandern. »Du bist verwundet?«
    Er kniff die Augen zusammen, um klarer sehen zu können, griff zu und war stolz, den einzig wahren Becher beim ersten Versuch erwischt zu haben. »Nur ein Kratzer. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Stört es dich, wenn ich mich nicht waschen und umkleiden gehe? Ich weiß nicht, ob ich die Treppe noch einmal runterkomme, wenn ich erst einmal oben bin. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht einmal, ob ich sie überhaupt noch allein hochkomme. Ich bin tatsächlich ziemlich erledigt.«
    Die Königin überspielte ihre Sorge mit einem Lachen und tadelte: »Dummer Junge!« Mit ihrem Taschentuch säuberte sie ihm notdürftig das Gesicht und strich ihm liebevoll nasses Haar aus der Stirn, und er fühlte sich sicher und geborgen, er fühlte sich daheim. Seine Mutter behandelte ihn wie ein Kleinkind, und aus dem Augenwinkel sah er Canon deswegen grinsen. So kannte er seine Familie. Wenn er jetzt zugeben würde, wie elend er sich fühlte, würde sein Bruder ihn einfach schnappen und ins Bett tragen, und seine Mutter würde ihm heiße Brühe, einen Bettwärmer und einen Heiler bringen.
    »Geht es dir, von der Erschöpfung abgesehen, wirklich gut?«, hörte er sie fragen, verdrängte den Wunsch, genauso behandelt zu werden – mit Ausnahme des Heilers vielleicht –, zwinkerte ihr zu und nickte. »Jetzt, da ich deine Verzeihung habe und Canons Zorn nicht mehr fürchten muss, geht es mir richtig gut. Du ahnst nicht, was er mir angedroht hat und welche Angst ich deswegen ausgestanden habe. Gerade hören meine Knie auf zu zittern.«
    Ihr fröhliches Gelächter wurde unterbrochen, denn ein Krieger eilte nach kurzem Klopfen in den

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