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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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hatte.
    »Wer geht?«, fragte neben ihm sein Bruder und riss ihn aus seinen Gedanken.
    Morwena antwortete sofort: »Ich!«
    Sie sah, dass Canon den Mund öffnete, und fuhr fort: »Widersprich erst gar nicht! Ein Geburtstag mehr hat mich nicht zur Greisin gemacht. Außerdem benötige ich dich hier. Camora wird alles daransetzen, Mar’Elch einzunehmen, und seine Verbände sind gewaltig. Es wird ihm nicht ewig verborgen bleiben, dass sein Überraschungsangriff fehlgeschlagen ist. Du musst im Falle eines Angriffs die Hauptstadt unter allen Umständen so lange halten, bis Derea oder ich dir zur Hilfe kommen können. Ich kann dir nur die Gardisten hierlassen. Du wirst dir also etwas einfallen lassen müssen, wenn es so weit kommen sollte, aber ich vertraue auf dein Geschick. Du warst schon immer der beste Planer unter uns.«
    Es sah zunächst so aus, als wolle Canon widersprechen, denn ein paar Mal holte er Luft, öffnete auch den Mund, blieb aber stumm und nickte endlich.
    Derea schaute seine Ziehmutter an. Er hatte ihren Ausführungen entnommen, dass er nach Ten’Shur gehen sollte, und wandte ein: »Ich weiß nicht, ob das reicht. Der Großteil meiner Truppe ist noch am Blauen Fluss und verfolgt die Horde. Ich hab zurzeit nicht viel mehr als zweihundert Mann.«
    Morwena war nach Schreien, Weinen oder Beten zumute. Sie hatten schon so viele Schlachten gewonnen und trotzdem so viele Reiche verloren. Sollte es wieder so sein? Sie zwang sich zu einer nüchternen Antwort. »Dann muss das zusammen mit den Stadtkriegern, Fürst Menides’ Schützen und Darius’ Adlern reichen, um die Stadt zu schützen. Wir müssen hoffen, dass Camora seine Hauptstreitmacht in den Westen schickt ... und dass wir vor ihr eintreffen. Wenn wir uns irren oder zu langsam sind, dann mögen die Götter mit Ten’Shur, mit dir und mit uns allen sein.«
    Sie sackte leicht zusammen und schien gealtert zu sein, denn die Falten um ihren Mund herum wirkten plötzlich wie Kerben.
    Derea brachte aufgrund seiner nicht mehr zu verdrängenden Müdigkeit nur ein Nicken zustande, und Darius schwieg und rieb sich immer wieder das Kinn.
    In die Stille hinein erklärte Canon mit herablassender Stimme: »Camora ist zugegebenermaßen ein hervorragender Meuchelmörder und vergeht sich gern und gut an Schwächeren, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass seine Horden auch nur einmal eine Schlacht gewonnen haben, an der einer von uns vieren beteiligt war. Wenn ich mir jetzt Sorgen machen soll, muss mir zuvor jemand erklären, warum.«
    Sein Bruder schmunzelte und streckte den Daumen hoch, und Morwena ergriff seine Hand. »Ich weiß, dass du auf alles, was ich vorbringen würde, eine passende und überzeugende Antwort hättest, und du ahnst nicht, wie stolz mich das macht. Wenn ich jemals etwas Sinnvolles geleistet habe, dann war es, El’Maran so prachtvolle Prinzen zu schenken.«
    »Die ohne dich auf der Nebelinsel Unkraut jäten würden.« Canon lächelte sie liebevoll an, dann schmunzelte er und legte den Kopf schräg. »Natürlich nur, wenn Ayala uns nicht doch noch über die Klippen entsorgt hätte, wie sie es angedroht hat, nachdem Derea beim Spielen einen Trieb von was-weiß-ich abgebrochen hatte. Was wir wissen, wissen wir von dir. Was wir können, können wir durch dich. Was wir sind, hast du aus uns gemacht. Wir sind eine Familie. Und jetzt sollten wir uns gemeinsam daranmachen, Pläne zu schmieden, um unsere Heimat zu verteidigen.«
    »Warum fallen mir nie so tolle Sätze ein?«, nuschelte Derea, und Morwena lächelte so liebevoll, dass Darius mit den Zähnen knirschte.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und erklärte möglichst nüchtern: »Ein guter Plan wäre wahrlich nicht schlecht. Wie gehen wir es an?«   
    Völlig in Schlachtplänen versunken, wurden nun Strategien erörtert.
    Irgendwann sackte Derea in sich zusammen, und sein Kopf knallte auf die Tischplatte. Darius fuhr hoch, Morwenas Gesicht wurde sorgenvoll, und Canon erhob sich und zerrte seinen Bruder auf die Füße. »Mit deiner Erlaubnis, Mutter, bringe ich unseren Kleinen ins Bett.«
    Der hing in Canons Armen und lächelte Morwena vernebelt an. »Der Krieg ist offensichtlich immer ... na, jedenfalls schneller als ich, aber ich wollte dir sagen, meine Königin, du bist die verdammt beste Mutter, die ich mir vorstellen kann. Ich danke dir für deine Liebe. Gute Nacht, Mutter!«
    Seine Verneigung vor Darius musste Canon abfangen. Der versprach, gleich wiederzukommen, und trug

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