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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Reich sie gehört hatten, waren sie zunächst tagelang verschifft worden und ritten jetzt gemächlich von Norden her auf das Westgebirge El’Marans zu, um die Wege für den Haupttross gangbar zu machen.
    Ihre gute Laune verdankten sie zum einen dem Umstand, dass es gar nichts gangbar zu machen gab. Die Wege waren breit genug für jedes Geschütz und für jeden Trosswagen. Ihr Führer, Hauptmann Pantahas Korte, gehörte darüber hinaus zu den wenigen Vorgesetzten, mit denen man sehr gut auskommen konnte. Seine ureigene Bequemlichkeit sah er auch bei anderen nicht als Makel an. Er war Krieger, weil er schlicht nichts anderes gelernt hatte. Er verstand sich aufs Töten, aber noch besser verstand er es, es sich möglichst gutgehen zu lassen. Er lebte nach dem Motto: »Genieße jeden Tag! Es könnte dein letzter sein.«
    Da sie gut vorankamen, viel besser als erhofft, gab es ausreichend Pausen mit Essen, Trinken und Würfelspielen. Was fehlte, waren lediglich Weiber. Hier gab es weder Frauen zu rauben noch Talermädchen, die nie lange fernblieben, wenn ein Lager aufgeschlagen wurde. Nicht einmal die Bewohner des Toten Landes hatten sie bisher zu Gesicht bekommen. Nach Beschreibungen sollten diese klein und stark behaart sein und ausfahrbare Widerhaken an Händen und Füßen haben. Vor solchen Frauen wären selbst die Hordenkrieger zurückgeschreckt. Insofern kam ihnen allen entgegen, dass die »pelzigen Gnome« unsichtbar blieben.
    Die Späher, die dem Trupp voranritten, dachten auch längst mehr an geröstetes Fleisch als daran, nach Spuren von Feinden zu suchen.
    Zur Linken ragte das Westgebirge El’Marans auf, auch zur Rechten säumten Berge den Horizont. Eingebettet ins Gebirge lag das Tote Land wie in einem Kessel. Einst fruchtbar und von Seitenarmen des Varna-Flusses durchzogen, hatten Steinlawinen vor vielen Jahrzehnten den Fluss ausgesperrt. Zwei Jahreszeiten prägten seither die Umgebung: die Regen- und die Trockenzeit. Aus dem Schlamm der Flussläufe und den fruchtbaren Uferwiesen hatten sich mit der Zeit Moore gebildet. Nun, gegen Ende der Trockenzeit, waren diese weitgehend ausgetrocknet und hatten das Aussehen gerissenen Tons angenommen. Je weiter der Weg in den Süden führte, desto schmaler wurde der »Kessel« und desto weitreichender der Schatten der Berge. Aus rissigem Ton wurden braungraue Feuchtgebiete. Kahle Bäume und welkes Gestrüpp ragten hier und da aus schlammigem Untergrund. Doch immer noch waren die Wege für Truppen, Wagen und Katapulte breit genug.
     
    Ein Späher hatte Kommandant Korte kurz zuvor Bericht erstattet. Sie hatten eine Weggabelung erreicht. Ein Weg führte tiefer ins Moor im Süden, der andere geradewegs auf die Roten Berge El’Marans zu. Wenn er seiner Karte Glauben schenken konnte, befanden sie sich kurz vor der »Hintertür« nach El’Maran.
    Er hatte viel über Mar’Elch, diese angeblich wunderschöne und prachtvolle Stadt, gehört. In allen Reichen war sie als Mittelpunkt der Künste und vornehmer Lebensart bekannt. Noch nie hatte er ein Gemälde gesehen, nie einem Bänkelsänger lauschen können und noch nie einem Schauspiel beiwohnen dürfen. Wie man »vornehm« lebte, wusste er nicht einmal ansatzweise. Doch eins wusste er genau: Diese Stadt musste er sehen!
    Wenig später passierte er die Gabelung und führte die Truppe Richtung Osten auf den Roten Pass zu. Die Erde staubte, sanfte Anhöhen links und rechts gingen in immer steilere Hänge und schließlich ins Gebirge über. Ansammlungen grauweißer Baumgerippe oder Büsche und kleinere rote Felsen mit Ablagerungen von Moos ragten zunächst noch zwischen vertrockneten Gräsern auf. Dann gab es nur noch nackten Fels.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, andere Farben außer Rot, Braun und Grau gesehen zu haben, seit er das Tote Land betreten hatte. Der Namensgeber hätte nicht treffender wählen können. Trotzdem war er guter Dinge, denn sie waren schnell vorangekommen. Blieb nur zu hoffen, dass auch der Pass breit genug für Wagen und Katapulte war und nicht übermäßig viel Geröll entfernt werden musste. Hauptmann Vigo und seine Späher hatte er bereits auf den Weg geschickt, den Pass zu erkunden.
    Mit etwas Glück konnten sie einen feuchtfröhlichen Ruhetag einlegen, während sie auf den Haupttross warteten. Zufrieden mit sich und der Welt zog er seine Pfeife aus dem Umhang, setzte sich auf einen Schemel, den sein Adjutant zusammen mit einem Tischchen bereits aufgestellt hatte, und beobachtete seine Männer

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