Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
für reiche Ernte!«
Der Kommandant der Schützen verabscheute die unübersehbare Kampfeslust des Rianers und dessen Freude am Töten und verzog angewidert das Gesicht. »Pflegt ihr immer noch, euren Opfern die rechte Hand abzuschneiden?«
Cahns Augen blitzten vergnügt. »Köpfe sind zu groß! Außerdem kann man sie nicht so gut rösten. Knusprige Hände sind demgegenüber ausgesprochen lecker.« Er klapperte mit einem Säckchen an seinem Gürtel. »Wir behalten aber immer nur einen Knochen.«
»Ihr esst die Hände auch noch? Das ist barbarisch!« Morabe schüttelte sich unwillkürlich und sah weg, als fühlte er sich allein durch den Anblick des Bergjägers beleidigt.
»Keineswegs!«, widersprach der umgehend. »Wir ehren unsere Feinde damit, denn ein Teil ihrer Kraft lebt dadurch in uns weiter. Nach jeder Schlacht schütten wir die Knochen vor uns aus und danken ihren ehemaligen Trägern dafür, dass sie mit zu unserem Sieg beigetragen haben. Was Ihr für Barbarei haltet, nennen wir Achtung unserer Gegner.«
»Das ist ...«, begann General Morabe erneut, wurde aber von der kühlen Stimme der Königin unterbrochen.
»Es will mir scheinen, dass es geeignetere Augenblicke für ein Gespräch über unsere unterschiedlichen Sitten und Gebräuche geben dürfte. Wir sollten jetzt den Göttern danken und nach der verdienten Stärkung unsere Pläne bezüglich des Haupttrosses verfeinern.«
Der Bergjäger nickte. »Göttlicher Beistand kann nie schaden. Mehr beruhigt mich aber, dass wir hervorragend vorbereitet sind. Das war ein Meisterwerk der Kriegskunst, und ein weiteres wird folgen.«
General Morabe zog die Augenbrauen hoch und warf trocken ein: »Nur, wenn es uns gelingt, den Feind unter möglichst geringen eigenen Verlusten aufzuhalten. Sonst könnte dieses Meisterwerk der Kriegskunst in Anbetracht unserer zahlenmäßigen Unterlegenheit schnell zu unserer letzten gewonnenen Schlacht werden. Haltet Euren Siegestaumel also noch ein wenig zurück!«
»Aber ja!«, versprach Cahn gut gelaunt. »Vorfreude ist schließlich auch schön.«
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7. Kapitel
Am selben Tag im hohen Norden
Die Winde waren günstig, und manchmal ging es geradezu pfeilschnell durch die Lüfte. Städte, Flüsse, Wälder und Hügel wechselten sich unter ihnen ab. Schon gegen Mittag war es merklich kälter geworden, und jetzt, in der Morgendämmerung des nächsten Tages, klapperten Gideon die Zähne. Seine Hände waren derart kalt, dass er sich kaum noch festkrallen konnte, aber trotzdem war er unglücklich, als die Echsen zur Landung ansetzten, denn der Luftraum war ihm so unendlich sicher erschienen. Es war schon bedauerlich, dass die Panzer die Echsen zwar weitgehend vor Verletzungen, aber nicht vor Auskühlung schützten. Seine Begleiter waren viel weiter geflogen, als es besprochen worden war, aber nun, vor den Toren Kairans, waren sie am Ende ihrer körperlichen Möglichkeiten angelangt.
Schweren Herzens musste er sich von ihnen verabschieden. Pthullah schenkte ihm zum Abschied noch ein Säckchen Kalla-Beeren. Zwei bis drei dieser Beeren deckten den Nahrungsbedarf eines ausgewachsenen Mannes für einen ganzen Tag, und die Kalla benutzten sie auf ihren ausgedehnten Jagdausflügen.
Sein Begleiter Pthoh warf seiner ehemaligen Last einen letzten Blick zu und erklärte dem Verianer, wegen ihrer roten Haare habe er sich immer wie nah am Feuer gefühlt, jetzt sei ihm furchtbar kalt.
Gideon lachte, obwohl ihm gar nicht danach war, bedankte sich in aller Form bei den Echsen und versicherte sie seiner lebenslangen Freundschaft. Nach der darauffolgenden festen Umarmung der Kalla hatte der Verianer allerdings sehr schnell nur noch einen Gedanken: Lebenslang konnte auch sehr kurz sein! Er rang nach Luft und versuchte zu ertasten, ob seine Rippen nur gequetscht oder vielleicht doch gebrochen waren.
Die Echsen machten sich auf den Heimweg, und Gideon sah ihnen nach, bis sie nicht mehr zu erkennen waren, und kam sich plötzlich verlassen vor. Um ihn herum war nur Wald, und nicht jedes Geräusch konnte er seiner Herkunft zuordnen. Er war ein Mann der Bücher, gefragt war von jetzt an ein Mann der Tat. Das erste Mal, seit er den Turm verlassen hatte, war er auf sich allein gestellt ... zumindest fast.
Er drehte sich um und wandte sich der Prinzessin zu, die nach dem Schlafkraut noch tief und fest schlief. Erneut schüttelte er sich bei dem Gedanken, wie kurz davor sie gewesen war, ihr Leben zu verlieren. Dala hatte ihn davon unterrichtet,
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