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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Satteltasche, entfachte ein Feuer, breitete die Zutaten für eine Linsensuppe, Brot und Trockenfleisch aus und machte sich an die Zubereitung der Mahlzeit. Er kannte Rezepte für feinste Gerichte, war jedoch froh, hier nur schlichte Eintöpfe zubereiten zu müssen. Das würde ihm hoffentlich auch ohne jegliche Kocherfahrung gelingen. Die Beschäftigung mit solch schlichten Dingen brachte ihm allmählich die innere Ruhe zurück.
    Der Prinz bediente sich derweil mehrfach aus seinem Beutel.
    »Wenn Ihr Durst habt, solltet Ihr lieber auch einmal Wasser trinken«, gab Gideon zu bedenken. »Das ist doch, dem Geruch nach zu urteilen, Branntwein. Wenn Ihr nicht über eine ausgesprochen vertrauenswürdige Bezugsquelle verfügt, könnt Ihr gar nicht wissen, was alles in dem Zeug drin ist.«
    »Bisher hatte ich keine Schwierigkeiten«, erwiderte Rhonan.
    »Da hattet Ihr Glück! Ich habe schon sehr üble Geschichten gehört.« Er hängte einen Kessel übers Feuer und sah seinen neuen Begleiter an. Dessen Gesichtszüge wirkten völlig verkrampft. »Ihr seht entsetzlich aus, und die Verbände sind durchgeblutet. Darf ich mich jetzt darum kümmern? Ich bin Verianer und kenne mich ein wenig aus in der Heilkunst.«
    »Ihr seid ein Verianer? Wie alt seid Ihr?«, fragte Rhonan und ging damit lediglich auf eine der Bemerkungen ein.
    Der grinste breit. »Dreiundsechzig! Ich könnte Euer Großvater sein. Ihr könnt mir also vertrauen und mir auch sagen, was mit Eurem Bein ist.«
    Eine Antwort erhielt er – wie erwartet – nicht und unternahm einen neuen Versuch, während er im Feuer stocherte, um die Flamme zu verstärken. »Oh, bitte, nun seid doch nicht so stur! Oder habt Ihr vielleicht gern Schmerzen? Ich frage doch nicht aus Neugier, ich will Euch helfen. Aber ich kann Euch erst sagen, ob ich etwas zu tun vermag, wenn Ihr mir sagt, was die Ursache Eures Hinkens ist. Es wird doch eine Verwundung und kein Geburtsfehler sein.«
    Der Prinz sah ihn müde an, bedauerte, dass er nicht in der Verfassung war, einfach aufzustehen und zu gehen, und antwortete nur, weil er davon ausging, der Gelehrte würde sonst ewig weiterfragen: »Hab eine Pfeilspitze nicht ganz herausbekommen. Hatte keinen Dolch bei mir.«
    Seiner Erklärung folgte eine kurze Stille, in der Gideon, der Gelehrte, stumpfsinnig sein Gegenüber anstarrte, bevor er Rhonans Antwort wiederholte: »Ihr wolltet selbst ... und hattet keinen ... das ist ja ... das ist ... bei allen Göttern!« Der Verianer räusperte sich unbehaglich, schüttelte sich in Gedanken und fuhr dann möglichst nüchtern fort: »Kein Wunder, dass Ihr Schwierigkeiten habt! Wie lange steckt sie schon in Eurem Bein?«
    »Vier Jahre, so ungefähr.«
    »Vier Jahre?«, keuchte Gideon. »Welch Schindluder treibt Ihr mit Eurem Körper? Vier Tage wären schon zu viel gewesen.«
    Zumindest darin stimmte Rhonan ihm zu, denn die Hoffnung, das blöde Ding könnte sich irgendwann als normaler Bestandteil in sein Bein einfügen, hatte er längst aufgegeben. Vielleicht ... Er kniff die Augen zusammen. »Könntet Ihr sie rausholen?«
    »Ich?« Das war die Krönung eines grauenvollen Tages! In dem Verianer drehte sich alles. Suppe und Feuer waren vergessen. Mit leerem Blick starrte er sein Gegenüber an.
    »Würdet Ihr es zumindest versuchen?«
    Gideon schluckte schwer, einmal, zweimal, dreimal. Ein Feuerfunke sprang ihm auf den Ärmel, aber er bemerkte es nicht. »Ihr meint doch nicht hier und jetzt?«
    »Warum nicht? Ich treffe nicht oft Heilkundige ... zumindest keine, denen ich trauen könnte. Mein Kopfgeld ist hoch, und allein mein Schwert dürfte mehr wert sein, als ein Heilkundiger in einem Jahr einnimmt.« Vielleicht brachte ihm das Treffen mit diesen seltsamen Leuten ja doch noch einen Vorteil. Vielleicht war das sogar der Grund, weshalb er sich mit diesem Mann treffen sollte.
    Dem brach gerade der Schweiß aus. »Ich kenne mich mit Kräutern und Salben aus. Ich kann Wunden versorgen und habe auch über Eingriffe gelesen, aber ich habe selbstverständlich noch nie welche durchgeführt! Wie denn auch ... wo denn auch? Dafür bin ich nicht einmal ausgerüstet!«
    Der Prinz griff in einen Stiefel und warf ihm einen Dolch hin. »Jetzt schon!« So unbeteiligt sah er drein, als hätte er Gideon ein Messer zum Zwiebelschälen hingeworfen.
    »Das kann nicht Euer Ernst sein«, widersprach der und starrte erst die blitzende Klinge zu seinen Füßen und dann sein Gegenüber an. Ein dümmliches Kichern entschlüpfte seinen

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