Neobooks - Die Zitadelle der Träume
düster und abweisend, was vielleicht auch am Dämmerlicht lag. Lediglich zwei Küchenmädchen mit weißen Hauben huschten über den Hof und knicksten kurz in ihre Richtung.
Sie hatten aber wohl dem Hofmeister Bescheid gegeben, denn der kam ihnen entgegengeeilt, als sie das Burgtor erreichten, und nestelte noch an den Knöpfen seiner schwarzen Jacke. Wohlwissend, dass aus dem Zauberturm nur wichtige Persönlichkeiten in Begleitung von Priesterinnen kommen konnten, verbeugte er sich tief vor den ihm unbekannten Frauen.
Marga stellte die Damen kurz vor, wobei sie allerdings darauf verzichtete, Caitlin als seine neue Herrin vorzustellen. Die Prinzessin hatte darauf bestanden, sich erst an Rhonans Seite als Königin auszugeben.
Der Hofmeister, kugelrund mit Glatze, erbleichte trotzdem vor Ehrfurcht. Unter Camoras Herrschaft hatte es keinen königlichen Besuch mehr auf da’Kandar gegeben, und jetzt kam schon der zweite innerhalb kürzester Zeit.
»Verzeiht«, fragte er unter vielen Verbeugungen, »sind die hohen Herrschaften auch nur auf der Durchreise oder wird eine Bedienung gewünscht?«
»Auch?«, fragte Marga verblüfft. »Waren denn schon Besucher vor uns hier?«
Der Mann nickte sofort voller Stolz. »Königin Ayala und einige Priesterinnen kamen gestern auch schon aus dem Turm, gingen aber sofort wieder zum Tor hinaus.«
»Was?«, rief Morwena. »Berichte Genaueres! Wie viele waren es?«
Erneut nickte er, jetzt jedoch schon fast erschrocken. »Vielleicht zwanzig Nebelfrauen und ein Mann. Sie verließen die Burg in Richtung Berge. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Wie sah der Mann aus?«, fragte Caitlin sofort mit ängstlicher Miene.
»Wie ein Nordmann, groß und blond!«
»Nein, ich meine, ging es ihm gut?«
Der Hofmeister sah sie überfordert an und zuckte die Achseln. »Das kann ich wirklich nicht sagen, hohe Dame.«
»Nun gut«, erklärte Morwena und winkte kurz mit der Hand. »Wir werden in der Empfangshalle warten. Bereite dich darauf vor, dass wir noch Besuch erwarten – unter Umständen sogar sehr viel Besuch – und lass uns Erfrischungen bringen!«
»Sehr wohl, Hoheit!« Er hielt ihnen die Tür auf, griff sich eine Fackel und eilte von Wandkerze zu Wandkerze, um den Damen den Weg auszuleuchten.
Caitlin zitterte leicht, und Hylia legte beruhigend den Arm um ihre Freundin. »Ganz ruhig, Schätzchen! Wenn dem Hofmeister nichts aufgefallen ist, wird es Rhonan gutgegangen sein. Sonst hätte er ganz sicher irgendetwas bemerkt.«
Die nickte tapferer als sie sich fühlte. »Das denke ich auch.«
In der gewaltigen Empfangshalle, deren Kuppeldach von Säulen getragen wurde und in der sechs ewig lange Tafeln mit hochlehnigen Stühlen vor der Empore der Königsfamilie standen, blieb der Hofmeister stehen und hüstelte verlegen. »Ich muss mich entschuldigen. Da Euer Besuch überraschend kommt, wurde kein Feuer im Kamin entfacht. Darf ich vorschlagen, dass Ihr mit dem Damenzimmer vorliebnehmt. Dort brennt zwar auch noch kein Feuer, es dauert aber nicht einen ganzen Tag, bis der Raum durchgewärmt ist.«
Morwena, die bereits ihren Umhang fester gezogen hatte, nickte sofort. »Ein guter Vorschlag. Hier ist es kalt wie in einer Höhle.«
Das Damenzimmer erwies sich als etwas kleinerer Saal, in dem diverse Sitzgruppen standen. Um die fünfzig Damen hätten hier Platz gefunden. Der Hofmeister entzündete zunächst alle Kerzen, und der Raum erstrahlte. Die mit Edelsteinen besetzten Kerzenleuchter aus Krom funkelten mit den Goldfäden in seidenen Wandteppichen und goldenen Bilderrahmen um die Wette. Der Reichtum da’Kandars war nicht zu übersehen.
Ihr Führer entschuldigte sich erneut dafür, dass kein Feuer brannte und die Fenster noch verschlossen waren, versprach aber umgehende Abhilfe und eilte davon.
In der Hoffnung auf baldige Wärme wählten die Frauen die Sitzgruppe, die dem Kamin am nächsten war, und nahmen auf kunstvoll geschnitzten Stühlen Platz.
»Sie hat die Siegel doch noch gar nicht«, bemerkte Marga mit gerunzelter Stirn, kaum dass sie saßen. »Warum ist sie jetzt schon am Wolkenberg?«
»Vermutlich, um das Heer zu erwarten!« Hylia seufzte auf. »Sie hat unsere Pläne durchschaut. Die Siegel können ihr schließlich auch dorthingebracht werden. Es ist zum Verzweifeln. Jetzt hat sie auch noch Zeit genug, um ihre Stellung zu beziehen.«
»Das macht die Sache nicht leichter«, orakelte Morwena düster. »Umso froher bin ich, dass wir hier sind. Vermutlich hätten die Männer hier
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