Neobooks - Die Zitadelle der Träume
fünf Pferdelängen in der Breite und fünfzehn in der Länge führt bis zum Wolkenpfad. Die Berge dort sind zerklüftet und voller Nischen und Höhlen, bieten den Nebelfrauen also die besten Voraussetzungen, um sich zu verstecken.«
»Nur mit Schutzzaubern werden wir dann kaum weiterkommen«, gab Marga zu bedenken. »Damit allein könnten wir sie ja wohl nicht besiegen.«
»Wartet mal!« Derea sah angestrengt vor sich hin.
Alle schwiegen eine ganze Weile, dann fragte Canon: »Noch länger, Bruder?«
Der nickte völlig gedankenverloren, und Canon griff sich ein paar Beeren.
Endlich strahlte Derea übers ganze Gesicht und erklärte: »Ganz einfach!« Er beugte sich nach vorn und erläuterte, was er damit meinte.
Ihnen rauchten bald die Köpfe, aber schließlich entwickelte sich ein gefährlicher, aber zumindest durchführbarer Schlachtplan, der weniger auf der Verteidigung als vielmehr auf Angriff beruhte. Alle waren der Ansicht, dass sie so zumindest die Überraschung und dadurch einen kleinen Vorteil auf ihrer Seite hätten.
Mittendrin hob Canon plötzlich die Hand. »Halt, halt, halt! Wir schießen jetzt weit übers Ziel hinaus. Das ist ja alles schön und gut … nur nicht durchführbar.«
Während Derea sofort mit einem Stoßseufzer nickte, sahen die Frauen ihn verständnislos an.
»Aber warum nicht? Wir … «, begann Marga, wurde aber gleich wieder von ihm unterbrochen.
»Weil die Echsen uns lediglich zum Gebirge bringen wollen. Ihr Führer hat ganz deutlich gemacht, dass sie sich nicht an der Schlacht beteiligen werden. Dazu fehlt ihnen der Beschluss ihrer Versammlung, und außerdem ist er der Ansicht, es brächte Unheil, gegen Priesterinnen zu kämpfen.«
»Was? Sie können doch nicht auf halber Strecke umkehren«, empörte sich Morwena sofort. »Warum kämpfen sie erst gegen Camora, wenn sie die Reiche jetzt kampflos den Nebelfrauen überlassen wollen?«
»Weil ihnen die Reiche gleichgültig sind. Sie wollten lediglich den Schatten aufhalten«, erwiderte Derea tonlos. »Sie gehen einfach wieder in ihre Sümpfe zurück. Denen wird Ayala genauso wenig Beachtung schenken wie Camora.«
Mitten in das trostlose Schweigen, das dieser Erläuterung gefolgt war, platzte ein freudestrahlender Remo. Bevor er jedoch auch nur ein Wort herausbringen konnte, schickte ihn Morwena wieder fort, mit der Anweisung, ihr auf der Stelle diesen Führer der Flugechsen zu holen.
Wild entschlossen und kampfbereit blickte sie in die Runde. »Er wird seine Ansicht ändern. Ihr werdet schon sehen.«
Canon und Derea, die die Kalla mittlerweile etwas besser kannten, warfen sich beredte Blicke zu, behielten ihre Bedenken aber für sich.
Es dauerte nicht lange, bis Pthameni erschien und sich grüßend vor den anwesenden Damen verneigte.
Die Königin lächelte ihm huldvoll entgegen, bot ihm einen Platz an und bedankte sich zunächst bei ihm für die geleisteten Dienste. Sie hob hervor, dass die Menschen ohne die Hilfe der Sumpfbewohner die große Schlacht verloren hätten und dass sie ihnen aus diesem Grund auf ewig in tiefer Freundschaft und Dankbarkeit verbunden sein würden.
Der Echsenmann nickte ein ums andere Mal, schwieg aber.
Morwena erklärte ihm dann ausführlich, wie unglaublich wichtig es jetzt sei, auch noch den Nebelfrauen Einhalt zu gebieten, um endlich einen dauerhaften Frieden zu sichern. Wieder erntete sie häufiges Nicken und fasste neuen Mut.
»Es ist jetzt an uns, gemeinsam gegen die Priesterinnen ins Feld zu ziehen«, beendete sie ihre Ausführungen. »Seite an Seite werden wir die Zukunft unserer Kinder sichern. Was sagt Ihr dazu, mein Freund?«
Pthameni verbeugte sich erneut. »Wir werden die Krieger zum Wolkengebirge bringen, und wir werden die Götter um Beistand für die Schlacht bitten.«
Morwena rutschte im Stuhl nach vorn und sah ihn durchdringend an. »Der Beistand der Götter wäre sicher von Vorteil für uns, aber er wird unseren Kriegern keine Flügel verleihen. Ihr aber könntet das. Ich habe Euer Volk als furchtlos und ehrenvoll kennengelernt und kann mir nicht vorstellen, dass Ihr uns jetzt in unserer Not Eure Hilfe verweigert.«
Ausdruckslos wie immer erklärte der Führer der Echsen: »Wir sind Jäger, meine Königin, keine Krieger. Wir nahmen auf den Beschluss der großen Versammlung hin an der Schlacht teil, um die Ausbreitung des Schattens zu verhindern. Das ist geschehen. Die Nebelfrauen waren und sind nicht unsere Feinde. Wir werden nicht gegen sie kämpfen.«
Canon und Derea
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