Neobooks - Die Zitadelle der Träume
zu verabschieden, die Burg.
Als Gideon auf der Festung eintraf, musste er wieder einmal feststellen, dass sie Sieg um Sieg errangen, ohne ihn jemals genießen zu können.
Caitlin und Hylia schämten sich ihres eigenen Glückes, Rhonan machte sich Vorwürfe, weil er doch gewusst hatte, dass Martha auf dem Weg gewesen war, um die Siegel zu bringen, und es schlicht vergessen hatte. Canon hielt sich selbst fast für den Mörder, weil er im Stillen immer gehofft hatte, dass Juna starb, und Marga kam nicht darüber hinweg, dass sie der Hexentochter nicht einmal für ihre Rettung gedankt hatte.
Morwena tat zunächst alles, um die jungen Leute aufzumuntern, gab aber irgendwann auf, als ihr immer klarer wurde, dass ihr jüngerer Sohn nicht nur seine große Liebe verloren hatte, sondern sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch für deren Tod verantwortlich fühlen würde. Diese Gedanken ließen auch sie in Trauer versinken.
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32. Kapitel
Während die Tage ins Land gingen und überall Aufbruchstimmung herrschte, suchten die Siegelerben gemeinsam das Wolkengebirge auf, um sich ihrer letzten Aufgabe zu widmen: der Quelle.
Der Himmel war wolkenverhangen. Nur selten zeigte sich die Sonne, und die verbrannte Schlucht ließ alle noch einmal an die Schlacht gegen die Nebelfrauen denken.
Auf Gideons Vorschlag hin ritten sie zunächst zu dem Gebirgsbach, aus dem Hexenmeister Maluch sein Schwarzes Wasser gewonnen hatte. Caitlin sprengte Steine aus den Felswänden und verschüttete so das Bächlein.
Gideon schüttelte den Kopf und seufzte schwer. »So einfach wäre es also gewesen, Camora sehr viel früher Einhalt zu gebieten. Ayalas Schuld an diesem Krieg wird in meinen Augen immer größer. Es hätte sie höchstens einen halben Tag gekostet, Camoras Macht zu schwächen. Ich mag gar nicht daran denken, wie vielen Menschen dieses Rinnsal Leid gebracht hat. Dabei denke ich noch nicht einmal an all die Opfer des Krieges. Allein die überlebenden Schattenkrieger fristen für immer ihr trostloses Dasein. Sie essen, trinken und schlafen, bar jeden Gefühls und bar jeder Hoffnung auf Erlösung. Darius beschäftigt sie mit Aufbauarbeiten, aber allein ein Blick in ihre leeren Augen verursacht wohl jedem Menschen Magenschmerzen.«
Caitlin nickte beklommen. »Sie wirkten so furchteinflößend und grausam, dabei waren es bedauernswerte Geschöpfe, die aus eigenem Antrieb niemandem etwas zuleide getan hätten. Darius hat erzählt, dass schon Eltern gekommen sind in der Hoffnung, vielleicht ihren Sohn wiederzuerkennen. Aber in diesen leeren Gesichtern kann niemand mehr irgendwelche Züge oder Merkmale ausmachen. Wie können Menschen nur so grausam sein?« Zutiefst bedrückt sah sie ihren Mann an und wartete darauf, dass er sie tröstend in den Arm nehmen würde.
Aber der blickte nur mit zusammengekniffenen Augen auf den Eingang zum Wolkenpfad. Langsam begann sie, sich wieder Sorgen um ihn zu machen. Er beschwerte sich nicht mehr über ihr Leben in der Burg, tat, was immer man von ihm verlangte, gab sich heiter und sorglos, aber immer, wenn er sich unbeobachtet glaubte, starrte er nachdenklich vor sich hin. Auch wenn sie nachts erwachte, fand sie ihn regelmäßig wach und gedankenverloren vor. Häufig ließ er ein Pferd satteln und ritt in die Wälder, die die Festung umgaben. Meist kam er erst bei hereinbrechender Dunkelheit zurück. Ihre Fragen beantwortete er stets damit, dass er sich in der Burg nach wie vor unwohl fühle, aber sie glaubte nicht, dass das der einzige Grund seiner Sorgen war.
Sie hörte Gideon erneut tief seufzen. »Es nützt nichts mehr. Geschehenes kann nicht ungeschehen gemacht werden, so sehr ich es manchmal auch wünschte. Unsere Aufgabe kann lediglich sein, zu verhindern, dass Ähnliches noch einmal geschieht. Lasst uns zur Quelle gehen!«
»Aber was machen wir, wenn wir dort sind?«, fragte sie.
Rhonan erwiderte umgehend: »Wir versiegeln sie.«
Seine Begleiter starrten ihn mit offenem Mund an.
Caitlin schüttelte fassungslos den Kopf. »Was? Du willst sie wieder verschließen? Du willst das Siegel der Liebe erneut begraben? Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Das ist mein voller Ernst.« Er verzog keine Miene. »Was immer auch in dieser Höhle ist, mit Liebe hat es nichts mehr zu tun. Wir werden daher die Siegel erneuern und endlich unsere Ruhe haben.«
»Bedenke …«, begann Gideon, wurde aber sofort von Rhonan rüde unterbrochen.
»Ich habe gründlich darüber nachgedacht. Du hast es
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