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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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dich wie einen Sohn, und da draußen warten auch noch Morwena, die sich als deine Tante sieht, Derea und Canon, die deine Schwäger sind, und Hylia, die bald deine Schwägerin wird. Marga wird über Darius auch bald irgendwie mit uns verwandt sein. Und Juna über Derea auch, wenn ich nicht völlig falsch liege. Sie sind deine neue Familie, und sie alle lieben dich. Und da draußen sind noch viele, viele Menschen, die dich ebenfalls lieben, weil du ihnen etwas gebracht hast, das weder dein Vater noch deine Geschwister ihnen jemals hätten bringen können, nämlich Frieden. Wenn irgendjemand das Recht hat, hier zu leben, dann du! Wir werden uns nicht von deinen Geistern vertreiben lassen. Du wirst dich in diese Wanne setzen, die Augen schließen und mir erzählen, was du siehst. Alles verliert seine Bedeutung, wenn man nur darüber spricht.«
    »Bitte nicht, Caitlin! Vielleicht später, wenn …«
    »Nichts da! Zieh dich endlich aus!« Ihr brach fast das Herz, als sie seine bebenden Hände sah. Wie konnte es sein, dass ihr Mann mehr Angst vor den Toten hatte als vor seinen gefährlichen Feinden? Fast war sie versucht, ihm nachzugeben und einen anderen Schlafplatz zu suchen, aber so würde er seine Vergangenheit nie hinter sich lassen. Sie blieb daher mit entschlossenem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen vor ihm stehen und begann auf den Fußballen zu wippen, als er ihrer Aufforderung nicht schnell genug nachkam.   
    So viel Zeit hatte er noch nie benötigt, um sich zu entkleiden. Jede Geschmeidigkeit und Geschicklichkeit hatten ihn verlassen. Es schien fast so, als hätte er eine Vielzahl von Knoten in Armen und Beinen. Doch schließlich ließ er sich in das heiße Wasser gleiten und schloss auch befehlsgemäß die Augen.
    Sie löste einen Verband von der Taille, starrte traurig auf die genähte und gut verheilte Wunde, dachte daran, dass sie jetzt auf seinem Oberkörper wirklich nirgendwo mehr ihre Hand ablegen konnte, ohne eine Narbe zu berühren, und forderte streng: »Jetzt rede schon! Sei nicht verstockt! Rede, bevor ich die Geduld verliere!«  
    Er hätte es selbst nie für möglich gehalten, aber während er zunächst im warmen Wasser und dann auf der Liege lag und Caitlin Öle in seine verspannten Muskeln knetete, erzählte er ihr von seiner Kindheit, erzählte einfach, was ihm gerade so in den Sinn kam. Er redete und redete, und sie verdrängte oft ihre Tränen, obwohl er es – wie immer, wenn er über sich sprach – strikt vermied, Gefühle oder Empfindungen jedweder Art in seine Erzählungen einzubringen, und kühl und sachlich berichtete, als ginge ihn die ganze Sache nur ganz am Rande etwas an.
    Irgendwann prustete sie bei einer Geschichte los, bog sich vor Lachen und erklärte mit zitternder Stimme: »Ich kann mir gut vorstellen, wie dein Vater geguckt hat. Du hast dir Steine ins Haar gebunden? Oh, Rhonan, warum denn nur?«  
    »Brandon und Mathew spotteten immer über meine Locken, und ich dachte, ich könnte sie gerade ziehen, wenn ich sie nur lange genug beschwere. Ich hatte das in der Nähstube gesehen. Da hingen Steine an den Garnen, damit die glatt wurden.«
    Er hörte Caitlin erneut kichern, öffnete die Augen und musste nun auch lachen. »Es hat wohl wirklich seltsam ausgesehen, aber lach jetzt nicht auch noch über mich. Ich war doch erst vier oder vielleicht fünf. Außerdem war es, wenn ich mich recht erinnere, ziemlich schmerzhaft, als eine Dienerin die völlig verknoteten Haare wieder zu lösen versuchte«, erklärte er grinsend.
    Sie hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, weil ihr Herz vor Mitleid für einen kleinen Jungen, der wirklich alles versucht hatte, um von seiner Familie angenommen zu werden, fast überquoll, aber sie wusste auch längst, dass er kaum etwas mehr hasste als Mitleid.
    Also bedachte sie ihn stattdessen mit einem aufgesetzten Lächeln. »Hat es tatsächlich etwas gebracht? Ich meine, jetzt hast du ja keine Locken mehr.«
    »Nein, es war ein fürchterlicher Fehlschlag. Weil Haare abgeschnitten werden mussten, kringelten sie sich noch viel mehr. Es war grauenhaft. Brandon sagte, man müsse mir nur noch ein Kleid anziehen und alle bedeutenden Familien mit männlichem Nachwuchs würden umgehend versuchen, mich als Schwiegertochter zu sichern, weil ich viel niedlicher aussähe als alle Mädchen, die auf dem Markt wären. Die Locken sind auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Danach hatte ich längere Zeit gar keine Haare, dann wuchsen wieder welche: dunkler und

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