Neobooks - Die Zitadelle der Träume
General versteht es gut, mit seiner Axt umzugehen. Er ist recht brummig, aber das dürfte gerade dich ja kaum stören. Du wirst unsere neue Begleitung schnell zu schätzen wissen. Nur diese Juna ist mir unheimlich.«
»Zu Recht«, stimmte der Prinz heiser zu. »Ich hab sie blöderweise für deine Marga gehalten.«
Die rotblonde Frau hielt ihnen die Tür auf und errötete bei seinen Worten. »Ich hoffe, Ihr seid jetzt nicht allzu sehr enttäuscht, denn ich bin Gideons Marga.«
Sie warf dem Gelehrten einen Blick zu und errötete noch tiefer. Hastig fuhr sie fort: »Es gibt keine abgetrennten Räume. Wir haben das Bett für Euch vor die Feuerstelle gerückt. Dort ist es am hellsten.«
Rhonan nickte ihr zu. Solange er sich nur hinlegen konnte, war ihm alles andere gleichgültig.
Die Hütte war klein, verräuchert und vollgestellt. In Erwartung der Gäste waren roh zusammengezimmerte Bänke neben die drei Stühle gestellt worden. Das angekündigte Bett erwies sich als Holzpritsche mit Strohsack. Die alte Frau, die sich als Hella vorstellte und die Gäste willkommen hieß, stand an der Feuerstelle und rührte in einem großen, unansehnlich verrußten Kessel. Aber der Duft, der ihm entstieg, ließ Gideons Magen laut knurren, denn seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen.
Die Alte nickte ihm freundlich zu. »Haseneintopf! Nahrhaft und schmackhaft.«
»Das klingt wirklich verlockend«, murmelte der Verianer sichtlich verlegen.
Juna saß mit brav im Schoß gefalteten Händen auf einem Holzstuhl und lächelte den Prinzen höhnisch an. »Oh, Ihr könnt auf Euren Füßen stehen? Als ich Euch das letzte Mal sah, konnten Euch nicht einmal mehr die Ketten aufrecht halten.«
Caitlin, die gerade zur Tür hereinkam, warf ihr einen zornigen Blick aus funkelnden Augen zu. »Pass auf, was du sagst!«
Juna zog die Augenbrauen hoch. »Wollt Ihr mir drohen? Ihr solltet Eure Kräfte lieber für den Prinzen aufheben. Der sieht aus, als würde er doch gleich wieder umkippen, und ich weiß ja nicht, ob der hagere Kerl neben ihm ihn allein halten kann.«
Die Prinzessin schnaubte wütend, und es sah fast so aus, als wolle sie sich blindlings auf die Hexe stürzen.
»Beachte sie einfach nicht«, bat Rhonan müde.
Hylia hockte neben einer Bank, wühlte in einem Wandersack und sah jetzt kurz hoch. »Recht hat er, Caitlin. Lass dich nicht von dieser Hexe reizen.«
Rhonan ließ sich vorsichtig auf die Pritsche sinken, schloss dankbar die Augen und wollte sich hinlegen.
»Nein, bleib wach!«, befahl Caitlin. »Du musst dich zunächst noch etwas stärken. Gideon, stütz ihn, er ist noch ziemlich schwach.«
Sie eilte bereits um ihn herum, und der Prinz sah ihr missmutig hinterher. An Gideon gewandt, der sich neben ihn gesetzt hatte, murmelte er: »Es wird wohl nichts helfen, wenn ich ihr sage, dass ich nicht hungrig, sondern müde bin, oder?«
Anstelle von Gideon antwortete Hylia: »Nein! Aber, falls Ihr es wissen wollt, wir sind auch erschöpft. Das Heilen Eurer zahlreichen Wunden war anstrengend. Ihr solltet, bevor wir fortfahren, wieder halbwegs zu Kräften kommen. Ihr werdet sie benötigen, wenn wir die Finger richten. Das sollte möglichst schnell geschehen … zumindest, wenn Ihr die Hand in Zukunft noch benutzen wollt.«
Rhonan nickte matt, und Gideon drückte ihm voller Mitgefühl die Schulter. »Das überstehst du auch noch, mein Junge.«
Hylia ließ ihren Blick von Rhonan zu dem Verianer gleiten. »Caitlin meinte, Ihr könntet das Richten der Knochen übernehmen, Ihr hättet viel Ahnung vom Knochenbau. Wir sind auf solche Eingriffe überhaupt nicht vorbereitet, können lediglich hinterher die Heilung beschleunigen.«
»Was?«, keuchte Gideon entsetzt. »Ich soll das machen?«
Rhonan lächelte dünn. »Keine Angst, mein Freund: Das überstehst du auch noch.«
»Ja, ich vielleicht, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob du auch.«
»Ach, bestimmt«, erwiderte der, krümmte sich und stöhnte unterdrückt. »Schlimmer als jetzt kann es ohnehin kaum werden.«
Gideon, der wusste, dass sein junger Freund eine Menge einstecken konnte, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, sah ihn unglücklich an. »Konnte Caitlin denn gar nichts tun?«
»Doch, sehr viel sogar.« Er atmete tief durch. »Himmel! … Bis auf die Hand eben.«
»Ich hab so etwas noch nie gemacht, Rhonan.«
»Du schaffst das schon. Weißt du, zu dir habe ich das größte Vertrauen, wenn es um solche Dinge geht. Lass mich jetzt
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