Neobooks - Die Zitadelle der Träume
den Weg frei! Schafft das Gesindel von der Straße! Ich hab es eilig. Der Großkönig erwartet mich.«
Sie kamen unbehelligt aus der Stadt. Niemand wagte es, die gefürchtete Juna und ihre Begleitung aufzuhalten. Der Hauptmann entspannte sich etwas, und gemächlich rumpelte der Wagen dem Wald südlich von Kairan entgegen.
Im Wageninneren sackte Caitlin ausgelaugt zusammen.
Auch Hylia kauerte auf dem Wagenboden, hatte die Augen geschlossen und murmelte müde. »Ich muss mich ein wenig erholen, aber es sieht doch schon wieder ganz gut aus, oder? Deine Heilkunst ist wirklich beeindruckend. Du scheinst viel dazugelernt zu haben.«
Das Lob erreichte Caitlin nicht. »Als wenn er nicht schon genug Narben gehabt hätte. Das ist einfach grauenhaft. Wer tut nur so etwas?«
Die Priesterin öffnete die Augen wieder und sah sie mitleidig an. »Um eigene Ziele zu erreichen? Viele, meine Liebe. Auch deine Mutter nur so zum Beispiel.«
Der Prinz regte sich, stöhnte und hob mühevoll die schweren Lider. Verwirrt sah er sich um, runzelte die Stirn, bewegte sich leicht und stöhnte erneut auf. Seine Augen weiteten sich plötzlich. »Caitlin? Oh, nein.«
Sie beugte sich sofort zu ihm hinunter, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn zärtlich. »Ganz ruhig, Liebster. Es ist alles gut, wir sind in Sicherheit. Mir wird nichts geschehen und dir auch nicht mehr.«
Immer noch ungläubig, aber schon mit einem Funken Hoffnung wanderte sein trüber Blick zu Hylia, die ihn zerknirscht anlächelte, und wieder zurück zu seiner Frau, die ihn beruhigte: »Wir sind unter Freunden und längst aus Kairan heraus. Sei unbesorgt und entspanne dich.«
»Wie ist …?«
»Später!«, unterbrach sie, denn Hylia hielt ihr einen Wasserschlauch hin, und sie schob einen Arm unter seinen Kopf und hielt ihm den Beutel an die Lippen.
Er trank durstig und stöhnte wieder. Erneut liefen Caitlin Tränen übers Gesicht.
Langsam, als wäre sie unendlich schwer, hob er die linke Hand und strich ihr mit dem Daumen eine Träne weg. »Nicht weinen, Kätzchen, nicht meinetwegen. Das ist alles halb so schlimm.«
Er versuchte zu lächeln, aber es wurde nur eine schmerzverzerrte Grimasse daraus. Sein Kopf fiel wieder zur Seite.
Die Prinzessin schlug die Hand vor den Mund, um ein erneutes Schluchzen zu unterdrücken, und Hylia streichelte tröstend ihren Rücken. »Ruhig Blut, meine Liebe. Soweit ich das beurteilen kann, hat er keine schlimmeren Verletzungen als die gebrochene Hand, die allerdings wirklich übel aussieht. Alles andere sind oder waren oberflächliche Wunden. Ligurius wollte ihn zum Reden bringen, nicht töten. Er wird sich bald davon erholen. Lass uns weitermachen.«
Caitlin atmete tief durch und nickte dann entschlossen.
»Du hast dich sehr verändert«, bemerkte die Priesterin. »Und das nicht nur äußerlich. Noch vor nicht allzu langer Zeit hättest du dich lediglich übergeben, aber du hättest nie die Anstrengung des Heilens auf dich genommen. Er bedeutet dir viel, nicht wahr?«
»Ich liebe ihn, er ist mein Mann. Gideon hat uns verbunden.«
Hylia hielt mitten in der Bewegung inne und keuchte auf. »Was? Oh, Caitlin, was hast du getan? Niemals hättest du ohne die Billigung Ayalas einen Bund eingehen dürfen. Deine Mutter wird den Bann über dich sprechen.«
»Soll sie doch«, erwiderte die schlicht. »Ich habe es getan. Ich habe bisher nichts lieber getan, und ich würde es jederzeit wieder tun. Er bedeutet mir alles, Hylia. Um bei Rhonan zu bleiben, würde ich es mit dem ganzen Reich aufnehmen, auch mit meiner Mutter.«
Die Priesterin überlegte eine Weile, nickte dann versonnen und ergriff Caitlins Hände. »Er scheint genauso viel für dich zu empfinden. Ich wünsche euch beiden von ganzem Herzen alles Glück dieser Welt.«
Ihr Blick wurde traurig. »Aber es wird nicht viele geben, die sich meinem Wunsch anschließen. Deiner Mutter liegt offensichtlich nicht an der Erfüllung der Prophezeiung. Ihre wahren Pläne sind mir nicht bekannt, aber es könnte ihnen zuwiderlaufen, dass du dich mit dem Erben der Kraft verbunden hast, und sie wird keinerlei Rücksicht auf dich nehmen.«
Caitlin sah ihre Begleiterin nach wie vor gelassen an. »Davon bin ich auch nicht ausgegangen. Ich habe viel gelernt auf meiner Reise, und nicht nur über die Anwendung von Magie. Mutters Pläne sind mir mittlerweile gleichgültig, genauso wie die Prophezeiung. Ich vertraue nur noch auf die Weisheit Gideons und auf Rhonans Gefühl. Sie
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