Neobooks - Die Zitadelle der Träume
wieder.«
»Margas Pferd lahmt, und Gideons macht auch keinen guten Eindruck mehr«, gab General Raoul nüchtern zu bedenken. »Zumindest sollte man einen Pferdewechsel in Erwägung ziehen.« Er gab sich in letzter Zeit große Mühe, alles, was er sagte, nur noch als Vorschlag klingen zu lassen, nachdem er mehrere Male hart mit Rhonan aneinandergeraten war.
»Ich kenne den Fürsten«, mischte sich jetzt auch Marga ein. »Im Kampf würde ich ihn ungern als Rückendeckung haben, und der Blick, mit dem er Frauen ansieht, verursacht mir Übelkeit, aber zumindest war er stets ein zuvorkommender Gastgeber.«
Caitlin zupfte wild am Arm des Prinzen herum. »Wir sind doch alle ziemlich erschöpft. Rhonan, bitte!«
»Die Aussicht auf ein Bad und saubere Kleidung verursacht mir ein Schwindelgefühl«, fügte Hylia träumerisch hinzu und bedachte den Prinzen nun ebenfalls mit einem flehenden Blick.
Der sah langsam von einem erschöpften Gesicht ins andere. »Also gut«, stimmte er schließlich widerwillig zu. »Aber morgen machen wir uns wieder auf den Weg. Wer weiß, ob wir immer so gut im Zeitplan bleiben.«
Borka lag von Wäldern umgeben auf einer sanften Anhöhe nahe dem Fluss. Ein großes Steinhaus wurde von mehreren Holzhäusern und Scheunen flankiert. Es herrschte ein munteres Treiben im Hof zwischen den Häusern. Wäsche wurde gewaschen, Pferde wurden gestriegelt, es wurde gehämmert und geschmiedet. Ein Dutzend Krieger übte sich im Schwertkampf, und lachende Kinder trieben mit Stöcken ein prallgefülltes Ledersäckchen vor sich her und versuchten jeder für sich, es in einen Steinkreis zu bugsieren.
Aber augenblicklich wurde das Spiel abgebrochen. Während die Mädchen schüchtern knicksten, eilten die Jungen auf Patras zu.
»Ein feines Ross«, lobte einer von ihnen.
Derea nickte. »Ein feines Schlachtross. Kommt ihm nicht zu nahe!«
Die Jungen schienen noch beeindruckter und liefen neben dem Pferd her. Wäscherinnen tuschelten, und Stallburschen hielten mit ihrer Arbeit inne. Auch die Krieger musterten neugierig die Gäste.
Derea und Marga führten den kleinen Tross an, Rhonan ritt als Letzter.
Der General hatte sich vor dem Gehöft von ihnen getrennt, da er angeblich in der Nähe einen seiner Verbündeten aufsuchen wollte, um Neuigkeiten zu erfahren. Mehr hatte er nicht gesagt, und nach mehr war er auch nicht gefragt worden.
Nur Marga hatte Bedauern empfunden, als sie ihn hatte davonreiten sehen, da sie nicht davon ausging, dass er sich wieder zu ihnen gesellen würde. Es hatte ihr schon bei ihrer gemeinsamen Reise weh getan zu sehen, wie alle übrigen seine Nähe gemieden hatten. Schließlich hatten sie alle, letztlich sogar Rhonan, ihm viel zu verdanken. Doch selbst Derea hatte auf ihre Frage, ob er denn seinem Vater gar keine Gefühle entgegenbrächte, lediglich erklärt, er könne den Ohren einer Frau nicht zumuten, welche ihm dabei in den Sinn kämen.
Sie hatte sogar versucht, einmal mit Raoul darüber zu sprechen, doch der hatte lachend abgewinkt und erklärt: »Wie man sich bettet, so liegt man, Mädel. Nichts kann ungeschehen machen, was ich getan habe, und es gibt auch keine Entschuldigung dafür. Ich war lange Zeit noch stolz darauf, da’Kandar restlos entvölkert zu haben. Verrenn dich also nicht! Wenn du unbedingt Mitgefühl loswerden willst, schenke es dem Großkönig. Der wäre ein würdiger Empfänger.«
In Erinnerung daran seufzte sie auf. Gleichgültig, was er getan hatte, sie hatte ihm ihr Leben zu verdanken und brachte es nicht über sich, nur schlecht über ihn zu denken.
Der Hofmeister, der offensichtlich mitbekommen hatte, dass Gäste gekommen waren, trat aus der Schmiede. Er erkannte Morwenas Sohn und Darius’ Tochter sofort, eilte ihnen entgegen und überschlug sich vor Ehrerbietung und Höflichkeit.
Derea konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen, denn die blaue Livree zu grauen Kniehosen hatte zwar zur Fürstenresidenz gepasst, in dieser ländlichen Umgebung wirkte sie eher komisch.
Stallburschen wurden herangewinkt, Befehle gegeben und die Gäste vom Hofmeister unter vielen Verbeugungen ins Haupthaus eskortiert.
Eine edel ausgestattete Halle erwartete sie. Die Wände waren von gestickten Teppichen verdeckt, die langen Tafeln und die hochlehnigen Stühle aus dem Holz der Blutbuche waren auf Hochglanz poliert. Auf einer kleinen Empore standen vier gepolsterte, mit Schnitzereien reich verzierte Stühle, die dem Fürstenpaar und seinen Söhnen
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