Neobooks - Die Zitadelle der Träume
vorbehalten waren.
Der Hofmeister bat sie, doch Platz zu nehmen, und überließ sie sich selbst, um dem Fürsten Bescheid zu geben.
»Schlicht, aber nett«, bemerkte Caitlin. Sie sah, dass Rhonan seine Hand auf dem Schwertgriff liegen hatte, und flüsterte ihm zu: »Entspanne dich. Was soll uns hier denn schon geschehen?«
Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu und wandte sich an Derea. »Was meinst du? Fünfzig?«
Der machte eine vage Handbewegung. »Eher weniger! Einen halben Tagesmarsch entfernt hat er noch ein Haus. Dort könnte er vielleicht auch noch einmal so um die hundert Krieger unterbringen. Aber wer wie Marcos nicht bereit ist zu kämpfen, wird sich kaum mit den Kosten für Krieger belasten.«
»Rechnet ihr ernsthaft damit, der Fürst könnte uns angreifen? Warum sollte er das tun?«, fragte Gideon verwundert.
Rhonan sah ihn mitleidig an und erwiderte trocken: »Allein für meinen Kopf kann er sich vermutlich Kambala zurückkaufen. Mit euch als Draufgabe schenkt Camora ihm vielleicht noch ein anderes, kleines Reich dazu. Was meinst du? Grund genug?«
Den Verianer beschlich augenblicklich ein ungutes Gefühl, und er begriff plötzlich, was es bedeutete, ewig auf der Flucht zu sein.
»Ach was«, schimpfte Caitlin demgegenüber ungehalten. »Du und dein Misstrauen! Außerdem wird er gar nicht wissen, wer wir sind. Ich freu mich jedenfalls auf mein Bad. Du darfst mich dabei gern bewachen, wenn du meinst, dass das nötig sein könnte.«
Er verdrehte die Augen und wollte etwas erwidern, aber in diesem Augenblick kam schon der Hausherr mit schnellen Schritten und ausgebreiteten Armen in die Halle geeilt. »Marga, Derea, welche Freude, Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr bringt gute Nachrichten. Seit ich nicht mehr Reichsfürst von Kambala bin, erreichen mich ja keine Botenvögel mehr. Man hat mich ausgestoßen aus dem Verbund der Freien Reiche, wofür ich selbstverständlich niemandem gegenüber jemals einen Vorwurf erheben könnte und würde, aber umso größer ist natürlich meine Freude, Euch willkommen heißen zu dürfen. Doch was führt Euch zu mir in die Einöde?« Bei seinen Worten hatte er beiden bereits warm die Hände gedrückt.
Während emsige Diener Wein, Selbstgebrautes, Brot, Käse und Obst sowie Schüsseln mit Wasser und Tücher hereintrugen, konnte Caitlin den Fürsten ausgiebig mustern. Groß und schlank, mit grauen Augen, kunstvoll in Wellen gelegten dunklen Haaren und einem sorgfältig gestutzten Bart war er trotz seiner Jahre noch als gutaussehender Mann zu bezeichnen. Die grauen Schläfen ließen ihn auch eher vornehm als alt erscheinen. Seine zartgelbe, reich bestickte Tunika und ein hoher und steifer Hemdkragen, der es ihm kaum noch erlaubte, seinen Kopf zu senken, ließen seine staubigen Besucher wie Bettler aussehen.
Gideon stieß sie sanft an, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass ein Diener seit geraumer Zeit bereitstand, ihren Umhang entgegenzunehmen.
»Wir sind auf der Durchreise nach Mar’Elch. Gern würden wir hier die Nacht verbringen, wenn es Euch möglich ist, uns und unsere Begleiter unterzubringen«, erklärte Derea, während er den Waffengürtel abschnallte. Er tat es ungern, aber es wäre eine unverzeihliche Beleidigung des Gastgebers gewesen, ihn nicht abzugeben.
»Herzlich gern! Betrachtet mein bescheidenes Heim als das Eure.« Fürst Marcos musterte die Schar, wohl in erster Linie, um erkennen zu können, wen er im Gästehaus und wen er vielleicht nur im Gesindehaus unterbringen musste.
Marga hatte Umhang und Waffe bereits abgegeben, wusch sich die Hände und kam ihm zu Hilfe, indem sie ihre Begleiter vorstellte. Den Prinzen gab sie als einen ihrer Heerführer aus, Gideon als Heiler, und Caitlin wurde genau wie Hylia und Juna zwar als Priesterin, aber nicht als Prinzessin vorgestellt. So hatte man es zuvor besprochen, um den Fürsten nicht unnötig in Versuchung zu führen.
Der Hausherr nickte allen mehr oder weniger freundlich zu, wobei sein Blick lange und beifällig auf Caitlin und Juna ruhte, und verwarf umgehend den Gedanken an das Gesindehaus. »Ihr seht reisemüde aus. Ich will daher meine Euch sicherlich verständliche Neugier bis zum Abendmahl zügeln. Die wenigen Nachrichten, die ich hier von Fahrensleuten erhalte, sind in der Regel längst überholt und nur selten aus gut unterrichteten Quellen. Höchstwahrscheinlich werde ich der Letzte sein, der vom Ende des Krieges erfährt, aber ich habe es nicht besser verdient. Daher will ich
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