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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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geringschätzig auf. »Da sie nichts vom Zauber des Schwertes wissen, werden sie kaum etwas dagegen unternehmen können.«
    »Er hat es ihnen nicht gesagt? Nicht einmal Gideon weiß davon?« Dalas Stimme klang ausgesprochen ungläubig.
    »Soweit ich das beurteilen kann, nicht.«
    »Warum nicht? Er vertraut dem Gelehrten doch sonst alles an.«
    Palema zuckte nur gelangweilt die Achseln, und Dala runzelte nachdenklich die Stirn, bevor sie leise erklärte: »Weil er sich dadurch noch minderwertiger fühlt. Seine Familie hat ihn abgelehnt, und seine wahre Mutter legt ihn in Fesseln, weil sie ihm nicht traut.«   
    Ihre Schwester wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg und erwiderte unbeeindruckt: »Gefühlsduselei! Es ist auch gleichgültig, ob sie es wissen oder nicht. Was sollten die beiden Schwächlinge denn schon gegen die Eisklinge ausrichten?«
    »Du solltest auch die Priesterin nicht unterschätzen. Sie liebt deinen Sohn und wird ihn mit allen Mitteln schützen, und sie verfügt über mehr Mittel, als du glaubst.«
    Mit immer noch nachdenklicher Miene schob sie endlich den Rock wieder über ihre Beine. »Weißt du, ich frage mich in letzter Zeit immer häufiger, ob ich überhaupt noch will, dass die Erben die Quelle erneut versiegeln. Was erwarte ich eigentlich noch vom Leben – hier in der Einsamkeit des Eises? Hast du das Glück gesehen, das Caitlin und Rhonan umgab? Bei allen Göttern, Palema, ich würde hundert Jahre meines Lebens dafür geben, einmal eine solche Liebesnacht erleben zu können wie diese beiden. Diese Sinnlichkeit, diese natürliche und vertraute Hemmungslosigkeit, dieses völlige Sichverlieren im anderen … Sag nicht, dass dich das unberührt gelassen hat? Und tagsüber dann die liebevollen Blicke, die zärtlichen Berührungen, die leidenschaftlichen Küsse … ich beneide die beiden maßlos. Und seit ich das tue, frage ich mich immer häufiger, ob ich wirklich weiterleben will und ob ich überhaupt noch lebe und ob ich überhaupt jemals gelebt habe. Über all meinen Schriften habe ich das Leben völlig aus den Augen verloren. Du hattest einen Gatten, aber du weißt selbst, dass er dich nie geliebt hat. Zunächst hat er noch versucht, Salia in dir zu sehen, dann hat er begriffen, dass er sie in dir nicht wiederfinden konnte, und zog sich zurück. Sieh mich nur nicht so wütend an! Du hast dich selbst oft genug darüber beklagt, dass zunächst Salias Geist mit in eurem Ehebett schlief und dann nicht einmal mehr dein Gatte. Weißt du, mir ist erst jetzt richtig klargeworden, dass Unsterblichkeit nicht etwa heißt, dass du ewig lebst, sondern eben nur, dass du nicht sterben kannst, und das ist verdammt etwas anderes.«
    Palemas gute Laune war ganz offensichtlich verflogen. Sie knallte ihren Becher so heftig auf den Tisch, dass der Wein spritzte, und ihre Augen blitzten vor Zorn. »Blicke … Küsse … sich verlieren … ich höre doch wohl nicht recht? Du fühlst dich einfach nicht wohl zurzeit, das ist alles. Aber deine Beschwerden und Schlafstörungen werden aufhören, wenn die Quelle endlich wieder versiegelt ist. Würdest du wirklich Salia den Sieg für ein bisschen Liebesgeflüster zwischen verschwitzten Laken überlassen wollen? Widme dich wieder deinen geliebten Schriften und sei glücklich. Liebe ist etwas für einfältige Narren. Sieh dir nur meinen Sohn an. Er bringt sich fast um für seine dämliche Frau, und was bringt ihm das ein? Gliederschmerzen! Er wird die Siegel erneuern, und dann können wir wieder Kraft schöpfen. Wenn du möchtest, holen wir uns dann zum Vergnügen ein paar ansehnliche Schattenkrieger.«
    Ihre Augen funkelten verschwörerisch. »Zumindest die dürften unseren gestiegenen Ansprüchen genügen.«
    Dala nickte versonnen und erwiderte tonlos: »Das nehme ich auch an.«
    Niemals würde Palema begreifen, wovon sie überhaupt sprach. Tiefere Gefühle schienen ihr längst fremd zu sein. Starke Arme bedeuteten für sie nie Geborgenheit und Halt, sondern nur die Aussicht auf Muskeln, die ein Schwert halten konnten. 

[home]
    14. Kapitel
    Die Siegelerben und ihre Begleiter hatten den Wagen wegen der oft zu engen Wege zurücklassen müssen, waren seit nunmehr zwanzig Tagen unterwegs, hatten Schnee und Eis längst hinter sich gelassen und folgten seit dem Morgen dem Verlauf des riesigen Weststroms. Reißend und wild schäumend ergoss er sich aus dem Gebirge hinunter in die Ebene. Die Kraft des kristallklaren Wassers riss dabei nicht selten ufernahe,

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