Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
Vom Netzwerk:
dass Frau Neehuis Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.«
    »Ich hätte sie niemals aus den Augen lassen dürfen, aber sie war so gerne im Garten.« Frau Loreis Stimme wechselte in den Sopran.
    »Den Garten würde ich mir auch gerne ansehen.« Marga reagierte, bevor sich noch mehr Tränen den Weg nach draußen bahnten. Frau Lorei ging stumm voran. Die Terrasse lag vor dem Wintergarten und war zur Hälfte von einem Windschutz umgeben. Eine uniforme Thuja-Hecke umsäumte das Grundstück wie aufmarschierte grüne Soldaten, zu deren Füßen zeugte ein grauer Gruß Restschnee vom Jahrhundertwinter. Durchbrochen wurde das Heer von einer kleinen Gartenpforte, ein unbefestigter Pfad führte nach vorn zur Straße.
    »Ist die Gartenpforte abgeschlossen?«
    Frau Lorei guckte verständnislos. »Sie ist nur kniehoch, jeder, der rein will, könnte drübersteigen.«
    »Also hätte Frau Neehuis den Garten auch auf diesem Weg unbemerkt verlassen können?«
    »Mit dem Rollstuhl über das Gras, das hätte sie niemals geschafft. Jemand muss sie geschoben haben. Das habe ich aber gestern auch schon Ihren Kollegen erzählt. Irgendwer hat sie mitgenommen.«
    Marga ging über den Rasen zur Pforte, weiche Moospolster gaben unter ihren Schritten nach. Oder irgendwer hatte sie weggebracht. Oder weggeräumt. Sie nahm ein Tempo aus der Jackentasche und zog am Riegel des Türchens. Geräuschlos schwang die Pforte auf. Auf dem Weg fand Marga zwei alte Bekannte aus Uttum. Die Reifen des Rollstuhls hatten auch hier tiefe Abdrücke hinterlassen.
    *
    Marga war allein im Esszimmer und rief Joki an. Durch die Schiebetür sah sie Frau Lorei den übrigen Bewohnerinnen die traurige Nachricht überbringen. Ruhig und gefasst. Ohne Tränen. Marga wandte sich ab und versuchte es ein zweites Mal unter Jokis Nummer. Endlich ging er dran.
    »Die Pflegeeinrichtung ist ziemlich klein. Sieben Bewohnerinnen, das leitende Ehepaar und zwei Aushilfen, die gestern nicht im Haus waren; von denen hab ich aber die Adressen. Die Oma ist denen praktisch aus dem Garten geklaut worden.«
    »Könnte sie weggelaufen sein?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Kein befestigter Weg, unwahrscheinlich, dass sie es mit dem Rolli alleine geschafft hätte. Das Gleiche wie an der Scheune. Tiefe Abdrücke vom Rollstuhl. Ich hab da kein gutes Gefühl. Hätte die Spurensicherung sich das gestern schon angeguckt, hätten wir vielleicht was in der Hand gehabt und sie noch rechtzeitig gefunden.«
    Joki grunzte. »Haben und hätten. Ich schick die Spurensicherung gleich rüber. Laut unserem Medizinmann ist die Neehuis ungefähr zwischen acht und zwölf Stunden tot. Vermutlich erstickt, es gibt Einblutungen in der Bindehaut. Was ist mit den Betreibern? Sind die sauber?«
    Marga zupfte sich an der Unterlippe. Frau Lorei hatte sich zu ihren Damen gesetzt.
    »Ich weiß nicht. Sie wirkt ziemlich fertig. Und er ist noch in der Arbeit. Ist in Pewsum bei der Gemeinde beschäftigt, auf dem Bauamt.«
    »Wir brauchen die Krankenakte von der Neehuis zum Abgleich mit dem Obduktionsbericht. Lass dir den Namen des Hausarztes sagen. Gibt es Verwandte?«
    »Ein Neffe, wohnt hier im Ort. Zu dem hatte sie auch Kontakt.«
    »Guck, ob der was erbt.«
    »Logo. Wie weit bist du in Uttum?«, fragte Marga.
    »Gleich fertig. Gab sogar Tee und Kuchen, ansonsten wenig Brauchbares. Und alle ziemlich wortkarg, bis auf den alten Kerl mit dem Fahrrad. Und der erzählt, aber wie das Orakel von Delphi. Nur Andeutungen. Ist als Junge Melker auf dem Hayenga-Hof gewesen. In der schlechten Zeit. Alles nicht rosig, alle Männer im Krieg, schwere Zeiten, was hätten sie denn tun sollen … gearbeitet für ’n Liter Milch und ein paar ruch Tuffels.«
    Marga spürte ihren eigenen Magen ziehen. Lag das an der Erwähnung von Krieg und leerem Bauch? Sie verabredete sich mit Joki in Pewsum am Bauamt. Außerdem setzte Joki zwei Beamte auf die Befragung der direkten Nachbarschaft an. Für gewöhnlich hatten in solchen Siedlungen die Hecken Ohren.
    *
    Die Befragung der Bewohnerinnen war nicht einfach. Drei waren bettlägerig und hatten nichts bemerkt. Von den Damen im Wintergarten war einzig die Strickende in der Lage, auf Margas Fragen zu antworten. Die andere war dermaßen schwerhörig, dass Marga es aufgab, ihr ins Gesicht zu brüllen. Und den Schluckauf hatte die Frau auch immer noch. Die strickende Dame war erschüttert, die Handarbeit lag schlaff in ihrem Schoß auf dem braunen Faltenrock. » 2006 ist Theda gekommen. Bisschen

Weitere Kostenlose Bücher