Neobooks - Dreck muss weg!
während wir hier Kaffeekränzchen halten, und das ist ja wohl nicht im Sinne der rechtschaffenen Hamburger Bürgerinnen und Bürger.« Er stand auf, schenkte der Polizeipräsidentin ein schmieriges Lächeln und klopfte mit den Fingerknöcheln dreimal auf den Tisch. »Ich bin dann mal weg.«
Bevor jemand etwas erwidern konnte, knallte es. Entwarnung, es war bloß die Tür. Die Miene der Polizeipräsidentin verriet nicht, ob sie über Guntberts Zwergenaufstand verärgert war. »Nun gut, bitte kommen Sie zum Schluss, Frau Clasen.«
Gesa Clasen schlug die Beine übereinander.
Kalle fühlte sich wie im Schwitzkasten. In der Brusttasche des Jeanshemdes fingerte er nach einer Schachtel Schnoopkrom und schob sich hinter vorgehaltener Hand eine Schokopastille in den Mund.
»Workshop-Phase zwei beginnt übernächste Woche gleich am Montag. Das Dezernat für Todesermittlungen wird den Anfang machen. Wir werden Ursachen analysieren und gemeinsam konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der Führungskultur erarbeiten.«
Jau, das hatten sie sich verdient. Endlich, der Krämerladen LKA gehörte richtig aufgemischt. Kalle war 40 . Durchschnittlich segneten Männer mit 73 das Zeitliche. Sein Leben raste frontal auf den Tod zu. Er würde keine Minute mehr verlieren, sondern für sein Glück kämpfen und Gesa zum Essen einladen. Morgen bummelte er Überstunden ab, doch der Tag war schon für Eliza reserviert – Rodeln mit Kalle und Oma Emma.
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Kapitel 2
Emden, Ostfriesland
M arga Terbeek zog die Wohnungstür zu. Die Zähne fest in einen roten Apfel versenkt, sperrte sie ab. Kurz blickte sie sich im Treppenhaus um, dann deponierte sie ihren Wohnungsschlüssel unter der Fußmatte und sah vor ihrem geistigen Auge den guten alten Eduard Zimmermann die Hände vors Gesicht schlagen. Und das bei ihrem Job. Als Alternative kam nur der Blumentopf mit dem ausgemergelten Efeu in Frage. Auch blöd. Der Pott stand auf der Fensterbank, viel zu hoch, da war die Fußmatte besser. Außerdem saß Ludger, Margas Mischlingshund, auf der anderen Seite der Tür. Momentan fiepte Ludger allerdings wie ein frierendes Ferkel. Dabei hatte Marga das Haus noch nicht einmal verlassen, und die Gassirunde auf dem Emder Stadtwall war wirklich groß gewesen. Sie trommelte zum Abschied mit den Fingerspitzen an die Tür und lief die Treppe hinunter. Ihren Apfel kauend verließ sie das Haus, und ihr schlechtes Gewissen sprang gleich hinterher. Bei ihren Arbeitszeiten hätte sie sich niemals einen Hund anschaffen dürfen. Aber erstens hatte sie ihn quasi gefunden, verdreckt und verwurmt neben dem leblosen Körper eines Berbers, der seine letzte Reise ohne Hund angetreten hatte, und zweitens hatte Ludger frische Farbe in Margas Leben gebracht. Und jede Menge Haare. Das Problem war nur, dass Ludger einen ausgeprägten Freiheitssinn besaß. Er blieb eben ein Hund der Straße. Marga stieg in ihren grauen Skoda, der ein bisschen nach nassem Fell roch, und nahm sich vor, im Präsidium wegen des Hundes anzufragen. Vielleicht konnte sie mit den Kollegen von der Hundestaffel etwas aushandeln oder bekam einen verlässlichen Hundesitter. Wie musste erst Frauen mit Kindern zumute sein, die ihre zarten Ableger in Fremdbetreuung gaben? Ludger war wenigstens groß und kräftig. Heute Mittag würde Peter den Hund zum Laufen abholen; außerdem einen Blick auf die Heiztherme werfen. Sweet Pete war nicht nur ausgesprochen nett, sondern Margas handwerklich begabter Vermieter, und die Therme fiel somit in seinen Aufgabenbereich. Die letzten zwei Tage hatte Marga morgens nur kaltes Wasser zum Duschen gehabt. Grauenhaft. Entsprechend strähnig war Margas blonder Zopf – und ihre Laune vom Eiswasserguss schockgefrostet. Nicht einmal der Gedanke an Peters heilende Hände konnte daran etwas ändern. Sie fädelte den Skoda in den morgendlichen Berufsverkehr ein und fuhr in der langen Schlange aus Blech in Richtung Aurich. Seit zwei Jahren arbeitete Marga im 1 . Fachkommissariat der Polizeiinspektion Aurich, war zuständig für Mord und Totschlag in halb Ostfriesland und auf den ostfriesischen Inseln, mit Ausnahme von Borkum. Die Borkumer fielen in den Leeraner Zuständigkeitsbereich. Eine Anstellung in Emden hätte ihr die Fahrerei erspart, aber dort war keine Stelle frei gewesen. Den Wohnort wechseln kam nicht in Frage. Die Hafengeräusche, die Verladekräne – sie brauchte einfach Wasser in ihrer direkten Nähe wie Füße zum Laufen. Viele Bekannte hatte Marga nicht, und auch
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