Neobooks - Dreck muss weg!
der Intensivstation.« Guntbert schwieg. Er schien den Faden verloren zu haben.
Jette sprang für ihn ein. »Bodo ist vom Dienst suspendiert.«
Blicke konnten töten, zumindest Guntberts konnten. Jette, die offenbar kein Risiko eingehen wollte, hielt den Mund.
»Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.« Guntbert nickte Jette zu. »Dir gilt mein ganz besonderer Dank, Jette.« Der Deckel von Guntberts Aktenkoffer klappte zu.
Ein Stück Papier ragte an der Seite heraus wie eine weiße Fahne der Kapitulation. »Ich muss los.« Guntbert stand auf und verließ fluchtartig den Raum. Die Tür des Besprechungszimmers donnerte ins Schloss.
Bodo Steinhoff. Klar, irgendwo mussten diese miesen Typen sich herumtreiben, aber doch nicht in nächster Nähe! Kalle verspürte das dringende Bedürfnis nach frischer Luft. Mit großen Schritten ging er um den Tisch herum und öffnete das Fenster. Auf der Fensterbank lag eine tote Fliege. Er schnippte sie ins Nirgendwo. »Ich verstehe nicht, wieso Guntbert so heiß auf die Pressekonferenz ist? Aufs Siegertreppchen darf er diesmal nicht. Sonst hat er sich immer gedrückt und mich vorgeschickt.«
»Du bist ja auch schon groß«, sagte Marga.
Kalle lachte: »Da kann ich nix für.«
Marga wandte sich an Jette: »Hast du es Kalle immer noch nicht gesagt?«
Jettes Apfelbäckchen glühten wie der Sonnenuntergang.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit.«
Nicht aufregen. Kalle atmete aus. Die Taubenkacke vor dem Fenster war beseitigt worden. Das war doch sehr erfreulich.
»Fang ich also mit der guten Nachricht an.« Jette holte Luft. »Wer im LKA unautorisiert Informationen an das Blöd-Blatt weitergibt, habe ich nicht herausfinden können.«
»Und das ist eine gute Nachricht?« Kalle schüttelte den Kopf.
»Alles ist relativ.« Jette starrte auf ihre Finger, hob dann den Kopf und sah Kalle ernst an. »Die schlechte Nachricht lautet: Die Eltern des Mädchens, die Anzeige gegen
My Lord
erstattet haben, kennen den Staatsrat persönlich und haben ihn gebeten, nachzuforschen, warum die Ermittlungen eingestellt wurden. Die Anzeige ist von Polizeikommissariat Caffamacherreihe an das Dezernat für Sexualdelikte weitergeleitet worden, dort war sie aber nicht auffindbar. Die Staatsanwaltschaft wusste auch von nichts. Hinzu kam das Leck zum Blöd-Blatt. Der Staatsrat war auf Zinne und entschied, das LKA gründlich durchfeudeln zu lassen, und ich bekam den Job als Putzfrau.«
Die Wut war zurück, nur das Ziel für Kalles Faustschlag hatte sich feige aus dem Staub gemacht. »Guntbert hätte mich einweihen müssen. Herrschaftszeiten, er kennt mich. Warum vertraut er mir nicht? Und du hättest dir das Kaspertheater sparen können.«
»Ich würde das an deiner Stelle nicht persönlich nehmen, Kalle. Es geht um Macht und nicht um Vertrauen. Der Staatsrat hat Guntbert gebeten mitzuspielen. Das Stellenbesetzungsverfahren bei euch bot sich an, mich ohne Aufsehen einzuschleusen.«
Und was für eine schlechte Nachricht das war, die Jette lakonisch auf den Punkt gebracht hatte. Absolut darum ging es Guntbert, nur darum. Man möge Kalle einen Kotzeimer reichen.
»Fakt ist, Bodo Steinhoff hat Nick Nolte um Hilfe gebeten. Daraufhin hat Nick über seine Kompetenzen hinweg die Anzeige kassiert und die Ermittlungen eingestellt. Er nahm Bodo Steinhoff das Versprechen ab, sich krankzumelden und in dieser Zeit eine Therapie zu machen, damit er seine pädophilen Neigungen zu steuern lernt. Das ist zwar auf menschlicher Ebene anzuerkennen, aber entlarvt Nick dennoch als unprofessionell, eigenmächtig und für korrupte Handlungen generell empfänglich.«
»Und Guntbert lässt sich als Orakel des LKA auf der Pressekonferenz feiern und keiner merkt, dass er eigentlich mit leeren Händen kommt. Die Flucht nach vorne, bevor die unbekannte Petze wieder singt.«
»Jo, Kalle, so sieht’s aus.« Jette reichte ihm die Hand. »Tut mir sehr leid. Ich kann mich nur wiederholen.«
Kalle schlug ein. Für alle Ewigkeit beleidigt zu sein, war Gift für seinen jugendlichen Teint.
*
Das Taxi wartete bereits. Der Fahrer stieg aus. »Moin.« Er nahm Kalle das Gepäck ab und verstaute es im Kofferraum, während Kalle die Wagentür öffnete.
»Tschüss, Kalle. Ich wünsch dir immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.« Marga schlüpfte auf die Rückbank, und Kalle reichte ihr den Strauß. »Gute Heimfahrt, Marga. Und bitte überleg dir das mit der Bewerbung bei uns. Ich würde mich freuen.« Er gab der Tür einen
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