Neobooks - Dreck muss weg!
keinen Antrag machen. Vielleicht war sie eine Heiratsschwindlerin. Nee, er würde sich nicht wie Emma aufs Glatteis begeben, dafür war er zu unsportlich.
»Definitiv, Gesa ist Petra. Ich habe Xenia Borg überzeugen können, ihre Aussage am Montag im Präsidium zu Protokoll zu geben.«
»Du machst Witze.«
»Nee, Gespräch von Frau zu Frau.« Margas Grinsen wurde breiter.
»Warum hat sie eigentlich die Perle rausgerückt?«
»Na, sie konnte ja nicht wissen, dass wir komplett im Trüben fischen. Sonst hätte sie sich das sicher verkniffen.«
»Du nun wieder.« Kalle lachte.
»Jedenfalls hab ich sie auch danach gefragt. Keine Antwort ist auch eine, oder? Ich schätze, ihr Anwalt hat ihr ein paar Takte zu Paragraph 258 Strafgesetzbuch erzählt. Wer absichtlich die Bestrafung eines Täters verhindert, kann bis zu fünf Jahre in den Knast wandern. Der Freundschaftsdienst war ihr wohl zu teuer.«
»Wie findest du den Freund meiner Mutter?«
»Du magst ihn nicht?«
»Ich antworte, wenn du geantwortet hast.« Kalle verschränkte die Arme. In seinen Ohrläppchen kribbelte es.
»Ich find den nett.«
»Genau das wollte ich hören.«
»Hab ich mir gedacht.« Marga lachte. »Ach so, Xenia Borg will wissen, wer den Sachschaden an ihren Autos bezahlt.«
»Damit soll sie sich gerne vertrauensvoll an Guntbert Meyer wenden.«
»Seh ich auch so.«
Sie war echt ’ne Nette. Nein, er würde Marga nicht sagen, dass er gerne ihr Freund wäre, nur platonisch, selbstverständlich. Erst musste Kalle Blumen besorgen.
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Kapitel 58
Hamburg-Winterhude, Polizeipräsidium
F ritz Flemming war unglaublich groß für so einen alten Knacker. Ein ganzer Kerl, der schon zum Frühstück kleine Kinder oder zumindest rohes Fleisch verdrückte. Vom gebrechlichen Opi keine Spur. Die Tür des Vernehmungsraumes fiel ins Schloss. Marga wusste, dass Kalle hinter der verspiegelten Scheibe stand und jedes Wort aus dem Lautsprecher sofort aufsaugen würde. Dann man ran an den Speck. Vielleicht hätte Marga sich besser die Augenbrauen mit Vaseline eingeschmiert, aber Kalle hatte sich die Visage ja beim Sturz ruiniert und nicht beim Vollkontakt mit Fritz Flemmings Fäusten.
Für den Moment wirkte Flemming ganz zahm und wie in Bronze gegossen, dunkles Sakko, dunkler Rollkragenpullover, Bügelfalte und edle Lederschuhe. Die Unschuld in Person. Wahrscheinlich hatte seine Anwältin ihm geraten, einen guten Eindruck zu machen. Sie saß neben ihm, souverän in Dunkelblau, das Gesicht verspiegelt wie die Scheibe des Vernehmungsraumes. Marga hätte zu gern einen Blick dahinter geworfen, aber erst war der alte Fritz dran.
»Herr Flemming, wissen Sie, dass Ihre Tochter, Petra Flemming, sich heute Gesa Clasen nennt?«
Er strich seine Hosenbeine glatt, obwohl der faltenresistente Stoff wahrscheinlich gar nicht in der Lage war, zu knittern. »Ja, das wusste ich.«
»Und woher?«
Sein Gesicht knitterte ebenfalls nicht, sondern verzog sich zu einem Lächeln. Es lief Marga kalt den Rücken runter.
»Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander. Immer schon gehabt.«
Marga hatte das dringende Bedürfnis, den Raum zu verlassen, Fritz Flemming verursachte ihr Übelkeit.
Petra krallt die Finger in den grünen Kunstlederbezug der Pritsche. Der Kittel des Doktors ist blitzeblank und sein Lächeln auch. Sie starrt an die Decke, aus ihrem Mund dringt kein Mucks, als er die Spreizer einführt. Nur ihre Knie zittern, und sie schämt sich dafür. Am liebsten wäre sie tot, dann hätte alles endlich ein Ende. Der liebe Gott hat scheinbar ein Einsehen. Erst kommt der Schmerz, dann das Blut. Und es hört nicht auf zu strömen, läuft rot und dick aus ihr heraus. Minutenlang. Soll es nur. Sie braucht es nicht mehr. Der Doktor flucht und wird hektisch, rutscht fast aus in dem roten Meer. Bald benötigt er ein Boot, denkt Petra noch, und alles wird leicht. Sie wird sehr müde. Als sie wieder zu sich kommt, hängt sie am Tropf. Und Lisbeth ist da, die keine Miene verzieht und Petras Jacke festhält, aber nicht ihre Hand. Der Heimweg ist noch nicht das Schlimmste, sondern sein Gesicht mit dem abartigen Grinsen. Lisbeth geht in die Küche, bereitet das Abendessen vor. Er setzt sich zu Petra, streicht ihr über den Kopf. »Mein gefallener Engel«, sagt er. Dann will er, dass sie an seinem Finger nuckelt.
»Hatten Sie dieses gute Verhältnis, wie Sie es nennen, auch zur Mutter Ihrer Tochter? Zu Lisbeth Hayenga?«
Er lächelte weiter, und seine Augen studierten
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