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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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würde, das wusste er. Dann schwand das Gefühl der Bedrohung, und er drehte sich um. Unten stand das Auto zwischen den Bäumen. Am östlichen Horizont wurde es hell. Er war allein – sie waren allein.
    Zurück beim Wagen konnte er eine Schrecksekunde lang das Mädchen nicht ausmachen. Erst als er nahe genug war, erkannte er, dass sie sich schlafend auf dem Rücksitz liegend in eine unwahrscheinliche Position zusammengefaltet hatte. Als er die Tür öffnete, wachte sie mit einem erschrockenen Laut auf und machte Anstalten, sich strampelnd in die von ihm entfernte Ecke des Innenraums zurückzuziehen.
    Ross sagte halblaut: »Hey, alles in Ordnung. Alles in Ordnung.«
    Sie nahm in Zeitlupe die Füße vom Sitz und räumte verschlafen das Haar aus ihrem Gesicht. »Sind wir da?«
    »Ja.«
    »Wo sind wir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie murmelte etwas Unfreundliches, rutschte über den Sitz zur Tür, öffnete sie und streckte ihre langen Beine in den schwarzen Strümpfen. Die Kälte schien ihr nichts auszumachen. Nach einer Weile sagte sie: »Ich möchte mich jetzt umziehen.«
    Ross öffnete ihr den Kofferraum und wanderte zum zweiten Mal die Anhöhe hinauf. Als er zurückblickte, sah er sie im Zwielicht, wie sie mit gerafftem Rock zwischen den Bäumen kauerte. Er wandte sich zu dem schwarzen Watt um und wartete, bis er den Kofferraumdeckel hörte, bevor er zum Wagen zurückkehrte. Das Mädchen lehnte am Kotflügel. Sie trug jetzt Flanellhosen zu einem anderen Blazer, hatte wieder Schuhe an und einen neu frisierten, ordentlichen Zopf. Sie besaß die gleiche selbstverständliche, lässige Eleganz wie ihr Vater, fand Ross. Die Nacht auf dem Rücksitz war ihr schon nicht mehr anzumerken; sie wirkte adrett und ausgeschlafen – Privilegien ihrer Jugend und Klasse. Er hielt Abstand, um nicht zu ihr aufblicken zu müssen. Zwischen den Bäumen lagen Kleidungsstücke verstreut.
    Er sagte: »Was ist damit?«
    Sie zuckte die Schultern. »Das hat nicht wieder in die Koffer gepasst.«
    Ross sah sich um. Jemand würde hier vorbeikommen, maßgeschneiderte Klamotten in Übergröße für mehrere tausend Dollar finden und sich Gedanken machen. Er sah das Mädchen an. Sie machte nicht den Eindruck, als ob man sie dazu bringen konnte, ihre Garderobe wieder einzusammeln.
    Er sagte: »Okay, dann los.«
    Als sie wieder auf der Straße waren, war es fast vollständig hell. Das Mädchen auf dem Rücksitz sagte: »Ich habe Hunger.«
    Ross warf die Straßenkarte nach hinten. »Ich auch. Wenn wir an einem Straßenschild vorbeikommen, sehen Sie nach, wo wir sind, dann entscheiden wir, wohin wir fahren.« Als sie die Karte entfaltete, fügte er hinzu: »Wir sind am Meer.«
    »Mittelmeer oder Atlantik?«
    Ross antwortete nicht. Nach zwanzig Minuten Fahrt näherten sie sich einem Hinweisschild vor einer größeren Kreuzung, und Ross nahm den Fuß vom Gas. Sobald sie das Schild lesen konnte, entschied sie, ohne die Karte zu Hilfe zu nehmen. »Fahren Sie geradeaus.«
    »Wohin? Wie heißt der Ort? Kennen Sie den?«
    »Fahren Sie einfach geradeaus.«
    Die zusammengefaltete Karte flog von hinten auf den Beifahrersitz.
    Ross fuhr. Die Schmerzen in den Rippen und im Bein meldeten sich wieder. Die Tabletten hatten endgültig ihre Wirkung verloren und ihm einen faulen Geschmack im Mund hinterlassen. Seine Kopfschmerzen waren ein chemischer Hang-over, den er bei nächster Gelegenheit mit zwei Flaschen Wasser kurieren würde. Sein größtes Problem war jetzt die Müdigkeit. Immer wieder musste er sich mit äußerster Kraft dazu bringen, die Augen offen zu halten, weil die Fahrt eintönig war, bis die Straße direkt an der Küste entlangführte, die Wolkendecke aufriss und die Morgensonne den nassen Asphalt der Straße und den Schlick des Watts zum Glänzen brachte. Dann erreichten sie wieder die gesichtslose, hässliche Randzone einer Stadt. Es hätte jede der Städte sein können, in die sie in den vergangenen zwölf Stunden gefahren waren, nur dass in der Schweiz die Straßenränder nicht mit Abfall gesprenkelt waren. Kurz bevor die Straße ins Inland abbog, gab es eine Tankstelle wie die, an der sie in der Nacht gehalten hatten. Ross fuhr von der Straße ab.
    »Warum halten Sie? Wir sind fast da.«
    »Frühstück.«
    »Hier?«
    Ross dreht sich, so gut es ging, zu ihr um. »Um diese Tageszeit ist die Chance auf einen heißen Kaffee und ein frisches Sandwich hier am größten.«
    Das Mädchen sah nicht zufrieden aus.
    »Wenn es nichts Annehmbares gibt«, sagte

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