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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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eine oder andere Richtung zu fahren, abzubiegen oder nicht, das hing von den Schwierigkeiten ab, die er sich von einer Entscheidung erwartete. Richtig oder falsch gab es nicht, nur Alternativen, und bis es nicht mehr weiterging, war ihm der Weg des geringsten Widerstandes die beste Alternative. Ross suchte keine Herausforderung. Er machte nur einen Job, aus dem er möglichst bald mit halbwegs heiler Haut und ein paar tausend Dollar in der Tasche herauskommen wollte. Und natürlich mit einem Auftrag von Dyson.
    Der Job: Das Mädchen auf dem Rücksitz! Manchmal vergaß er für Minuten, dass er nicht alleine im Auto saß. Das Ganze fand wegen ihr und für sie statt. Es ging nicht darum, dass er mit drei Leichen davonkam, sondern er musste Whittakers Tochter sicher nach Hause bringen. Das war der Job. Tat er alles dafür? Einen Fehler, den schlimmsten, hatte er schon gemacht, als er am Flughafen in die Tiefgarage fuhr, statt an der Oberfläche zu bleiben.
    Und seitdem? Wenn ihn jemand fragen oder Erklärungen dafür verlangen würde, warum er dahin oder dorthin gefahren war, warum er den Flughafen fluchtartig verlassen hatte – er war sich nicht sicher, ob er Antworten dafür hatte. Aber darum geht es auch nicht, sagte er sich, solange wir frei und am Leben sind. Und wenn ich tot oder im Gefängnis bin, oder wenn wir im Flugzeug sitzen, fragt auch niemand mehr.
    Solange sie noch in der Nähe der Stadt waren, fuhren sie an Ackerland und Viehweiden vorbei. Die Landschaft wurde erst öder, als sie wieder in eine höher gelegene Gegend kamen. Irgendwann fand er das Mädchen nicht mehr im Spiegel und drehte sich unter Schmerzen um. Sie saß quer, in eine Ecke gelehnt, um die Beine strecken zu können, den Kopf und ihrem Arm auf der Lehne des Rücksitzes. Sie schien zu schlafen. Als er sie so sah, wurde ihm bewusst, dass er auch müde war. Wann hatte er das letzte Mal geschlafen, gegessen, getrunken? Er musste pinkeln. Und tanken. Der schwere Wagen verbrauchte Unmengen Benzin.
    Wieder erreichten sie das Randgebiet einer Stadt. Sie war kleiner als die letzte und lag auf einer Anhöhe. Diesmal umfuhr Ross den Stadtkern im Süden. Gerade, als die Sonne untergegangen war, entdeckte er an einer Ausfallstraße eine riesige neue Tankstelle. In der pastellfarbenen Abenddämmerung lag das überdimensionierte glitzernde Ding mit seinem Überfluss an Lichtern da wie ein von George Lucas erdachtes Raumschiff, das hier gestrandet war. Es war eine Selbstbedienungstankstelle, und sie waren gerade die einzigen Kunden. Ross brauchte einige Zeit, bis er die Entriegelung des Tankverschlusses gefunden und sich dann aus dem Wagen gequält hatte. Als er endlich stand, ging es einigermaßen, nur das verletzte Bein war nicht voll belastbar und zwang ihn zu hinken.
    Die Tankstelle war zugleich ein Rund-um-die-Uhr-Supermarkt. An der Kasse stand ein junger Mann mit rasiertem Schädel. Ross zahlte, fand die Toiletten, erleichterte sich und wusch sich die Hände. Im Spiegel über dem Waschbecken war er sich selbst fremd. Sein Gesicht war noch blasser als sonst, eingefallen, seine Augen alt. Über seinen Ohren entdeckte er graue Fäden in seinem zerwühlten, dunklen Haar, die ihm vorher noch nie aufgefallen waren. Er konnte sich selbst riechen. Sein Anzug war zerdrückt und verdreckt von der Rolle auf dem Tiefgaragenboden. Er brauchte eine Dusche. Eine Rasur. Am besten gleich einen neuen Anzug. Ein Haarschnitt wäre auch nicht falsch, dachte er, und eine warme Mahlzeit, ein Bier und ein Bett. Noch mal kannst du so was nicht machen, sagte er im Geist zu seinem Spiegelbild, das nächste Mal bist du zu alt für diese Scheiße. Er glättete sein Haar mit nassen Händen, richtete seine Kleidung so gut es ging und hinkte zurück zur Kasse.
    »Straßenkarte?« Er machte ein fragendes Gesicht.
    »Da drüben.«
    Der rasierte Mann hatte auf Englisch geantwortet. Ross suchte sich eine Karte aus, auf der das ganze Land drauf war, und sagte: »Sprichst du Englisch?«
    »Einigermaßen.«
    »Vielleicht kannst du mir helfen.«
    »Vielleicht.«
    Ross reichte ihm die Karte über den Tresen und sagte: »Wo bin ich?«
    Der Rasierte faltete die Karte auf, breitete sie über den Zeitungen und Süßigkeiten auf dem Kassentresen aus und drehte sie so, dass Ross sie lesen konnte. Über der offenen Karte machte er eine großartige Handbewegung und sagte mit Inbrunst: »Frankreich!«
    »Okay. Und weiter?«
    Ein haariger Finger wanderte über die Karte. »Paris, Lyon, Marseille,

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