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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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unmöglich. Auf einmal fiel ihm das Sprechen schwer. Er sagte: »Das war nicht unser Deal, Hauser. Sie verheizen mich.«
    »Was ist, wollen Sie aussteigen?«
    Ross antwortete nicht. Das Mädchen hatte Kaffee, Wasser und das Sandwich auf der Telefonkabine abgestellt und sah ihn erwartungsvoll an. Er beugte sich über den Hörer und streckte ihr einen Arm entgegen, um sie auf Abstand zu halten.
    »Sie können auch Verstärkung kriegen«, sagte Hauser.
    »Das haben Sie alles vorher gewusst«, sagte Ross leise. Und ich auch, dachte er.
    »Nein. Oder besser gesagt, wir haben angenommen, dass es nicht zu einem Zusammenstoß kommen würde, weil wir Sie haben.«
    Ross suchte nach einer Obszönität, die Hauser beleidigen würde. Es fiel ihm nichts ein. Er war wohl der einzige New Yorker, dem kein von Herzen kommendes Fuck you über die Lippen ging. Hauser sagte: »Welcher Tag ist bei Ihnen?«
    »Eh, Montag. Nein, Dienstag.«
    «Rufen Sie Freitag wieder an.« Für Hauser war die Unterhaltung beendet.
    »Halt. Warten Sie.« Ross hatte das Gefühl, überfahren worden zu sein. Ihm gingen Fragen durch den Kopf, für die er in der Eile keine Worte fand; die Frustration machte ihn sprachlos. Am liebsten hätte er das Gespräch noch einmal von vorn begonnen. Statt dessen sagte er: »Neben mir steht …, sie will mit ihrem Vater sprechen.«
    Das Mädchen riss den Hörer an sich. »Dad? Oh. Hi, Onkel Charles, wie geht’s dir? Ja. Ja. Ja. Was?!«
    Sie ließ den Hörer sinken und blickte fassungslos auf Ross hinab. »Er hat aufgelegt!«, sagte sie empört. Erschrocken sah er, dass ihre Augen feucht wurden. Fang jetzt nicht an zu heulen, dachte er, bitte. Sie fing nicht an zu heulen, es kam schlimmer. Ross konnte in ihrem Gesicht verfolgen, wie aus der Kränkung in einer Sekunde Zorn wurde. »Der Bastard hat aufgelegt!« Ihre Stimme war noch heiserer als sonst, sie knurrte fast. Dann holte sie weit aus, schlug den Hörer krachend auf das Telefon und schrie: »Hijueputacomemierda!!«
    Ross hatte es kommen sehen. Als sie zum zweiten Schlag ausholte, packte er zu. Einige Sekunden lang rangen sie um den Hörer. Das Mädchen war stark und machte mit zusammengebissenen Zähnen bedrohliche, kehlige Geräusche. Ross traute sich nicht, loszulassen, weil er fürchtete, dass sie auf ihn einschlagen würde, wie auf das Telefon. Hinter ihnen rief der Mann an der Tankstellenkasse ärgerlich etwas. Die Männer an der Kaffeebar und die Frau hinter der Theke sahen ihnen gespannt zu. Ross sagte eindringlich: »Hören Sie auf. Wir haben schon genug Schwierigkeiten. Bitte.«
    Sie starrte ihn wild an. Er zog vorsichtig am Hörer. »Bitte. Lassen Sie los. Und schlagen Sie mich nicht, okay? Ich habe schon mehr eingesteckt, als ich vertragen kann. So, jetzt. Gut. Haben Sie bezahlt? Gut. Dann los. Verschwinden wir von hier.«
    Ross fuhr über die Straße auf den Parkplatz gegenüber der Tankstelle. Er parkte an der Meerseite, wo eine niedrige Mauer aus groben Steinen die Asphaltfläche gegen eine Schüttung aus Felsblöcken abgrenzte, mit der das Ufer befestigt war. Es war Ebbe. Das Wasser hatte sich weit zurückgezogen und eine pockennarbige, von Prielen geäderte Schlickebene hinterlassen, die in der Morgensonne glänzte. Asphalt und Steine waren noch nass, aber die Wolken, aus denen es geregnet hatte, waren ins Inland abgezogen. Es sah aus, als würde es ein schöner Tag werden.
    Außer ihnen war niemand auf dem Parkplatz. Der Ärger am Telefon hatte dem Appetit des Mädchens nicht geschadet. Sie aß ihr zweites Sandwich und wanderte dabei an der Mauer auf und ab. Wenn Ross glaubte, dass sie es nicht bemerkte, betrachtete er sie neugierig. Ihr Anblick war noch keine Selbstverständlichkeit für ihn. Sie war perfekt proportioniert und hielt sich aufrecht, stellte er fest. Sie rollte weder die Schultern ein noch lief sie mit eingeknickten Knien, wie es viele übergroße Menschen tun.
    Ross trank Wasser und hoffte, dass seine Kopfschmerzen dadurch nachlassen würden. Seine Müdigkeit war überwältigend. Irgendwo in der Nähe musste es unbedingt ein Bett für ihn geben. Aber vorher … Er holte die Pistole aus dem Fußraum des Beifahrersitzes. Es war eine schwere ungarische Fünfundvierziger ohne viel Ähnlichkeit mit den amerikanischen Waffen des gleichen Kalibers. Sie musste einen Fehler haben, weil sie beim Aufschlag auf den Tiefgaragenboden von selbst losgegangen war. Ross zerlegte sie, soweit das ohne Werkzeug möglich war, warf Schlitten, Lauf, Feder und

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